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Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Titel: Lost Girl. Im Schatten der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Ströle
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verbracht. Ich kenne dich. Du bist mir wichtig. Ich wollte nie, dass dir etwas zustößt.«
    Ich stöhne auf. »Was du wolltest, ist mir egal!«
    »Aber diese Frau war sich so sicher. Die Jägerin, meine ich. Sie war sich so sicher, dass wir Amarra zurückholen können.«
    »Wenn du nicht blind vor Kummer und völlig besessen von dieser Idee gewesen wärst, hättest du ihr kein Wort geglaubt! Die Jäger wollen uns vernichten. Nicht nur unsere Seelen oder unser Bewusstsein – sie glauben ja nicht mal, dass wir so etwas haben –, nein, sie wollen alle Echos vernichten. Diese Frau hatte nie die Absicht, Amarra zurückzuholen. Sie ist eine Jägerin, mein Gott. Was glaubst du denn, dass die Jäger mit uns tun? Uns streicheln und mit uns kuscheln?«
    »Genau deshalb bin ich doch jetzt hier«, sagt Ray verzweifelt. »Darüber wollte Sonya vorhin mit mir sprechen. Sie sagte, sie hätte mit der Jägerin telefoniert und etwas sei ihr komisch vorgekommen.« Er packt mich an den Schultern. »Du musst sofort von hier verschwinden. Es ist noch nicht zu spät, du kannst …«
    Ich reiße mich los. »Fass mich nicht an.«
    »Eva, bitte. Lass dir doch helfen.«
    »Ich will deine Hilfe nicht.« Heiße, salzige Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich wische sie weg. »Mich interessiert nicht, was du eigentlich erreichen wolltest, und mich interessieren auch all die Lügen nicht, die du geglaubt hast. Mich interessiert auch nicht, wie sehr du Amarra geliebt hast und wie traurig dich ihr Tod macht. Du hast mich hierhergebracht, damit ich sterbe.«
    Ich blicke wieder aus dem Fenster und bin vor Angst wie gelähmt. Die Jägerin steht noch da, sieht sich auf dem Hof um und orientiert sich. Es hat angefangen zu regnen. Ich denke an die Messer an ihrem Bein und ein Schauer läuft mir über den Rücken. Mir bleiben nur noch wenige Minuten, dann kommt sie mich suchen.
    Ich kann immer noch nicht fassen, was hier passiert.
    Ich habe geglaubt, ein Jahr sei viel zu wenig. Aber verglichen mit ein paar Minuten kommt es mir jetzt wie eine Ewigkeit vor.
    Doch dann spüre ich den Schmerz nicht länger. Mag sein, dass mir bisher keine Lösung eingefallen ist, wie ich mich vor dem Schlafbefehl retten kann. Aber das hier? Das ist etwas anderes. Ich werde entkommen. Ich lasse mich nicht von einer Jägerin töten.
    »Sie weiß nicht, wie ich aussehe?«, frage ich Ray ausdruckslos.
    Er schüttelt den Kopf. »Ich sollte dich ihr zeigen.«
    »Dann riskiere ich es, an ihr vorbeizugehen.«
    Ich ziehe die Spange aus meinen Haaren und lasse sie über mein Mal fallen. Ohne Ray noch eines Blickes zu würdigen, verlasse ich das Zimmer und steige die Treppe hinunter. Die Hände verknote ich fest, damit sie nicht zittern.
    »Wow, ist der schnell«, sagt ein Junge unten im Flur grinsend, als er meine zerzausten Haare sieht.
    Ich gehe an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten.
    Vor mir sehe ich die Haustür. Sonya öffnet sie gerade. Davor steht die Jägerin. Abrupt bleibe ich stehen. Jemand hat auf einem Tisch eine unangezündete Zigarette liegen lassen. Ich nehme sie an mich und gehe weiter. Sonya wirkt verkrampft und ängstlich. Meine Hände zittern und es kostet mich meine ganze Kraft, die Jägerin nicht anzusehen. Ich konzentriere mich stattdessen auf Sonya. Ich lächle.
    »Ich rauche draußen eine Zigarette«, sage ich, zeige ihr die Zigarette und schiebe mich an der Jägerin vorbei. »Jaya hat gemeckert, weil ich ihr Rauch ins Gesicht geblasen habe.«
    Ich warte darauf, dass Sonya mich verrät, aber sie presst nur die Lippen zusammen und wendet sich wieder an die Frau. »Äh, ich glaube, sie ist oben bei Ray.«
    So ist es brav, denke ich wütend.
    Die Tür schließt sich hinter den beiden und ich stehe draußen in der kühlen Nacht. Mir bleibt nicht viel Zeit. Der Regen hat nachgelassen und ist zu einem feinen, silbrigen Nieseln geworden. Ich lasse die Zigarette auf den Boden fallen und sehe den dunklen, ungeteerten Weg entlang. Was soll ich tun? Zur Hauptstraße laufen? Ob ich dort um diese Zeit noch eine Autorikscha bekomme? Ich taste nach Amarras Handy in meiner Hosentasche und mir wird im selben Moment bewusst, dass meine Leggings ja keine Taschen haben.
    Der Magen krampft sich mir zusammen. Das Handy ist in meiner Tasche auf dem Tisch. Verdammt.
    Es sei denn …
    Ich betrachte das bewaldete Gelände, das an den Weg anschließt. Bäume und kaputte Weidezäune erstrecken sich bis zur Straße hinunter. Es ist vielleicht meine einzige Chance. Wenn ich mich

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