Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loriot - Biographie

Loriot - Biographie

Titel: Loriot - Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Lobenbrett
Vom Netzwerk:
gekommen« zum letzten Mal abgedruckt, erst im November 1953 »begnadigte« Henri Nannen den Zeichner.
    Weit weniger Probleme hatte Vicco von Bülow mit der seit Juni 1953 in der Kinderbeilage des Stern abgedruckten Serie »Reinhold das Nashorn«. Sie war vom Bann des Patriarchen ausgenommen und erschien schließlich beachtliche 17 Jahre lang.
    Gelohnt hat sich die Aufregung um die Hunde-Serie dennoch, denn nicht nur erstmals bundesweite Aufmerksamkeit war Vicco von Bülow dadurch zuteilgeworden, auch seinen langjährigen Verleger Daniel Keel, der kurz zuvor in Zürich den Diogenes Verlag gegründet hatte, sollte er durch die Serie kennenlernen. Und mit ihm ein Leben lang zusammenarbeiten. Erst bot er die umstrittenen Bildepisoden dem etablierten Hamburger Rowohlt Verlag an. Erfolglos jedoch. Ernst Rowohlt höchstpersönlich sagte zu dem Nachwuchszeichner: »Junger Mann, recht hübsch, aber kein Buch.« [66] Diesen Irrtum soll man im Verlag noch heute bereuen.
    Mitte Oktober 1953, kurz nach Ende der Frankfurter Buchmesse, schrieb ihm die Buchhändlerin Lieselotte Büchner, die von Bülow als »Schwester meiner Jugendliebe« vorstellte. Sie habe auf ebenjener Messe diesen jungen Verleger kennengelernt, den sie auf Mitte 20 schätzte (tatsächlich war Keel gerade erst 23 geworden) und den sie als »amüsant« und als Inhaber von »Stehhaaren und kariertem Hemd« charakterisierte. Er habe ihr erzählt, schrieb Buchhändlerin Büchner weiter, er suche moderne deutsche »Witzzeichner«. Sie empfahl dem jungen Vicco, ihn doch mal zu kontaktieren. Seine Karte legte sie bei. Und sie schloss: »Der Mann ist gelernter Buchhändler und vermutlich geschäftlich zuverlässig.« [67]
    Womit sie ziemlich richtig lag. Der Schweizer Daniel Keel hatte zwar mit 14 Jahren die Schule abgebrochen und eine Lehre als Buchhändler angefangen. Aber trotz seiner Jugend war Keel mit dem Diogenes Verlag in Zürich 1952 (da war er kaum 21 Jahre alt) eine aufregende Neugründung gelungen. In den folgenden Jahrzehnten würde Diogenes an die 6000 Titel mit einer Gesamtauflage von fast 200 Millionen Exemplaren veröffentlichen.
    Der Beginn aber war bescheiden und sehr holprig. 1952 publizierte Keel sein erstes Buch, die makabren Zeichnungen des britischen Cartoonisten Ronald Searle mit dem Titel Weil noch das Lämpchen glüht . Der Erfolg war bescheiden, aber schon hier war ein feines Pflänzchen am Sprießen. Zum einen, weil ja bald ein anderer Cartoonist in Keels Verleger-Leben treten würde, zum anderen, weil Friedrich Dürrenmatt das Vorwort schrieb. Der Schweizer Dramatiker würde alle seine eigenen Werke bei Keel verlegen lassen – worauf dieser sehr stolz sein konnte.
    Größeren Erfolg als mit dem Buch von Searle versprach sich Keel von Vicco von Bülow, der dem Rat Frau Büchners folgte und bei Keel anrief. Vicco von Bülow reiste daraufhin nach Zürich, wo er ein gediegenes Verlagsgebäude erwartete, aber die von Keel angegebene Adresse war seine – nicht sonderlich geräumige – Privatwohnung. Die Verlagsmanuskripte hatte Keel unter das Bett geschoben. Dennoch oder gerade deswegen waren sich die beiden umgehend sympathisch und beschlossen eine Zusammenarbeit. Schon ein Jahr später, 1954, konnte Loriots erstes Buch, respektive Büchlein, Auf den Hund gekommen auf der Buchmesse zu Frankfurt vorgestellt werden. Ebenfalls 1954 erschienen im Stuttgarter Blüchert Verlag die ersten Folgen von »Reinhold das Nashorn« in Buchform.
    Und auch privat hatte sich das Leben des Vicco von Bülow in eine hoffnungsvolle Bahn begeben: Am 25. Januar 1954 wurde Töchterchen Bettina geboren.

Der Ruf aus München
    Bereits im Jahr 1952 hatte Vicco von Bülow versucht, einige seiner Zeichnungen bei den Zeitschriften Weltbild und Quick unterzubringen. Im Oktober 1953 startete er einen weiteren Versuch, wieder jedoch bekam er von Helmut Wahl, dem zuständigen Redakteur, eine negative Antwort. Wahl jedoch erkannte durchaus das Potenzial des Zeichners und schickte ihm eine Karikatur aus der Saturday Evening Post , um von Bülow den Stil zu demonstrieren, den man sich im Münchner Thomas Martens Verlag vorstellte.
    Vicco von Bülow reagierte sofort, skizzierte einige Ideen und schickte sie an Wahl. Sie fanden Gefallen, wurden vom Zeichner ausgearbeitet und erschienen schließlich am 26. Dezember 1953. Der Beginn einer Zusammenarbeit, die in den folgenden Monaten immer intensiver wurde. Man wollte Loriot sogar eine Festanstellung anbieten. Das kam dem, so kurz

Weitere Kostenlose Bücher