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Loriot - Biographie

Loriot - Biographie

Titel: Loriot - Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Lobenbrett
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Schülern auch deshalb geschätzt, weil er Kritik stets so verpackte, dass man sie zwar kaum bemerkte, jedoch immer auf die Schwachpunkte seines Schaffens hingewiesen wurde. Bei gleichermaßen sensiblen wie zum Übermut über das eigene Können neigenden Kunststudenten eine überaus wichtige Fähigkeit.
    So konnte auch Vicco von Bülow eine solche Episode berichten. Der beflissene Student hatte eines Tages im Hamburger Tierpark Hagenbeck einen Papagei gezeichnet. »Eine nichtswürdige Federzeichnung mit leichter Hand in schwarzer Tusche«, wie er selbst später urteilte. Bei der freitäglichen »Korrektur«, einer Art wöchentlichen Kritikkonferenz, bei der die Arbeiten aller Studenten vor versammelter Klasse an die Wand gepinnt und von Grimm beurteilt wurden, wurde auch jenes Werk aufgehängt. Grimm nun, so erzählte von Bülow später, habe nur innegehalten und den Papagei ein paar Sekunden lang fixiert, um dann im Weitergehen kurz zu bemerken: »Ja, ja, mit dem Strich ist viel Geld zu verdienen …«
    Keine harsche Bemerkung, wie es scheint, schon gar nicht kränkend, vernichtend, aburteilend oder sonst wie negativ behaftet. Doch nicht so für den jungen Vicco von Bülow. »Da der Boden der Landeskunstschule sich nicht auftat, durchlitt ich den Augenblick in seiner ganzen Schande. Ich hatte meinen Lehrer verstanden und wohl mehr gelernt, als sonst in einem ganzen Semester. Nie mehr hatte ich seitdem versucht, Erfolge durch Konzessionen an einen minderen Geschmack zu erkaufen.« [53] Wie wir heute wissen, war das tatsächlich eine Maxime, die er sein Leben lang beherzigte.
    Vicco von Bülow war Grimm immer dankbar, weil er ihm »den Respekt vor der rechteckigen weißen Fläche mitgegeben hat und damit das Augenmaß für die Proportionen unseres Lebens« [54] . Aus dem ziellosen Kriegsheimkehrer hatte er einen Mann gemacht, der im Leben verankert war. Er hatte ihm eine Perspektive eröffnet. Eine Perspektive, die ihn auf einen Weg führen sollte, für den ganz Deutschland einmal diesen Loriot verehren würde. Allein den Erfolg bei den weiblichen Studenten neidete von Bülow dem gut aussehenden und charmanten Professor. Die Bewunderung der Frauenwelt fiel ihm – ganz anders als den meisten Studenten – wie von selbst zu. Seine große Liebe musste Vicco deshalb außerhalb der Landeskunstschule suchen.
    Immerhin: Er fand sie.

Romi
    Der Krieg war auch an den Schlumboms in Hamburg nicht spurlos vorübergegangen. Zweimal wurde die Familie des Hamburger Kaufmanns Peter Schlumbom ausgebombt. Vom einstigen Wohlstand war ihnen nicht viel geblieben. Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren sie sicherheitshalber in die hanseatische Heimatstadt zurückgekehrt. Peter Schlumbom machte damals Geschäfte mit Japan und China, und seine Frau Frieda Kuß folgte ihm natürlich in alle Ecken und Winkel der Welt, wie es seinerzeit üblich war. So wurde auch das Töchterchen schon frühzeitig zur Weltenbummlerin: Geboren wurde Rose-Marie Schlumbom am 22. Juni 1929 in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, eingeschult hat man sie im Sommer 1935 in Kobe, der japanischen Hafenmetropole.
    Der Teenager Romi, wie Rose-Marie stets nur genannt wurde, schaffte trotz schwerer Zeit die mittlere Reife, besuchte anschließend die Fachhochschule an der Armgartstraße in Hamburg, studierte Modedesign, lernte zeichnen und schneidern, erfuhr alles über die menschliche Anatomie. Anfang 1948 versuchte sie in einem Hamburger Zeichentrickstudio ein wenig Geld zu verdienen. Die dortige Konkurrenz mit einem Kunststudenten tat ihr allerdings nicht gut, weswegen sie dort irgendwann ausstieg.
    Sie besuchte eines Abends den Faschingsball der Landeskunstschule, und dorthin hatte sich auch der junge Kunststudent Vicco von Bülow verirrt. Die beiden sahen sich, sie sprachen miteinander und alle Konventionen, die vielleicht einmal gegolten haben mögen, waren obsolet. Wie bei vielen Kriegskindern wurde alles über den Haufen geworfen, was ihnen in der Kindheit und Jugend mitgegeben worden war. »Alles wurde zusammengewürfelt, nichts blieb, wie es war. Eher selten hätten preußische Offiziere Hamburger Kaufmannstöchter geheiratet«, erinnerte sich Romi von Bülow viele Jahrzehnte später. [55] Aber ein Offizier würde Vicco von Bülow ohnehin nicht mehr werden, auch wenn er immer noch nicht wusste, wohin er wollte. Und schon gar nicht ahnten beide, welche Karriere dieser schüchterne Vicco von Bülow machen würde.
    An einem kühlen Februarmorgen des Jahres

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