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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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verrückt das klingt, aber ich bin Künstler. Vermutlich sind wir Künstler alle ein bisschen verrückt. Aber ich sehe die Dinge nun mal so, wie ich sie sehe. Außerdem war ich ständig von Tod, Schmerz und Verlust umgeben. Und das Ganze war so real, so unmittelbar. Trotz meiner Tätigkeit für die Polizei hatte ich noch nie ein Verbrechen hautnah miterlebt – und da war es plötzlich: Mord und Totschlag in allen Tönen meiner Farbpalette. Ich war wie gebannt, konnte mich nicht bewegen. Und dann erwachten die toten Betrunkenen und begannen, die Bullen zu beißen. Danach … die Farben verschwammen und ich kann mich nicht an vieles erinnern, außer dass ununterbrochen geschrien wurde und Schüsse fielen. Die jüngeren Bullen und die ganzen Verwaltungsbeamten – also alle Leute, die keine Streifenpolizisten waren – drehten durch. Sie schrien, liefen kopflos umher und rannten sich gegenseitig über den Haufen.
    Dadurch waren sie für die Toten leichter zu erwischen und je mehr Menschen gebissen wurden, desto mehr geriet die Situation außer Kontrolle. Eine Polizistin, die ich kannte, eine Frau namens Terri, packte mich eine Sekunde, bevor einer der Zombies mich beißen konnte, am Ärmel und zog mich beiseite. Dann schob sie mich in einen Seitengang, der zum Parkplatz hinausführte und befahl mir, zum Wagen zu laufen und den Motor anzulassen. Anschließend drehte sie sich um und ging zurück, um noch weitere Leute herauszuholen.« Sacchetto seufzte. »Danach hab ich sie nicht mehr gesehen. Ich hörte nur noch Schüsse und das Stöhnen der Toten.«
    Â»Ist das der Ort, wo alles angefangen hat?«, fragte Benny.
    Der Künstler zuckte die Schultern. »Ich glaube nicht. Im Lauf der Jahre kommt man mit vielen Leuten ins Gespräch und hört 100 Geschichten darüber, wie und wo es angefangen hat. Weißt du, was ich wirklich glaube?«
    Benny schüttelte den Kopf.
    Â»Ich glaube, dass es überhaupt keine Rolle spielt. Es ist passiert. Die Toten haben sich erhoben und wir sind untergegangen. Wir haben den Krieg verloren und wir haben die Welt verloren. Punkt, aus, Ende. Wie es passiert ist, interessiert keinen mehr wirklich. Wir leben mit der Apokalypse vor der Tür, Junge. Sie befindet sich direkt auf der anderen Seite dieses großen Zauns. Das Leichenland ist die reale Welt. Unsere Stadt ist nicht viel mehr als eines der letzten Bruchstücke eines Menschheitstraums und wir sitzen hier gefangen, bis wir alle der Reihe nach sterben.«
    Â»Sind Sie eigentlich immer so depressiv oder liegt das an dem Mist, den Sie sich in den Kaffee gemixt haben?«
    Sacchetto legte den Kopf auf die Seite und musterte Benny eine Weile, bevor ein leises Lächeln seine Mundwinkel umspielte. »Feinsinn ist nicht gerade deine Stärke, oder?«
    Â»Darum geht es nicht«, erwiderte Benny. »Es ist nur so, dass ich gerade 15 geworden bin und diese verrückte Idee hege, das Leben möglicherweise tatsächlich noch vor mir zu haben. Und ich wüsste nicht, was mir die Überzeugung bringen soll, dass die Welt untergegangen und dies hier bloß ein Epilog ist.«
    Sacchetto lachte in sich hinein. »Du bist cleverer als ich dachte. Vielleicht hätte ich dir den Job doch geben sollen.«
    Â»Ich will ihn nicht mehr. Ich will bloß etwas über das Verlorene Mädchen erfahren.«
    Â»Und ich schweife in alle möglichen Richtungen ab, nur nicht in diese, richtig?«
    Â»Wem der Schuh passt …«, murmelte Benny achselzuckend.
    Â»Okay, okay. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich sah zu, dass ich aus Dodge rauskam.«
    Â»Dodge?«
    Â»Aus L. A. Niemand sonst schaffte es aus der Polizeiwache heraus … Jedenfalls kein Lebender. Nachdem ich zehn Minuten in meinem Wagen gewartet hatte, sah ich, wie der diensthabende Polizist herausgetorkelt kam. Sein Gesicht war rot verschmiert und er hielt etwas in den Händen. Ich glaube, es war ein Bein. Er biss darauf herum. Ich kotzte mein Mittagessen aus dem Seitenfenster, setzte zurück wie der Teufel, kurbelte das Lenkrad herum und raste mit quietschenden Reifen davon. Mein Tank war drei viertel voll und da ich einen Kleinwagen fuhr, kam ich ziemlich weit damit. Bis heute könnte ich dir nicht sagen, welche Strecke ich aus L. A. heraus genommen habe. Auf den Straßen ging es bereits chaotisch zu, aber ich entging den Staus, die später die Stadt komplett

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