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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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zu
fahren. Ich wollte Sie keineswegs ignorieren. Sie sind überhaupt nicht zu
ignorieren. Aber ich habe mich ganz in Gedanken verloren. Ich wünschte, Sie
hätten mich daran erinnert, ab und an etwas zu sagen, um Ihnen die Zeit zu
vertreiben.«
    »Mir war
nicht langweilig«, sagte sie. »Ich hatte selber einiges, über das ich
nachdenken musste.«
    Es folgte
ein kurzes Schweigen, dann meinte er: »Ich bin wohl nicht besonders
aufmerksam.«
    »Es gibt
sehr viel, was Sie beschäftigt«, sagte sie. »Besonders jetzt.«
    »Ich bin
nicht aufmerksam«, wiederholte er ungeduldig. »Endlich wird mir das
bewusst ... wenngleich die Einsicht lange auf sich hat warten lassen. Und was
fange ich nun mit dieser wertvollen Erkenntnis an? Ich habe jetzt so viel Zeit
mit Ihnen verbracht – mehr Zeit, als ich seit meiner Kindheit wohl je mit einer
Frau verbracht habe. Und doch, obwohl ich das meiste aus der uns verbleibenden
Zeit machen will, falle ich in alte
Gewohnheiten zurück.«
    »Es ist
nicht Ihre Pflicht, mich zu unterhalten«, versicherte sie ihm. »Sie
sollten auf die Straße achten und ...«
    »Du hast
dich gewundert, wie meine Frau mir eine Fremde sein konnte«, unterbrach er
sie, und seine Stimme klang angespannt. »Genau so. Ein Mangel an Gesprächen.
Ein Mangel an ... Herrgott, ich weiß es nicht. Ich habe sie wie ein ... wie ein
schönes Möbelstück behandelt – sie, eine Dalmay. Sie hätte in einem Meer aus
Gefühlen schwimmen müssen. Sie brauchte Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass sie
sich anderem zugewandt hat.«
    Dieser
unerwartete Gefühlsausbruch überraschte Bathsheba zu sehr, als dass sie etwas
hätte sagen können. Stumm schaute sie ihn an. Sein nobles Profil wirkte wie
erstarrt und zeichnete sich scharf gegen das Licht der Kutschenlampe ab.
    »Nein,
keinem anderen Mann«, sagte er. »Zumindest nicht so wie du denkst. Sie
geriet in den Bann eines Predigers. Er überredete sie – und etliche andere
fehlgeleitete Geschöpfe –, die Armen zu bekehren und ihnen Erlösung zu bringen.
Also verteilten sie Bibeln in den Slums und predigten den Armen – die sich
indes nur lustig über sie machten oder, schlimmer noch, sich gar verhöhnt
fühlten. Auch ich habe verschiedentlich mit den Armen zu tun, Bathsheba. Es
mangelt ihnen an allem, und sie brauchen vieles, aber ich wage sehr zu
bezweifeln, dass sie adeliger, in die neueste Mode gewandeter Damen bedürfen,
die ihnen vorhalten, wie stolz, eitel und lasterhaft sie seien.«
    Sie sehnte
sich danach, ihn zu berühren, ihre Hand auf seinen Arm zu legen. Doch sie
konnte es nicht. Es war Nacht, aber dies war keine einsame Landstraße. Dies war
die Hauptdurchgangsstraße durch Englands berühmtestes Kurbad.
    »Ich habe
mich geirrt«, meinte sie. »Vielleicht war sie ja doch recht
emotional.«
    »Ich wünschte, sie hätte Dinge nach mir geworfen«, sagte
er. »Aber ich ahnte ja nicht das Ausmaß und die Tiefe ihrer ... ihrer
Leidenschaft für diese Sache. Ich wusste kaum, was sie da eigentlich genau machte,
denn ich habe nie gefragt. Ich tat es ab als eine typisch weibliche Anwandlung,
die bald wieder vergehen würde. Ich hätte sie von ihrem Tun abbringen sollen.
Stattdessen ließ ich mich nur ab und an zu sarkastischen Bemerkungen herab, die
sie ohnehin nicht verstand. Danach wandte ich mich wieder meinen so viel
bedeutsameren Angelegenheiten zu und vergaß sie einfach.«
    »Du hast
sie nicht geliebt«, stellte sie fest.
    »Das ist
keine Entschuldigung«, entgegnete er verärgert. »Immerhin habe ich sie
geheiratet. Ich war für sie verantwortlich. Die Pest soll mich holen – Ada war
die Schwester meines ältesten Freundes, und ich habe sie einfach ignoriert!
Meiner Vernachlässigung ist es zu verdanken, dass sie sich in den
Elendsvierteln herumtrieb, den Armen Fegefeuer und ewige Verdammnis prophezeite
und sich ein Fieber einfing, das sie binnen dreier Tage dahinraffte.«
    »Jack ritt
ein Pferd, das zu reiten man ihn mehrmals gewarnt hatte«, sagte sie. »Das
Tier warf ihn ab. Er brauchte drei Monate, um zu sterben.«
    »Das ist
nicht dasselbe«, meinte er.
    »Weil er
ein Mann war und sie eine Frau?«, fragte sie.
    »Weil deine
Ehe ein Erfolg war, obwohl die Welt sie missbilligte«, erwiderte er.
»Meine war ein Misserfolg, obwohl alle Welt die Verbindung begrüßt hat.«
    »Dazu
bedarf es stets zweier«, erinnerte sie ihn an seine Worte, nachdem sie
sich das erste Mal geliebt hatten. »Manch unkluge Heirat kann sich prächtig
entwickeln – zumindest für die

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