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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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misslichen
Situation herauszumanövrieren. Bestes Beispiel ist die Geschichte von der
kranken Mutter. Ich frage mich wirklich, weshalb ich überhaupt Geld darauf
verschwende, sie zur Schule zu
schicken, wo sie doch bereits jetzt ein Vermögen damit verdienen könnte,
Melodramen für die Bühne und die Sensationsblätter zu schreiben.«
    Er sah sie
prüfend von der Seite an. »Ich glaube nicht, dass Sie tatsächlich so kalt und
zynisch sind, wie Sie klingen.«
    »Bei Olivia
darf man keine Milde walten lassen«, sagte sie. »Sie würde es nur
ausnutzen. Sie schlägt meiner Familie nach. Sie ist ein wahrhaft
ungeheuerliches Kind. Entweder man stellt sich dieser Tatsache und handelt
entsprechend, oder man kann dabei zusehen, wie sie geradewegs zum Teufel geht.
Ich habe aber nicht vor, sie zum Teufel gehen zu lassen. Folglich darf ich mich
keinen Illusionen hingeben oder glauben, dass sie ein normales Mädchen
wäre.«
    Es folgte
tiefes Schweigen. Bathsheba kostete es aus. Natürlich hatte ihre Hartherzigkeit
ihn schockiert. Aber als adeliger Mann von Stand hatte er auch nicht den
leisesten Schimmer davon, was es hieß, ein schwieriges Kind allein
großzuziehen. Nur wenige Frauen aus seinen Kreisen dürften es besser wissen.
Sie hatten Kinderfrauen, die sich um ihre Sprösslinge kümmerten.
    Worauf ihn
hinzuweisen sie wohlweislich verzichtete. Sie wollte sein Mitleid nicht. Sie
wollte nicht mal, dass er sie mochte – zumindest der vernünftige Teil ihrer
selbst wollte das nicht. Die vernünftige Bathsheba war froh, dass das
Verschwinden der Kinder ihnen Anlass zum Streit gegeben hatte. Feindselige
Gefühle würden sie auf sicherem Abstand halten.
    Nach einer
ganzen Weile sagte er unwirsch: »Sie meinten vorhin, die beiden wären mit einem
Bauern mitgefahren. Wissen Sie zufällig auch, in welche Richtung?«
    »Der
gutgläubige Bauer bot ihnen an, sie bis Brentford mitzunehmen«, erwiderte
Bathsheba. »Sie will nach Bristol, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Warum
sollte ein Piratenschatz ausgerechnet in Bristol vergraben
liegen?«, fragte er zweifelnd.
    »Es gibt
keinen Schatz«, klärte Bathsheba ihn auf. »Das ist nur eine Legende.
Edmund DeLucey war auch gar kein richtiger Pirat. Das habe ich Olivia schon
unzählige Male zu erklären versucht. Die Mühe hätte ich mir sparen können.
Reine Zeitverschwendung.«
    »Und die
Wahrheit ist?«
    »Die
Wahrheit ist, dass mein Großvater wie Olivia Ideen hatte. Er hatte die Idee,
Pirat zu werden«, sagte sie. »Aber der Reiz des Piratcnlebens verblasste
schnell. Edmund war ein Dandy oder ein Geck oder wie immer man sie damals
genannt hat. Piraten, so musste er bald feststellen, waren ungeschliffene,
schlecht gekleidete, schmutzige Barbaren, noch dazu mit schlechten Manieren.
Ganz und gar nicht Edmunds Stil. Ein unter Piraten allem Anschein nach weit
verbreiteter Mangel an Intelligenz führte zu der Unsitte, dass die garstigen
Gesellen sich erschreckend häufig verstümmelt, in Stücke gehackt, ertränkt oder
an den Galgen geknüpft fanden.
Auch nicht gerade nach seinem Geschmack. Schmuggeln entsprach Edmunds
Vorstellungen schon eher. Mit der englischen Obrigkeit Katz und Maus zu spielen
fand er sehr vergnüglich. Am liebsten unternahm er höchst gewagte Beutezüge in
der Mündung des Severn, nur wenige Meilen vom Familiensitz der DeLuceys
entfernt.«
    »Ach
ja«, sagte Rathbourne. »Das hatte ich vergessen. Die ... ähm, die anderen
DeLuceys ...«
    »Die
guten«, half sie ihm aus.
    »Die
weniger aufregenden«, befand er. »Wenn ich mich recht erinnere, befindet
ihr Stammsitz sich in der Nähe von Bristol.«
    »Genau.
Jeder der Ungeheuerlichen DeLuceys weiß bestens über Throgmorton Bescheid, aber
sie wissen auch, dass sie besser daran tun, sich dort nicht blicken zu lassen«,
sagte sie. »Was
sie indes nicht davon abhält, sich Edmund DeLuceys zu rühmen und mit ihrem
berüchtigten Vorfahren zu prahlen. Vielleicht lag es ja daran, dass auch Jack
eine rebellische Ader hatte, aber auf jeden Fall konnte er gar nie genug davon
hören. Als Olivia noch ganz klein war, hat er ihr schon von ihm erzählt.
Piratengeschichten – das waren die Gutenachtgeschichten, die sie von klein auf
von ihrem Vater zu hören bekam. Ich hatte gehofft, dass sie mit zunehmendem
Alter begreifen würde, dass der vergrabene Schatz nur eine Erfindung ist. Ein
Märchen, so wie Tausendundeine Nacht.«
    »In
Anbetracht der Umstände ist ein Schatz aber nicht ganz unwahrscheinlich«,
meinte Rathbourne. »Ein

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