Lost Land, Der Aufbruch
Gestank von verwesendem Fleisch. Durch die häufige Verwendung von Kadaverin hatten sie sich inzwischen an den Geruch gewöhnt, aber ihre Vorräte waren längst aufgebraucht, und dieser Gestank kam nicht aus einer Flasche. »Nix �«
Sie zog ihn zu sich hinunter und drückte ihm etwas Hartes, Rundes in die Hand. Benny wusste sofort, was das war: ein Knochen. Er tastete den Boden ab und fand noch mehr. Einige waren sauber abgenagt, während an anderen noch Reste von Haut und Muskulatur hingen.
»Mein Gott!«, keuchte Benny entsetzt und lieà den Knochen, den Nix ihm gegeben hatte, beinahe fallen.
»Benny«, flüsterte Nix ihm direkt ins Ohr. »Der Knochen ist schwer â¦Â«Benny knurrte, als er verstand, was sie meinte, aber die Vorstellung stieà ihn trotzdem ab. Tastend erkundete er Form und Länge des Knochens. Es handelte sich um einen schweren Oberschenkelknochen, etwa 45 Zentimeter lang und mit gewölbten Enden â eines davon deutlich gröÃer, weil es mit dem Hüftknochen verbunden gewesen war. Benny wog den Knochen prüfend in der Hand.
Plötzlich ertönte hinter ihnen ein schreckliches Geräusch. Sie hatten zu viel Lärm gemacht: Die Zombies rückten näher.
»Beeil dich!«, mahnte Benny, und sie durchwühlten die Knochen, bis sie einen weiteren Oberschenkelknochen für Benny und ein paar starke Schienbeinknochen für Nix gefunden hatten. Das Stöhnen und Schlurfen langsamer FüÃe erfüllte die Dunkelheit. Die Zeit war abgelaufen.
»Zumindest werden wir uns nicht kampflos ergeben«, meinte Benny.
Nix stupste ihn fest mit einem Knochen. »Halt keine heldenhaften Reden, Benny Imura. Ich will hier raus.«
Benny musste grinsen, auch wenn Nix es in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Verrückte, tapfere, unberechenbare, wundervolle Nix Riley. Er liebte sie so sehr, dass er am liebsten geschrien hätte. Und genau das tat er dann auch: Er stieà einen gewaltigen, wilden Kampfschrei aus, als er seine grausamen Waffen anhob und den Tunnel hinunter in Richtung der lebenden Toten raste. Nix lieà einen seltsam spitzen, heulenden Schrei hören und folgte ihm.
Die Wachen in der Arena tobten vor Wut und rannten auf Tom zu.
»JETZT!«, brüllte Tom und sofort wurden aus vier Fenstern des Hotels Schüsse abgefeuert. Die erste Reihe der Wachen ging in einem blutigen Haufen zu Boden. Hector Mexico lehnte sich aus einem der Fenster im ersten Stock und warf mehrere Splittergranaten auf die Zuschauertribüne. Die Menge stob auseinander, aber einige der Zuschauer waren zu langsam und wurden von den gewaltigen Explosionen erfasst. Dann hallten laute Schreie von den Wachen beim Zelt herüber, die jedoch sofort vom Stöhnen der lebenden Toten übertönt wurden, als Dutzende von ihnen ausschwärmten und sich auf sie stürzten. Die Zuschauer begriffen nicht sofort, was geschah, nicht einmal, als die Zombies in die Arena watschelten. Aber dann sahen sie die beiden Männer in Teppichmänteln und Footballhelmen: Sie durchtrennten die Stoffstreifen, mit denen die Zombies an ihre Stühle gefesselt waren, und lachten dabei amüsiert.
Plötzlich flogen die Hintertüren des Hotels auf, und Solomon Jones führte den Trupp freier, unabhängiger Kopfgeldjäger hinaus in die Schlacht: Magic Mike, LaDonna Willis und ihre Zwillingssöhne, Vegas Pete, der schwerfällige Fluffy McTeague in seinem rosa Teppichmantel, Basher mit seinen Baseballschlägern und all die anderen.
Tom sprang von der Veranda und stürzte sich auf die vor Schreck erstarrten Wachposten. Einen kurzen Moment funkelte sein Schwert hell wie ein Spiegel, doch schon im nächsten Augenblick schimmerte es blutrot.
Lilah starrte geschockt von den Tribünen hinunter in die Arena.
Tom!
Sie konnte kaum glauben, was sie da sah. Tom Imura führtetatsächlich eine Truppe bewaffneter Kämpfer gegen Preacher Jack und die Menge. Es war Wahnsinn. Es war unmöglich.
Und doch geschah es wirklich.
Rasch warf Lilah einen Blick an den panischen Zuschauern vorbei. Sie trug alles bei sich, was sie aus dem Sportgeräteschuppen mitgenommen hatte, und dazu noch einen Eimer Pech und eine Laterne. Lilah verlor keine Zeit und spieÃte einen schlaffen Ball auf einen Angelhaken an einer Schnur, tauchte ihn in den Pecheimer, steckte ihn mit der Laterne in Brand und schleuderte ihn weit über die Menge hinweg. Er
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