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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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Schmerzen gehabt hatte. Als Nix fragte, ob es sehr wehtue, log er, es sei nicht der Rede wert.
    Allmählich ließ ihre Panik nach und wurde schließlich von einer Woge tiefer Erschöpfung abgelöst. Sie lehnte den Kopf an Bennys unverletzte Schulter und meinte: »Ist es nicht lachhaft, dass wir nach allem, was passiert ist, tatsächlich sagen können, dass dies nicht der schlimmste Tag unseres Lebens war?«
    Benny wusste, dass sie an diese drei schrecklichen Tage im vergangenen Jahr dachte – den Tag, an dem ihre Mutter ermordet wurde, und die Tage danach, als Nix sich zuerst in der Gewalt von Charlie und seinen Männern befunden und dann zusammen mit Benny, Lilah und Tom einen Angriff auf das Lager der Kopfgeldjäger gestartet hatte. An diesem Tag hatten sie und Benny mehrere Menschen getötet. Auch wenn ihnen keine andere Wahl geblieben war, wurden sie beide von diesen schrecklichen Bildern verfolgt. Dieser Tag hatte sie geprägt, hatte innerlich und äußerlich Narben hinterlassen.
    Â»Ich weiß«, murmelte Benny und versuchte, die Traurigkeit aus seiner Stimme zu verbannen.
    Nix tastete in der Dunkelheit nach seiner Hand. »Ich glaube, das hier lässt sich wohl ohne Übertreibung als der furchtbarste Campingausflug der Geschichte bezeichnen.«
    Er lachte. »Unbedingt.«
    Eine Weile saßen sie still da und lauschten auf die Geräusche des Waldes. Das konstante Zirpen der Grillen wirkte beruhigend.
    Â»Lilah ist irgendwo da draußen«, meinte Nix schließlich. »Sie befindet sich doch in Sicherheit, oder?«
    Â»Auf jeden Fall«, antwortete Benny.
    Â»Tom auch. Ich wette, er hat Chong gefunden, und sie sitzen irgendwo oben in den Bergen in einem Baum und warten auf den Morgen.«
    Â»Genau.« Der Wald war erfüllt vom Zirpen der Grillen und dem sanften Rauschen der Zweige in der Brise. »Nix, es tut mir leid, wie ich mich in der Raststätte benommen habe. Ich glaube, ich bin irgendwie ausgeflippt.«
    Â»Das kann man wohl sagen.«
    Â»Ich hab mich wie ein totaler Idiot aufgeführt.«
    Â»Ja, das hast du.«
    Â»Um nicht zu sagen, wie der letzte Arsch.«
    Â»Stimmt.«
    Â»Ã„h, du darfst mich jetzt jederzeit unterbrechen, statt mir beizupflichten …«
    Â»Ha!«, schnaubte Nix. »Man sollte dir einen gehörigen Arschtritt verpassen.«
    Benny seufzte. Dann stupste Nix ihn mit der Schulter an.
    Â»Du hältst dich ziemlich gut in Krisensituationen, Benny«, sagte sie, »aber du kannst es nicht ertragen, zu warten, hab ich recht?«
    Â»Es geht nicht ums Warten, Nix, ich komm nicht damit klar, nichts zu wissen. Das macht mich wahnsinnig.«
    Â»Mich auch.«
    Â»Merkt man gar nicht«, fand er. »Du und Lilah … ihr habt euch ziemlich gut geschlagen, bis ich das Maul aufgerissen hab.«
    Â»Du musst das mit Lilah wieder gutmachen«, mahnte sie.
    Nix war nett. Sie verlor kein Wort darüber, dass Lilah eine leichte Zielscheibe abgab, oder wie sehr Benny das Mädchen wahrscheinlich verletzt hatte. Irgendwie sorgte ihre Liebenswürdigkeit dafür, dass Benny sich noch mieser vorkam.
    Nach ein paar Minuten fügte Nix hinzu: »Es wird nicht immer so sein.«
    Benny war sich nicht sicher, ob das eine Feststellung oder eine Frage war. Aber so oder so, die Antwort lautete in beiden Fällen gleich: »Stimmt.«
    Sie drückte seine Hand und er erwiderte ihren Griff. Dann entspannte sich ihre Hand, und Benny erkannte, dass Nix eingeschlafen war. Einfach so. Auch wenn er sie in der Dunkelheit nicht sehen konnte, hörte er den langsamen, gleichmäßigen Rhythmus ihres Atems. Er lehnte sich zurück, lauschte in die Nacht und begann, den Tag Revue passieren zu lassen, um Pläne für den Morgen zu schmieden, aber drei Sekunden später war auch er eingeschlafen. Über ihnen und um sie herum spann die Nacht ihr dunkles Netz, während sich die Welt um ihre Achse in Richtung Morgendämmerung drehte.

Lou Chong wachte auf.
    Er befand sich noch immer in der Hölle … war sich aber sofort sicher, dass er jetzt einen ihrer finsteren Kreise erreicht haben musste. Er war nur mit einer Jeans bekleidet und fror, denn man hatte ihm seine Weste, sein Hemd und seine Schuhe weggenommen. Der Boden, auf dem er lag, bestand aus festgetretenem, kaltem und feuchtem Lehm, der nach Verwesung roch. Chong setzte sich auf und schlang die Arme um den Oberkörper. Er

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