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Loriot - Biographie

Loriot - Biographie

Titel: Loriot - Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Lobenbrett
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die feuilletonistischen Verschwurbelungen und Versatzstücke zu einem Filmschnipsel zu äußern, in dem ein Mann aus einer Mülltonne fällt, wird hier auch eines deutlich, worauf Loriot höchsten Wert legte: die Auswahl der Namen. Seine Menschen heißen Meisenbach, Schröter, Kriegel oder Lämmer, später Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner oder Moosbach, Striebel und Vogel, Ted Braun oder Vic Dornberger. Sie haben etwas Solides, Bürgerliches und geben wohl auch damit dem Gezeigten eine erstaunliche Glaubwürdigkeit. Denn eigentlich sind diese Namen ja nicht lustig. Trotzdem werden sie es im Sketch. Irgendwie. Und darin lag die Kunst Loriots. Denn die »richtigen« Namen zu finden, mit denen dies gelingen konnte, war eine zeitraubende Arbeit für sich. »Das ist sehr mühevoll«, konnte er bestätigen. »Komik im Verhalten von Menschen entwickelt sich aus Normalität. Heitere Phantasienamen schieben die Situation auf eine ganz andere, unwirkliche Ebene. Der große humoristische Stilist Thomas Mann machte mich immer etwas ratlos mit den Herren Kuckuck, Pepperkorn und Grünlich. (…) Eine Idee für einen Sketch kommt schneller als die Namen der Personen, die darin auftreten.« [107]
    Kurz vor Ende der Sendung wurde dann im letzten Teil endlich der Trickfilm zu seiner Pointe geführt. Nachdem die beiden Herren vorher nur aneinander vorbeiredeten, folgt nun endlich das Interview. Die Folge endete nach 45 Minuten mit einem der berühmtesten Loriot-Sketche überhaupt: der Lottogewinner mit Heinz Meier als Lindemann und Claus Dieter Clausnitzer als Regisseur.

LORIOT II – Loriots Teleskizzen
    Auch die lang ersehnte zweite Folge begann mit einem Trickfilm, in dem die Comedian Harmonists zum Singen anhoben, bevor einer der Sänger mit quäkiger Loriot-Stimme »Halt, halt, halt« rief und ein harter Schnitt folgte. Und zwar auf den altbekannten Viktor Schmoller, der eine Dame in der Fußgängerzone ein Mikrofon entgegenreckte und sagte: »Entschuldigen Sie, ich bin vom Deutschen Fernsehen …« Die Dame antwortete gehetzt und ohne wirklich stehen zu bleiben: »Ach, das tut mir leid, ich hab gar kein Kleingeld bei mir.« Schmoller stand da wie ein begossener Pudel und unter ihm kam gelb geschwungen der Name der Sendung ins Bild: Loriots Teleskizzen . Wie so oft in seinen Sketchen war es weniger die überraschende Pointe als vielmehr der fassungs- und hilflose Blick, der etwas für Feinschmecker des Humors bleiben wird.
    Ebenfalls in der zweiten Folge lachte der deutsche Fernsehzuschauer über die Szene »Im Restaurant« (oder auch: »Schmeckt’s?«). Ein besonderes Beispiel für die Choreografie in Loriots Sketchen. Ein Mann saß im Restaurant und wollte die bestellte »Kalbshaxe Florida« (mit Ananas!) genießen, wurde aber von anderen Gästen oder dem Kellner immer wieder mit Floskeln und Fragen dabei gestört, bis er ausrastete und sich brüllend Ruhe erbat. Fortan beobachteten ihn alle beim Essen. Hier sollte laut Vicco von Bülow ein beklemmendes Gefühl entstehen, dass alles und alle gegen ihn seien, ohne dass er etwas tun könne. Wieder musste taktgenau gearbeitet werden.
    Diese Szene war für Redaktionsleiter Jürgen Breest exemplarisch für ein weiteres Stilmittel. Denn vielen von Loriots Sketchen fehlt im eigentlichen Sinne die Pointe. Der Reiz liegt vielmehr in absurden Grundkonstellationen, die dann ausgeweitet wurden.
    Der »Zimmerverwüster« – ein Stück übrigens mit einer herrlichen Pointe, bei der der Titelheld am Ende seiner Aktion sagt, das Bild hänge schief – war ein weiterer Glanzpunkt jener Sendung. Zerstörung und Misslingen waren letztlich ein Prinzip der Arbeit von Loriot, er zerstörte gern mal etwas. Nie jedoch so mit Verve und so nachdrücklich und gleichzeitig so komisch wie im Sketch »Zimmerverwüstung«. Unterlegt von Ravels zackiger Musik sah ein wartender Besucher, dass ein Bild an der Wand schief hängt. Eigentlich wollte er es nur geraderücken – und stolperte in die Katastrophe. Am Ende ist das Zimmer komplett verwüstet. Einer der schwersten Sketche für Loriot, gerade weil die Zerstörung so perfekt sein musste, gleichzeitig aber so zufällig und dennoch unvermeidbar ablaufen sollte. Zudem war keine Zeit, das Zimmer ein zweites Mal aufzubauen. Die Choreografie des Chaos musste also beim ersten Mal sitzen. »Tatsächlich haben wir dann nur einen einzigen Take gebraucht, mit mehreren Kameras aus verschiedenen Positionen. Die Szene war übrigens nicht ungefährlich. Durch den

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