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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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hinein. Aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Er lief los.

Benny und Nix gelangten an eine Straße mit einem verrosteten Schild auf dem »Wawona Hotel – sechs Meilen« stand. Das Schild war von alten Einschusslöchern durchsiebt und sehr verblasst, aber sie konnten es lesen, und es verlieh ihnen neue Kraft. Von Westen schob sich eine Reihe von Quellwolken heran, deren unterer Rand durch Querwinde und Kondensation flach geschliffen war und deren Spitzen wie bauschige weiße Berge hoch aufragten.
    Eine Weile gingen Benny und Nix Hand in Hand, doch dann hingen sie jeder ihren eigenen Gedanken nach und lösten sich voneinander, zufrieden in ihrer eigenen kleinen Welt. Nachdem sie einen Anstieg überwunden hatten, blieben sie stehen und beobachteten ein ebenso komisches wie trauriges Schauspiel.
    Oben auf der Ebene wand sich die Straße wie eine Schlange durch Getreidefelder, die schon seit langer Zeit überwuchert waren. In der Mitte des linken Feldes stand ein Pferd, den Kopf genüsslich im Gras versenkt, nur der Schweif wedelte hin und wieder, um die Fliegen zu vertreiben. Ungefähr 50 Meter entfernt torkelte ein einzelner Zombie unbeholfen auf das Pferd zu. Ertrug einen schmutzigen Overall, von dem ein Träger abgerissen war. Schwankend, doch mit klarem Ziel steuerte er auf das Pferd zu. Als er jedoch bis auf zehn Meter herangekommen war, hob das Pferd langsam den Kopf, musterte den Zombie und trottete von diesem Feld über die Straße und etwa 100 Meter in das gegenüberliegende Feld hinein, wo es schließlich stehen blieb. Dabei kam es so nahe an dem Zombie vorbei, dass dieser es fast greifen konnte. Der Zombie streckte die Hände aus und schlug danach, aber die Art und Weise, wie das Tier sich bewegte, ließ erkennen, dass es um die Gefahr wusste. Nachdem es weit genug in das andere Feld getrabt war – inzwischen insgesamt 300 Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt –, wedelte es erneut mit dem Schweif, senkte dann den Kopf und fraß weiter. Natürlich torkelte der Zombie hinterher und hielt mit steifen Beinen und ausgestreckten Armen auf die Straße und das dahinterliegende Feld zu.
    Â»Ich wette, das geht schon den ganzen Tag so«, meinte Benny zu Nix.
    Sie nickte, aber ihre Augen blickten traurig. Das Ganze hatte etwas Tragikomisches an sich: das geduldige, schlaue Pferd und der unermüdliche, hirnlose Zombie, die sich den ganzen Tag in einem makaberen Pas de deux über das Feld hin und her bewegten. Ein Paartanz, der vermutlich an zahllosen Tagen hier draußen inmitten dieser staubigen, zerfallenen Welt getanzt wurde.
    Leise gingen Benny und Nix weiter und legten die letzten Meilen schweigend zurück, bis das schwarze Spitzdach des Wawona Hotels über dem endlosen Meer aus Bäumen auftauchte.

Die Stimme des Greenman klang ruhig und sanft. »Ich weiß, wer du bist«, sagte er. »Weißt du auch, wer ich bin? Ich glaube, du hast mich schon ein paarmal gesehen. Hier und da. Die Leute nennen mich den Greenman oder einfach nur Greenman, ohne Artikel. Egal. Du kannst mich nennen, wie du willst. Oder auch nicht.«
    Sie saßen in der Hütte des Greenman, tief in den Wäldern. Als Lilah nicht antwortete, ja nicht einmal den Kopf hob, stand er auf und ging in die kleine Küche. Einen Augenblick später erfüllte der Duft von frisch zubereitetem Tee den Raum.
    Lilah hockte zusammengekauert in einem großen Rattansessel, die Knie angezogen und die Arme um die Schienbeine geschlungen. Nachdem der Greenman sie im Wald gefunden hatte, war er über zwei Stunden bei ihr sitzen geblieben, die meiste Zeit schweigend. Nur ab und zu hatte er alte Lieder gesungen, die Lilah nicht kannte. Bis auf eines, das George immer beim Putzen des kleinen Hauses gesungen hatte, in dem er mit Lilah und Annie in den Jahren nach der Ersten Nacht wohnte.
    Â»California dreamin’ … on such a winter’s day …«
    Lilah hatte zu weinen begonnen, und der Greenman hattenichts gesagt, nur leise weitergesungen. Danach sang er ein anderes Lied. Und dann noch eines.
    Jetzt befanden sie sich in seinem Haus, in dem es von Pflanzen nur so wimmelte. Sie hingen in Körben von der Decke und standen in Kübeln entlang der Wände. Blumenkästen waren zu beiden Seiten der geöffneten Fenster befestigt. Draußen in den Bäumen sangen und zwitscherten die Vögel. Ein Eichhörnchen hüpfte herein und

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