Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
Vom Netzwerk:
seiner Faszination angesichts dieser Frau, über das, was
sie sagte, und das, was sie dachte.
    Ihre
Gedanken! Die Gedanken einer Frau!
    Aber es
ließ sich nicht leugnen. Er war sich der zunehmenden geistigen Vertrautheit mit
ihr bewusst und so befangen deswegen, dass er schlecht so tun konnte, als wäre
da nichts. Zu sehr war er sich dessen bewusst, dass etwas in der Luft lag –
oder in der abendlichen Dämmerung oder in ihr –, das ihn unbedacht werden und
ihn Dinge sagen ließ, die er nicht im Traum zu jemandem sagen würde, schon gar
nicht zu einer Frau.
    Zugleich
war er sich einer Distanz zwischen ihnen bewusst, die so groß war, als wäre ein
Ozean zwischen ihnen, und einer nahezu verzweifelten Wut darüber, dass er diese
Distanz zu wahren hatte. Die Wut bereitete ihm vielleicht die meisten Sorgen.
Auf jeden Fall war es alles etwas viel auf einmal. Er konnte nicht mehr denken,
weil er Ordnung brauchte, um denken zu können, und zurzeit gab es nur
Unordnung. Chaos.
    »Die Pläne
meiner Mutter sahen vor, mich in den Adel einheiraten zu lassen«, erzählte
sie weiter, ihre Stimme noch immer gespannt, ihr Rücken straff und
kerzengerade. »Ich sollte der Schlüssel sein, der den Ungeheuerlichen DeLuceys
die Türen zur guten Gesellschaft öffnete.«
    Mehr noch
als ihre Worte verrieten ihr Ton und ihre Haltung, wie viel der Ehrgeiz ihrer
Mutter sie gekostet hatte. Wäre sie nicht verletzt, vielleicht tief gedemütigt
worden, würde Bathsheba auch diese Episode ihres Lebens mit dem üblichen Humor
erzählt haben. Er wollte mehr wissen, immer mehr ... doch sein Verstand sagte
ihm, dass es vernünftiger wäre, nichts weiter zu erfahren. Auch so empfand er
mehr für sie, als gut für ihn war.
    »Alle
Mütter wünschen sich, dass ihre Töchter eine gute Partie machen«, sagte er
betont leichthin, in der Hoffnung, auch der Unterhaltung wieder einen
leichteren Ton zu geben. »Sie arrangieren und intrigieren und kennen in dieser
Hinsicht keine Skrupel.« Er hielt kurz inne. »Genau wie mein Vater.«
    Sie horchte
auf. »Ihr Vater?«
    »Ja, ich
weiß«, meinte Benedict. »Es ist schockierend. Aber er beschränkt seine
taktischen Manöver nicht auf die Politik. Er hat es sich in den Kopf gesetzt,
dass all seine Söhne vermögende Frauen heiraten sollen. Und bislang hat noch
keiner ihn enttäuscht. Sogar Rupert, den er gemeinhin als hoffnungslosen Fall
bezeichnet, ist seinen Erwartungen gerecht geworden.«
    »Und
Sie?«, fragte sie.
    »Oh, ich
wurde schon immer von derlei finanziellen Erwägungen ausgenommen«, sagte er.
»Schließlich werde ich eines Tages alles erben.«
    Das Thema
schien sie ein wenig von ihrem Unglück abgelenkt zu haben, denn ihre starre
Haltung entspannte sich etwas.
    »Alle
Mütter müssen Ihnen ihre Töchter förmlich aufgedrängt haben«, meinte sie.
»Sie dürften es noch immer tun.«
    Er zuckte
nur die Achseln. »Damals habe ich von dem Intrigieren und Arrangieren der Mamas
und Anstandsdamen kaum etwas mitbekommen. Ich habe mir keine Gedanken darüber
gemacht, aber für die Mädchen muss es schrecklich sein – zumindest für jene,
die ein gewisses Maß an Feingefühl und Intelligenz haben. Was nicht heißen
soll, dass ich derlei subtile Eigenschaften zu jener Zeit bemerkt hätte. Ich
habe zuerst auf ihre Gesichter geachtet und auf ihre Figur, danach darauf, ob
mir ihre Stimmen angenehm waren, zuletzt auf ihr Auftreten und ihr
Benehmen.« Er meinte zu spüren, wie sie sich zunehmend entspannte, bis sie
ihm schließlich auch wieder den Blick zuwandte. »Sie wollen mich auf den Arm
nehmen«, sagte sie. »So wie Sie es schildern, könnte man meinen, sich eine
Braut zu suchen wäre dasselbe wie sich ein neues Pferd bei ... Wie heißt noch
gleich das Auktionshaus? Taver...«
    »Tattersall's«,
sagte er.
    »Sich ein
neues Pferd bei Tattersall's auszusuchen. Das ist es also, was Männer von den
berühmten Almack's Assembly Rooms denken – eine einzige große Fleischbeschau?
Ziehen Sie Reputation und Persönlichkeit der Mädchen denn gar nicht in
Betracht?«
    »Wäre die
Reputation der Mädchen nicht unbescholten, wären sie gar nicht auf dem
Heiratsmarkt«, erwiderte er. »Zumindest würden sie nicht bei Almack's
verkehren.« Nie im Traum wäre seine Wahl auf ein Mädchen gefallen, dass
nicht bei Almack's verkehrte. Dass er nicht wegen des Geldes heiraten musste,
hieß noch lange nicht, dass Lord Hargates Erbe heiraten konnte, wen immer er
wollte. Oder wann immer er lustig war. Benedict kannte die Regeln.

Weitere Kostenlose Bücher