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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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oder würde auf diesem Gebirgspass für immer eine Legion verkohlter Zombies herumgeistern? Es war eine groteske Vorstellung.
    Da das Feuer nur noch schwach brannte, leuchtete der Himmel allmählich weniger rot. Benny fragte sich, ob Tom die Flammen gesehen hatte. Wenn ja, was würde er tun? War er bereits auf dem Weg zurück zur Raststätte oder befand er sich auf der anderen Seite des Berges und der dichte Wald und die hohen Gipfel versperrten ihm die Sicht? Der Wind blies den Rauch nach Süden, sodass Tom ihn unmöglich riechen konnte. Vielleicht hatte er gar nichts bemerkt.
    Â»Morgen müssen wir versuchen, zurückzugehen«, sagte Benny und löste den Gürtel des Teppichmantels, um sich Kühlungzu verschaffen. »Tom wird zur Raststätte kommen und nach uns suchen.«
    Nix sagte nichts dazu. Selbst wenn Tom zur Raststätte zurückkehren sollte, würde sich die Asche eines Zombies kaum von der zweier Teenager unterscheiden. »Da drüben ist ein guter Baum«, meinte sie und zeigte auf eine krumme, verwachsene Pappel mit starken unteren Ästen und vielen weiteren Zweigen, die in alle Richtungen ragten.
    Benny kletterte zuerst hinauf, um sie zu testen. Tom hatte ihm beigebracht, wie man den richtigen Baum auswählte. Die Faustregel lautete: Wenn ein Ast so dick ist wie der eigene Bizeps, kann er einen tragen. Benny hatte das an Dutzenden von Bäumen ausprobiert und festgestellt, dass darauf Verlass war. Vor einigen Bäumen hatte Tom ihn jedoch gewarnt, beispielsweise vor Platanen, weil ihr Holz leicht splitterte; abgestorbene Bäume waren natürlich ohnehin tabu.
    Benny schob sich nur mithilfe seiner Beine den Stamm hinauf und setzte seine Armmuskulatur erst ein, als er den untersten Ast erreichte. Nachdem er die Tragfähigkeit der Äste überprüft und ein paar gute Stellen zum Ausruhen gefunden hatte, hielt er inne, um Atem zu schöpfen. Außerdem hätte er am liebsten laut losgebrüllt: Die Verbrennung an seiner Schulter tat so weh, dass es ihm vorkam, als stünde sie in Flammen. Aber immer, wenn er glaubte, die Schreie nicht länger unterdrücken zu können, dachte er an Nix, die ganz still auf dem Baumstumpf gesessen hatte, während Lilah die Wunde in ihrem Gesicht vernähte. Er beschloss, lieber zu sterben, als ihr Schande zu machen, indem er seinem eigenen Schmerz nachgab.
    Sobald er sich wieder einigermaßen im Griff hatte, kletterte erhinunter und half Nix. Sie war zwar eine gute Kletterin, musste aber ihren Verletzungen Tribut zollen, und der Schrecken und die Anstrengungen der vergangenen Stunde hatten ihre letzten Reserven aufgezehrt. Das Kraxeln fiel ihr sehr schwer, und als sie endlich die von Benny ausgesuchte Stelle erreichte – eine Art Nest aus vier Astgabeln, die fast vom selben Punkt ausgingen –, war sie vollkommen am Ende.
    Anschließend kletterte Benny noch einmal hinunter zum untersten Ast, um den umliegenden Wald ein letztes Mal zu inspizieren. Zu seiner großen Erleichterung waren keine Zombies zu sehen, aber auch von Lilah und dem Greenman fehlte jede Spur.
    Er zog seinen Teppichmantel aus und schob sein Bokutō durch den einen und Nix’ Holzschwert durch den anderen Ärmel. So entstand eine Art Rahmenkonstruktion, die zwar vermutlich nicht stark genug war, um als Hängematte zu dienen, ihnen aber zumindest einen gewissen Schutz bot, falls sie hinunterzufallen drohten. Gemeinsam schoben sie den Mantel unter sich und lehnten sich gegen den Baumstamm. Es war nicht gerade bequem, aber sicher, und mehr brauchten sie nicht, um die Nacht zu überstehen.
    Gierig tranken sie aus ihren Feldflaschen. Benny erkundigte sich nach Nix’ Gesichtswunde, woraufhin sie ihm versicherte, es sei alles in Ordnung. Aber als er sein Handgelenk an die frische Naht hielt, glaubte er zu spüren, wie Hitze von ihr ausstrahlte. Lag es an der Anstrengung oder am Feuer? Oder wurden sie etwa vom Albtraum einer Wundinfektion heimgesucht?
    Benny nahm ein Fläschchen mit Desinfektionsmittel aus der Tasche, träufelte ein wenig davon auf ein Tuch und betupfte die Wunde, so sanft er konnte. Er wusste, dass er sich ungeschicktanstellte, aber Nix ertrug seine Bemühungen. Dann goss er etwas Wasser auf einen sauberen Verband und schob ihn unter sein Hemd auf die Brandwunde. Es war zu dunkel, um das Ausmaß der Verletzung zu inspizieren, aber er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals solche

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