Lost Land
entdeckten einen bequemen Stuhl und einen kleinen Tisch, ein Drahtgestell mit Geschirr, mehrere Fässer mit Konserven, altes Spielzeug und Bücher. Tausende und Abertausende von Büchern. Technische Handbücher und Romane, Sammlungen von Kurzgeschichten und Gedichten, Biografien groÃer Denker und Witzbücher, Magazine und Comics. Auf jeder freien Fläche türmten sich Bücherstapel,lehnten an den Felswänden. Nicht einmal in der Stadtbücherei hatte Benny so viele Bücher gesehen. Nix schaute sich mit leicht geöffnetem Mund um und wirkte fast benommen.
Nach einem Blick auf die beiden und dann auf ihre Bücher meinte Lilah lediglich: »Ich lese.«
Im nächsten Moment bemerkte Benny die zweite Sammlung, die Lilah zusammengetragen hatte. Sie lag auf einem Tisch aus Brettern, die auf Stapeln schwerer Enzyklopädien ruhten, und dieser Tisch bog sich unter dem Gewicht von Waffen â Handfeuerwaffen und Schachteln mit Munition, Messer und Knüppel, Speere und Ãxte. Genug Waffen, um einen Krieg zu führen und auch zu gewinnen. Benny wurde klar, dass Lilah genau dies tat. Sie führte einen Krieg. Langsam schlenderte er zu dem Tisch, wobei er ihren Blick auf sich spürte, und entdeckte ein zerfleddertes Handbuch mit der Anleitung zur Neubefüllung von Munition. Neben dem aufgeschlagenen Buch standen Kaffeedosen voller Bleikugeln und SchieÃpulver und eine Gussform für Geschosse unterschiedlicher Kaliber. In der Stadt hatte Benny bereits mehrere dieser Vorrichtungen gesehen.
»Das ist unfassbar«, staunte er.
Lilah zuckte die Achseln. Für sie war das Ganze normal, es gehörte zu ihrem Alltag. Sie faltete ein paar Decken zusammen, legte sie auf den Boden und lud Benny und Nix mit einer Handbewegung ein, darauf Platz zu nehmen, während sie in einer kleinen steinernen Kochmulde ein Feuer entfachte. Benny bemerkte, dass der Rauch nach oben abzog, statt die Höhle zu verräuchern, und als er sich vorbeugte, sah er, dass sich in der Decke ein Loch befand. Da jedoch kein Tageslicht hereindrang, vermutete er, dass der Rauch nicht senkrecht abzog, sondern durch verschiedeneSpalten im Fels verschwand. Tom hätte das ganz bestimmt gut gefallen.
Benny beobachtete, wie Lilah bestimmte Handgriffe ausführte, die wahrscheinlich zu ihrer alltägliche Routine gehörten. Ihre erste Sorge galt der Sicherheit â sie vergewisserte sich, dass die Vorhänge so hingen, dass nicht das geringste Licht nach auÃen drang. Denn in der völligen Dunkelheit dieser Berge wäre selbst ein winziger Feuerfunke meilenweit zu sehen gewesen. Dann spannte Lilah zwei Schnüre quer vor den Eingang. Bei der ersten Schnur handelte es sich um eine starke Kordel, an der Dutzende leerer Blechdosen und zerbrochene Metallstücke hingen und die Vorhänge direkt berührten. Falls jemand den Stoff bewegte, würde das Metall ein laut klirrendes Scheppern verursachen, das Lilah auf jeden Fall wecken würde. Die zweite Schnur bestand aus einem Silberdraht, den Lilah in Schienbeinhöhe anbrachte. In der Düsternis war er praktisch unsichtbar und sobald jemand die Vorhänge passierte, würde er darüber stolpern. Die beiden VorsichtsmaÃnahmen sollten verhindern, dass ein Einbrecher sich an ein schlafendes Mädchen heranschleichen konnte; stattdessen würde er lang ausgestreckt auf dem Boden liegen, während ein geübter Killer ihn in der Dunkelheit jagte.
»Ist dieser Stolperdraht jemals zum Einsatz gekommen?«, fragte Benny. Bei den Pfadfindern hatten er, Nix und ihre Freunde alles über einfache Fallen gelernt. Sie waren bestens dazu geeignet, einen Angriff von Zombies zu verzögern.
Lilah überprüfte die Spannung auf dem Stolperdraht und zupfte ihn wie eine Gitarrensaite, sodass er summte. »Einmal«, erklärte sie. »Und es hat funktioniert.«
»Zombie oder Mensch?«, fragte Nix.
Lilah zuckte die Achseln. »Was spielt das für eine Rolle?«
Als der Eingang präpariert war, schnallte sie ihren Waffengurt ab und legte ihn neben die Schlafdecke, die ihr als Bett diente. Dann stellte sie den Speer in einen Schirmständer, in dem sich Knüppel, Baseballschläger und eine langstielige Axt befanden.
»Lilah ⦠dieser Ort hier â all diese Sachen â das ist unglaublich. Hast du das alles selbst hierhergebracht?«, fragte Nix.
Lilah füllte Wasser in einen Kochtopfund warf dann
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