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Loriot - Biographie

Loriot - Biographie

Titel: Loriot - Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Lobenbrett
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neuen Machthaber zu entgehen. Fünf seiner Bilder wurden als entartet degradiert und aus der Hamburger Kunsthalle entfernt. Willem Grimm wurde auch zur Wehrmacht eingezogen, überstand den Krieg aber ohne Fronteinsatz in Wedel bei Hamburg und Kampen auf Sylt. Sein künstlerisches Œuvre allerdings wurde zu einem beträchtlichen Teil während eines Bombenangriffs im Jahr 1943 zerstört. 1946 wurde Grimm wieder an die Hamburger Landeskunstschule berufen, als Professor für »Freie Malerei«.
    Von den Wirren inmitten der kriegszerstörten Stadt mit ihrem Gerangel um den Schwarzmarkt, der Zerstörung, dem Wiederaufbau, dem Hunger und auch der Hoffnung, bekam die Klasse wenig mit. Sie war eine künstlerische Enklave, vertieft in die Faszination der Striche und der Farben. Willem Grimm tat das Seinige dazu, er kaprizierte sich nicht auf das Kernfach, die Malerei, sondern brachte den Männern und Frauen auch die Literatur und die Musik nahe. Bitter nötig, nachdem diese in ihrer gesamten Jugend von kulturloser Barbarei umgeben waren. Es kam vor, dass er seinen Plattenspieler in die Klasse brachte und den Schülern Mozart, Bach und Beethoven vorspielte. »Willem Grimm genügte es nicht, uns eine gewisse Fertigkeit im Malen und Zeichnen zu vermitteln, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Es gelang ihm, eine ständige, neugierige Aufregung wachzuhalten, Musik und Literatur wie selbstverständlich in das Ringen gegen eine unproportionierte Aktzeichnung, gegen die Tücken eines in Verwesung übergehenden Stillebens mit Fisch einzubeziehen.« [51] Und natürlich lernten sie die Welt der Malerei kennen, eine Kunst, deren beeindruckendste Werke noch drei Jahre zuvor als »entartet« diffamiert wurden. Vicco von Bülow und seine Kommilitonen sahen zum ersten Mal Bilder von Max Beckmann, Paul Klee, Emil Nolde oder Pablo Picasso.
    Aber der Anfang war auch schwer. Am 3. Januar 1946 schon begann der Unterricht in der Klasse von Willem Grimm. Der Schuldirekor Friedrich Ahlers-Hestermann schrieb später in seinen Erinnerungen: »Es fehlte an allem … auch in den erhaltenen Räumen waren die Fenster ohne Glas, Heizung gab es zunächst nicht. Der Lehrkörper war neu zu berufen, Zeichen- und Malmaterial war äußerst rar … Das Direktorzimmer war im Prunk seiner schweren Täfelung und der (freilich abbröckelnden) Kassettendecke erhalten geblieben. Da saß ich nun, in Mantel und Decken gehüllt …« [52]
    Den Schülern um Willem Grimm dürfte es nicht viel anders gegangen sein. Das 1913 errichtete Schulgebäude war stark beschädigt worden. Der Nordflügel ausgebrannt, vom Mittelbau waren nur ein paar Räume übrig und lediglich der Südflügel, ein Verbindungstrakt und der Bau im Osten mit den Werkstätten waren einigermaßen unversehrt geblieben. Das klingt zunächst noch recht komfortabel, aber diese verbliebenen Räume mussten sich die Kunststudenten mit Firmen und Betrieben aus der Umgebung, die ausgebombt worden waren, teilen.
    Der Grimm’schen Klasse konnten diese Umstände in ihrem Enthusiasmus wenig anhaben. Der Professor begann mit realistischen Betrachtungen in den Stilformen Stilleben, Landschaft und Figur. Dabei setzte er auf verschiedene Techniken, neben dem Malen und Zeichnen auch auf Holz- oder Linolschnitt. Der chronische Materialmangel wurde durch Fantasie ausgeglichen. Wenn mal wieder keine Leinwand zur Verfügung stand, bemalten die Studenten eben Pappe, Packpapier oder alte Dokumente. Wenn es an Ölfarben mangelte, mischte man sich Eitempera zusammen, eine Art Ersatzfarbe aus Eigelb, Leinöl und Wasser. Druckstöcke bastelten sie sich aus Holzresten oder alten Sperrholzplatten.
    Die Naturbilder ließ Grimm nicht in der ausgebombten Kunstschule anfertigen, er fuhr mit den jungen Leuten hinaus aufs Land, wo unter dem Einfluss des Lichts, der Gerüche und der Geräusche ganz besondere Werke entstanden. Bei diesen Landfahrten kam man sich auch menschlich näher. Denn die illustre Gruppe übernachtete in Jugendherbergen oder auch auf Heuböden, kochte gemeinsam oder hörte Musik.
    Willem Grimm ging natürlich mit seinen Schülern auch in die Ausstellungen der großen Impressionisten und Expressionisten, die schon kurz nach dem Krieg die Hamburger wieder an all das Schöne heranführen sollten, von dem ihnen Jahre zuvor erzählt worden war, es sei »entartet«.
    Voller Achtung beschrieb Vicco von Bülow den prägenden Lehrer, der sich Respekt nicht verschaffen musste, sondern ihn einfach besaß. Grimm wurde von seinen

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