Lost Land
Pferde bewegten sich ständig hin und her und beide Tiere tänzelten nervös. Trotz seiner GröÃe war Chief ängstlicher und warf immer wieder den Kopf hoch, um ins Dickicht zu spähen, aber die Bewegungen, die er wahrnahm, gingen stets auf ein Kaninchen oder einen Vogel zurück. Apache schaute sich weniger hektisch um, zitterte allerdings am ganzen Körper vor Anspannung.
»Lass uns weitermarschieren«, forderte Tom. »Noch zehn Minuten, dann können wir wieder reiten.«
Benny nickte, berührte jedoch Nixâ Buch in seiner Tasche, um sich vor Unheil zu schützen.
Tom nahm den Faden seiner Erzählung wieder auf. »Ungefähr acht Jahre nach der Ersten Nacht stieà George zum ersten Mal auf einen Lebenden â einen Mann, der hier in der Gegend durch die Wälder wanderte. Er war gekleidet wie ein Jäger und verströmte Leichengeruch, sodass George ihn fast angegriffen hätte, weil er ihn für einen Zombie hielt.«
»Der Mann hatte Kadaverin aufgetragen?«
Tom nickte. »George folgte ihm und beobachtete, wie der Mann jemanden mit einer Pistole erschoss. Da wusste er, dass es sich tatsächlich um einen lebendigen Menschen handelte. Für George war es wie ein Paukenschlag. Er fing an zu schreien und rannte den Hügel hinunter auf den Mann zu, weinte und stammelte vor sich hin, weil er dachte, die Anwesenheit dieses Menschen bedeutete, dass der scheinbar endlose Albtraum nun doch ein Ende hatte. Der Mann wirbelte herum und gab einen Schuss auf George ab, hätte ihn fast getroffen, doch Georgeversteckte sich hinter einem Baum und rief ihm laut zu, er sei kein Ghul.«
Das Wort »Ghul« lieà Benny schnauben â so nannten einige der älteren Leute die Zombies.
»Als der Jäger erkannte, dass George nicht zu den Toten gehörte, rief er ihm zu, er solle hervorkommen. George rannte auf ihn zu, umarmte ihn, schüttelte ihm die Hand und âºverhielt sich wie ein Vollidiotâ¹, wie er mir später erzählte. Der Jäger war freundlich und nett, gab George zu essen und berichtete ihm, nicht allzu weit entfernt gäbe es eine ganze Stadt voller Menschen, die alle wohlauf waren, und dazu noch etliche weitere Städte entlang der Berge. Er bot ihm an, ihn zu seinem Lager mitzunehmen, und erklärte, er gehöre zu einer Gruppe von einem Dutzend Männern, die die Gegend von Zombies säuberten, damit die Leute sie zurückerobern und wieder aufbauen konnten.«
»Aber ich dachte �«
»Warte, hör dir erst den Rest der Geschichte an. George erzählte von den beiden kleinen Mädchen und da wurde der Jäger ganz aufgeregt und meinte, es sei ein Wunder Gottes, dass zwei Kinder so lange überlebt hätten. Er redete George gut zu, er solle ihn zu den Mädchen bringen, damit sie alle gemeinsam zum Lager zurückkehren könnten, wo es absolut sicher sei. George war natürlich einverstanden. SchlieÃlich hatte er das Gefühl, seine jahrelangen Gebete seien endlich erhört worden. Sie eilten durch den Wald zu einer Farm, in der George seit einem Jahr mit den Mädchen lebte. Zunächst hatten die Mädchen Angst vor dem Mann. Lilah hatte seit ihrem zweiten Lebensjahr auÃer George keinen anderen Lebenden gesehen und Annie hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen. Fast hätteLilah den Mann angegriffen, doch George hielt sie zurück und nahm ihr die Waffen weg. Es dauerte lange, die Mädchen zu beschwichtigen und davon zu überzeugen, dass er keine Bedrohung darstellte, und dabei saà der Jäger die ganze Zeit auf dem Boden und lächelte, wartete geduldig und achtete darauf, nichts Bedrohliches zu unternehmen.«
»Klingt nach einem netten Kerl«, kommentierte Benny.
»Findest du? Ja ⦠in diesem Teil der Geschichte mag das durchaus sein. Na, jedenfalls forderte der Jäger George auf, alles Wertvolle einzupacken und ihn zu seinem Lager zu begleiten. George belud die Schubkarre mit Nahrung, Büchern und anderen Dingen, die ihnen nützlich oder wertvoll erschienen. Die Wanderung entlang der gewundenen LandstraÃen bis zu dem Lager, das auf einem groÃen Feld aufgeschlagen war, dauerte vier Stunden. Die dortigen Männer wirkten sehr hart und trugen alle Waffen â was ja aufgrund der Umstände und ihrer Tätigkeit erst mal in Ordnung schien. Aber die Art und Weise, wie sie ihn mit seiner Schubkarre angrinsten, und die Blicke, die
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