Lost Land
dunkles Dämmerlicht tauchte. Morgentau benetzte den moosbedeckten Waldboden, aus dem die Baumstämme wie Gespenster emporragten. Nach nur wenigen Schritten in dieser albtraumartigen, feucht-dunklen Landschaft flaute der Wind ab und erstarb. Was blieb, war eine schreckliche Stille.
Nix hörte das Stöhnen der Toten zuerst. »Warte!«, zischte sie und kauerte sich nieder. »Zombies!«
Benny zückte das groÃe Jagdmesser, das er dem toten Kopfgeldjäger abgenommen hatte.
Das Stöhnen war wie ein wortloser, hungriger Schrei, der zwischen den Eichenstämmen hindurch zu ihnen getragen wurde.
»Woher kommt es?«, flüsterte Nix.
»Von dort«, wisperte Benny und deutete in eine Richtung. »Ich glaube, es kommt von dort drüben.«
Lilah huschte geduckt und mit kampfbereitem Speer genau in diese Richtung, wobei sie sich auf dem moosbewachsenen Erdboden lautlos fortbewegte.
»Ãh ⦠Benny?«, murmelte Nix mulmig. »Sie rennt auf die Zombies zu.«
50 Meter vor ihnen hielt Lilah inne und winkte sie zu sich heran.
»Und sie will, dass wir ihr folgen.«
»Ach du ScheiÃe.«
»Tja, sie ist dein Objekt der Begierde«, frotzelte Nix.
»Sehr witzig.«
Widerstrebend und langsam folgten sie.
Je näher sie kamen, desto lauter wurde das Stöhnen der Zombies. Es unterschied sich von den anderen Zombiestimmen, die Benny bisher gehört hatte, auch wenn er noch nicht genau ausmachen konnte, worin der Unterschied lag. Aber worum es sich dabei auch immer handeln mochte â es sorgte dafür, dass sich ihm die Nackenhaare aufrichteten.
Sie schlossen zu Lilah auf und schlichen gemeinsam um eine Krümmung des Pfads. Plötzlich stand ein Zombie direkt vor ihnen. Er musste einst ein Hüne von einem Mann gewesen sein, denn selbst in seinem jetzigen, verwitterten Zustand besaà er noch eine massige Brust, breite Schultern und derart groÃe Hände, dass er Benny in zwei Teile hätte reiÃen können. Er trug den Overall eines Mechanikers und auf seiner Brust und seinem Bauch zeichneten sich eine Reihe gähnender Schusswunden ab.
Nix schrie auf vor Angst. Auch Benny stieà einen Schrei aus, riss sein Messer kampfbereit hoch und drängte Nix gleichzeitig zurück, gewillt, sich für sie aufzuopfern.
Das Stöhnen des Zombies verwandelte sich in ein heiÃhungriges Knurren und seine verschrumpelten Lippen kräuselten sich und legten faulige gelbe Zähne frei.
Im nächsten Moment erwachte der gesamte Wald um sie herum zum Leben und ein Chor aus weiteren, hungrig stöhnenden Stimmen erhob sich â eine ganze Armee von Untoten verlangte heulend nach ihrem Fleisch.
Benny und Nix wirbelten herum und erkannten, dass es wahrhaftig Hunderte von Zombies sein mussten â Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene. Und sie waren überall. Lilah hatte sie in die falsche Richtung geführt. Statt sie in Sicherheit zu bringen, hatte sie sie in eine fürchterliche Falle tapsen lassen.
Lilah blieb nur wenige Zentimeter vor dem massigen Zombie stehen. Sie wandte sich Benny und Nix zu ⦠und lachte.
»Was zum �«, stammelte Nix und blinzelte, als bräuchte nicht nur ihr Verstand, sondern als bräuchten auch ihre Augen mehr Informationen, um klarer zu sehen.
»Du Miststück!«, knurrte Benny. »Du hast uns verraten!«
Das Stöhnen der Toten erfüllte den ganzen Wald.
Benny und Nix standen Rücken an Rücken. Ohne es zu bemerken, hatten sie bereits Dutzende von Toten passiert, während sie Lilah in den Wald gefolgt waren. Nun, da sie sich umdrehten, sahen sie sie dort stehen, ihre toten Augen auf sie gerichtet.
Lilah legte ihre Hand auf die Brust des groÃen Zombies. Sie lachte noch immer.
Der groÃe Zombie wollte sie packen, wollte sie beiÃen. Doch er konnte weder das eine noch das andere.
»Was �«, fragte Benny leise. Sein Verstand versuchte verzweifelt, die Situation richtig einzuschätzen.
Und dann sah er es: Der Zombie war an einen Baum gefesselt. Ein langes, kräftiges Seil wand sich um seine Hüften, während seine Hände mit kurzen Kordeln fixiert waren, sodass er sie ein paar Zentimeter bewegen konnte, mehr aber auch nicht.
Als Benny sich umdrehte, sah er, dass auch der nächste Zombie an einen Baum gefesselt war. Und der übernächste ebenfalls.
»Sie sind alle ⦠angebunden«, stellte Nix fest,
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