Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung
meinen Partner haben . Dabei spürte ich eine innere Unzufriedenheit , die ich nicht einordnen konnte.
Wir waren Mitglieder in einem Tanzsportclub und widmeten uns bald dem Turniertanz. Das bedeutete Training während der Woche und häufig Auftritte und Turniere am Wochenende. Oftmals konnte ich kaum die Kraft dazu aufbringen, ließ mich aber überreden zu tanzen , sogar wenn ich krank war. Ich hatte nicht den Mut, für mich selbst einzutreten , sondern meinte, meinem Mann zuliebe immer bereit sein zu müssen.
Unter Aufbietung aller meiner Kräfte wurden wir einmal sogar Landesmeister. Das tat meinem Selbstbewusstsein gut.
Ich fühlte mich häufig nicht wohl. Der Arzt stellte Anämie und vegetative Dystonie fest . Das bedeutet, dass niemand wusste, was mit mir los war. Bald stellten sich Allergien gegen Metalle und Tierhaare ein. Ich wollte nicht nachgeben und durchsetzen, was ich für richtig hielt . Meine Nase lief ständig, obwohl ich keinen Schnupfen hatte. Ich steckte meine Nase in Angelegenheiten anderer Menschen. Ich traf sogar Entscheidungen für andere und fühlte mich für alles zuständig, was mein Umfeld betraf . Nur mich selbst nahm ich nicht wahr. Dafür hatte ich keine Zeit, denn ich war ja so beschäftigt damit, fremde Probleme zu lösen. Dieses falsche Verhalten setzte ich auch fort, als ich schon meine beiden Kinder hatte. Auch für sie entschied ich, was sie selbst hätten regeln müssen.
An meiner Arbeit fand ich keinen Gefallen mehr, denn ich wollte mich nicht länger meinem Chef unterordnen. So wechselte ich den Beruf. Es war nicht leicht, mich durchzusetzen, aber ich schaffte es.
Nach der Geburt unseres ersten Kindes arbeitete ich halbtags. Wir tanzten längere Zeit nicht. Ich erholte mich und gewann mehr Energie. Ich schaffte es jedoch nicht, nein zu sagen, als mein Mann wieder tanzen wollte . Die Überlastung war bald perfekt: Kind, Haushalt, neuer Beruf, Training und am Wochenende meist Turniere. Wieder stellte ich meine eigenen Bedürfnisse zurück, denn ich schätzte mich nicht. Die Minderwertigkeitskomplexe , die ich schon als Kind hatte, bestanden weiter.
In dieser Zeit hatte ich häufig Bronchitis, Nebenhöhlenentzündungen, ständige Verdauungsbeschwerden und Scheidenpilze . Maßnahmen der Schulmedizin halfen nur kurzfristig. Dann waren alle Beschwerden wieder da. Ich wandte mich an eine Heilpraktikerin, die nur mit natürlichen Mitteln arbeitete. Meine gesundheitliche Situation besserte sich etwas. Ich ließ mich jedoch auch dort behandeln, anstatt selbst etwas zu tun. Ich gab meinen Beruf nicht auf, denn ich brauchte die Selbstbestätigung , etwas leisten zu können. Das war das primäre Motiv für meinen Entschluss, berufstätig zu bleiben. Allerdings war auch das Geld ein Argument.
Nach der Geburt unseres zweiten Kindes blieb ich sechs Jahre zu Hause. Als unsere Tochter zur Schule ging, wurde ich Vorsitzende des Elternbeirats. Ich musste Mut beweisen, meine Meinung zu sagen und lernen, vor Versammlungen zu sprechen . Ich fühlte mich besser, denn ich war mutiger geworden .
Ich nahm meine Berufstätigkeit wieder auf. Das war eine große zeitliche Belastung, die ich fünf Jahre lang durchstand. Dann wurde ich gemobbt. Ich fühlte mich sehr betroffen. Wie konnte ausgerechnet mir das passieren? Ich war wie in Trance. Ich galt also nichts, ich war unfähig, Leistung zu bringen . Ich suchte mir eine andere Stelle. Dort konnte ich mich profilieren. Das erforderte viel Einsatz. Inzwischen hatten wir zum Volkstanz gewechselt. Neben meinem neuen Beruf leitete ich mit Erfolg eine Volkstanzgruppe für Kinder. Für mich selbst blieb keine Zeit . Das führte dazu, dass ich mich immer weniger mochte und überdies eine richtige Heulsuse war .
Mein Ausfluss wurde stärker. Ich beachtete diesen Umstand nicht. Ich hatte ja keine Zeit für mich und außerdem Angst, für hysterisch gehalten zu werden . Endlich suchte ich eine Frauenärztin auf. Die Diagnose lautete: Krebs . Trotz der Betroffenheit war ich froh, dass ich nun eine Begründung für meine Energielosigkeit vorweisen konnte.
Ich schaffte es, die Situation anzunehmen und nicht zu hadern. Es stellte sich das Gefühl ein, dass ich durchkommen würde . Dafür war ich dankbar. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass ich Lymphdrüsenkrebs mit Sitz am Gebärmutterhals hatte – ein Novum. Der Tumor wuchs schnell, und es stellte sich ein sehr schmerzhafter Harnstau in den Nieren ein. Außerdem wurde mir gesagt, dass der Tumor inoperabel
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