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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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das
Ihr Vater gesagt?«
    »Mehr oder
minder. Ich erinnere mich kaum an seine Standpauken, nur noch an den Schluss.
Er pflegte dann stets zu seufzen und zu sagen, wie sehr er sich doch Töchter
wünsche.«
    »Das dürfte
wohl nur elterlicher Unmut gewesen sein«, befand sie. »Die wenigsten
Männer – und Adelige schon gleich gar nicht – hätten lieber Töchter als
Söhne.«
    »Doch, er meint das ernst«, beharrte Benedict. »Er hat es
seitdem unzählige Male gesagt.«
    »Noch
immer?«
    «Ja.«
    »Aber
warum? Seine Söhne sind doch mittlerweile aus dem Gröbsten raus. Sie sind
allesamt erwachsen.«
    »Sie
entsprechen aber nicht seinen Vorstellungen«, sagte Benedict.
    Verwundert
drehte sie sich um und sah ihn an. »Nicht einmal Sie? Lord Perfect?«
    »An
durchschnittlichen Erwartungen gemessen mag ich perfekt sein«, wandte
Benedict unbescheiden ein. »Mein Vater misst jedoch nie mit durchschnittlichem
Maß. Manchmal zweifle ich daran, ob er überhaupt ein menschliches Wesen
ist.« Schnell fügte er hinzu: »Zumindest hat er uns nie Gutenachtgeschichten
erzählt. Ich wusste
überhaupt nicht, dass Eltern so etwas tun.«
    »Dann
dürfte es ebenso unwahrscheinlich sein, dass Jacks Eltern ihm welche erzählt
haben«, sagte sie. »Die Ungeheuerlichen DeLuceys müssen ihn verdorben
haben.«
    »Nicht unbedingt«, sagte er. »Sie meinten, er hätte eine
rebellische Ader gehabt. Vielleicht wollte Ihr Mann ja – ähnlich wie Peregrine
– ein anderes Leben führen als seine Eltern. Vielleicht entsprach es seinem
Wesen, sich den Konventionen zu widersetzen.«
    Und bei den
DeLuceys musste Jack Wingate eine Freiheit kennengelernt haben, die ihm in der
respektablen Gesellschaft unmöglich gewesen wäre. Er hatte eine Welt ohne
Regeln gefunden.
    »Zugegeben,
er tat sich nicht gerade schwer damit, sich uns anzupassen«, sagte sie.
»Aber Jack wusste stets zwischen Wunschdenken und Wahrheit zu unterscheiden,
was sich keineswegs von allen meinen Verwandten behaupten lässt. Sie erfinden
die haarsträubendsten Geschichten, und vielleicht sind ihre Lügen auch deshalb
so überzeugend, weil sie selbst ganz fest daran glauben. Bei Olivia muss es
genauso sein. Nur so kann ich mir erklären, dass sie überhaupt zu dieser
Schatzsuche aufgebrochen ist.«
    »Sie
braucht eine Gouvernante«, sagte er – und verwünschte sich sogleich für
seine unbedachten Worte. Wie konnte er nur etwas derart Dummes sagen? Warum
nicht gleich noch zu einer Heerschar von Dienstboten raten und einem nettem
Haus auf dem Land, weit weg von Londons verderblichen Einflüssen?
    Mit
glühenden Wangen wartete er auf eine sarkastische Bemerkung über die Ignoranz
der oberen Stände.
    »Ganz meine
Meinung«, sagte sie indes und überraschte ihn abermals, wie sie es nur
allzu gut verstand. »Das steht als Nächstes an. Miss Smithson führt eine gute
Schule, aber das ist längst nicht dasselbe. Ich hatte eine Gouvernante – einen
wahren Drachen. Selbst Papa fürchtete sich vor ihr. Aber genau das war der
Punkt. Wenn sie meinen Vater nicht hätte einschüchtern können, würde sie
herzlich wenig Chancen gehabt haben, einen bleibenden Eindruck bei mir zu hinterlassen.«
    »Wollen Sie
damit etwa sagen, dass auch Sie kein artiges Kind waren?«, fragte er. »Von
wem hätte ich lernen sollen, artig zu sein?«, erwiderte sie.
    »Von
irgendjemandem müssen Sie es gelernt haben«, fand er. »Sie sind eine
Dame.« Sie wandte sich ab, sah starr geradeaus und faltete die Hände im
Schoß.
    »Doch, sind
Sie«, beharrte er. »Gar keine Frage – und ich kenne mich auf diesem Gebiet
aus.«
    »Ich musste
eine Dame sein«, sagte sie knapp. »Meine Mutter hatte ehrgeizige Pläne mit
mir.«
    »Daher die
drakonische Gouvernante«, stellte er fest.
    »Ich muss
gestehen, dass auch ich ehrgeizige Pläne mit Olivia habe.«
    »Sie wollen
sie davor bewahren, zum Teufel zu gehen«, sagte er und wich einem von
unbeholfener Hand gelenkten Gig aus. »Ein sehr ehrenwerter Ehrgeiz.«
    »Sie
brauchen nicht taktvoll zu sein«, meinte sie. »Ich weiß genau, was Sie
denken.«
    »Das wage
ich zu bezweifeln«, entgegnete er. Nicht einmal er wusste genau, was er
dachte. Er war sich der stark befahrenen Straße bewusst und seiner Ungeduld wegen
der daraus resultierenden Verzögerung. Er war sich seiner Angst um Peregrine
und Olivia bewusst, der Zeit, die verstrich, und der einsetzenden Nacht. Er war
sich der Frau neben ihm bewusst, ihrer Wärme und körperlichen Nähe ... und –
weitaus gefährlicher –

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