Lost Land
während sie sich langsam im Kreis drehte.
Und genau so war es: Im Wald befanden sich Hunderte und Aberhunderte von Zombies und jeder Einzelne von ihnen war an einen Baum gebunden. An einigen Stellen hatte jemand gleich drei oder vier Zombies an die Stämme massiver Eichen gefesselt.
»Ich ⦠ich versteh das nicht«, stotterte Nix.
Benny dagegen begriff es sofort â denn er erinnerte sich, wie Tom ihm erzählt hatte, dass Charlie Zombies zusammentrieb und an Bäume festband, damit er sie leichter finden konnte, falls ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wurde.
Er wusste, wo sie sich befanden.
Im Hungrigen Wald.
Nix ging auf Lilah los. »Findest du das witzig?«
Lilahs Augen funkelten. »Ja. Sehr witzig. Eure Gesichter!« Sie lachte und das Geräusch entlockte den Toten weitere lang gezogene Stöhnlaute.
»Was für ein Ort ist das hier?«, fragte Nix aufgebracht.
Als Benny es ihr erklärte, hörte Lilah zu und nickte nur, während Nix ihn entsetzt anstarrte.
SchlieÃlich zeigte Lilah auf einige Bäume, an denen jemand die Seile durchtrennt und die Zombies mitgenommen hatte.
»Mein Gott â¦Â«, stöhnte Nix. »Charlie erntet sie.«
»Manchmal komme ich hierher«, sagte Lilah. »Schneide ein paar los. Lasse sie laufen.«
»Warum?«
»Ich mach das, wenn ich glaube, dass Charlie kommt.«
»Ein Hinterhalt. Nett«, grinste Benny. »Krank und gemein ⦠aber nett. Ach ja ⦠entschuldige bitte, dass ich dich vorhin Miststück genannt habe.«
Lilah zuckte die Achseln. »Hab schon Schlimmeres gehört. Ist mir egal.«
Nix gelang es nicht, den Blick von den Legionen der lebenden Toten abzuwenden. »Wie viele von ihnen sind hier?«
Lilah überlegte und erwiderte achtlos: »3000. Mehr.«
»Das ist grauenhaft.«
Erneut zuckte Lilah die Achseln und wandte sich an Benny: »Findest du es grauenhaft?«
»Ich weià nicht, wie ich es finden soll«, erwiderte er zögernd.
Lilah nickte und drehte sich wieder zu Nix um: »Zweimal bin ich hergekommen und hab sie freigelassen. Alle Seile durchgeschnitten.«
»Warum?«
»Um sie zu befreien. Sie sind mir zum Feld gefolgt. Am Wasser.«
»Oh Mann«, sagte Benny, »dann waren das also die Zombies, auf die wir am Coldwater Creek gestoÃen sind. Du hast sie laufen lassen?«
Lilah nickte. »Manchmal ⦠seh ich sie. Gefesselt. Macht mich traurig. Ich bind sie los und führ sie weg.«
»Du führst sie weg? Und wie schaffst du das, ohne selbst verspachtelt zu werden?«, hakte Benny nach.
Lilah sah ihn an, als wäre er ein Trottel. »Sie sind langsam. Ich bin nicht langsam.« Dann kniff sie sich in den Unterarm. »Sie folgen Fleisch.«
Benny musste heftig schlucken, während er sich eine Horde Zombies vorzustellen versuchte, die diesem hübschen und verrückten Verlorenen Mädchen hinterhertorkelten.
Inzwischen schaute Lilah durch eine schmale Ãffnung imBlätterbaldachin hinauf zum Himmel, um den Sonnenstand zu überprüfen. »Zeit zu gehen.« Damit drehte sie sich um und schlich tiefer in den Hungrigen Wald hinein. Jeder Zombie, den sie passierte, reckte den Hals und versuchte, sie zu beiÃen, doch das Verlorene Mädchen schien es gar nicht zu bemerken. Oder sich darum zu kümmern.
Benny und Nix standen noch einen Moment ratlos da, vollkommen verwirrt von diesem Ort, der alles auf den Kopf stellte. Ob die Zombies an die Bäume gefesselt wurden oder gegen Kopfgeld gejagt oder zum Umherirren freigelassen wurden â es war alles gleichermaÃen grauenhaft.
Die Zombies in ihrer unmittelbaren Nähe stöhnten ununterbrochen und bissen in die Luft â als könnte allein der Geruch lebendiger Körper ihre Sehnsucht stillen.
»Deine Freundin ist gestört«, stellte Nix fest.
»Sie ist nicht meine Freundin, vielen Dank auch. Und Tom hat gesagt, der Ausdruck hieÃe âºvon Gott berührtâ¹.«
»Berührt ist sie auf jeden Fall«, erwiderte Nix. »Komm, dieser Ort ist echt gruselig. Lass uns von hier verschwinden, Benny. Sofort.«
»Ganz deiner Meinung«, pflichtete er ihr bei. Doch während sie den Pfad entlangeilten, um zu Lilah aufzuschlieÃen, schaute Benny sich ständig um, als müsste er sich dieses Bild unbedingt einprägen. Dieser Anblick hatte etwas an sich, das eine Idee in ihm reifen
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