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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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schließlich einen Job beim Los Angeles Police Department: Zeichnungen von Ausreißern anfertigen und Ähnliches. Ich war schon immer gut darin, die richtigen Fragen zu stellen, deshalb konnte ich mich leicht in Zeugen oder Angehörige hineinversetzen. Und ich vergesse nie ein Gesicht. In der Ersten Nacht war ich in einer Polizeistation. Jede Menge Bullen um mich herum, viele Schusswaffen. So habe ich überlebt.«
    Benny wusste zwar nicht, was das mit dem Verlorenen Mädchen zu tun haben sollte, aber Sacchetto war nun in Fahrtgekommen und er wollte den Redefluss des Mannes nicht unterbrechen. Bedächtig legte er die Karte auf den Tisch zwischen ihnen und lehnte sich zurück, um zuzuhören.
    Sacchetto nippte an seinem mit Bourbon versetzten Kaffee, sog kurz und scharf die Luft ein und vertiefte sich wieder in seine Erzählung: »Du bist nach der Ersten Nacht aufgewachsen, Junge, deshalb kennst du nur diese Welt. Die Welt danach. Ich weiß, dass du wahrscheinlich in der Schule oder aus Gesprächen anderer Leute eine Menge über die Welt vor dem Untergang erfahren hast. Deshalb besitzt du vermutlich eine vage Vorstellung davon, aber das ist wirklich nicht dasselbe. Du lebst hier in der Stadt mit einem Bruchteil der damaligen Bevölkerung. Wie viele waren wir nach der letzten Volkszählung? 8000? Während meiner Arbeit in Venice Beach hab ich jeden Tag allein dreimal so viele Menschen am Strand gesehen. Die Highways waren mit Zigtausenden Autos verstopft, überall wurde herumgehupt und geschrien. Diese Menschenmengen und den Lärm hab ich immer gehasst. Aber … seit das alles weg ist, fehlt es mir jeden Tag. Die Welt ist heute zu leise.«
    Benny nickte zwar, war aber anderer Meinung. Irgendetwas passierte immer in der Stadt, irgendein Lärm oder Geschrei war immer zu hören. Wirkliche Stille kannte er erst seit seinem Aufenthalt im Leichenland.
    Â»Als die Toten auferstanden … verwandelte sich das Geräusch eines geschäftigen Treibens in das Kreischen der Sterbenden in panischer Flucht. Die ersten Schreie hörte ich bei Sonnenuntergang. Ein Kerl in der Ausnüchterungszelle starb an den Folgen eines Überfalls auf offener Straße. Vermutlich hatten die Bullen nicht erkannt, wie schwer seine Verletzungen waren.Sie dachten, er schliefe auf seiner Pritsche, und ahnten nicht, dass er tot war. Dann erwachte er, falls das das richtige Wort dafür ist. ›Wiederauferstehung‹ trifft es wahrscheinlich besser. Vielleicht hätte man neue Wörter dafür erfinden sollen. Wenn mehr Zeit gewesen wäre und die Welt länger Bestand gehabt hätte, wären bestimmt alle möglichen neuen Wörter aufgetaucht, neue Slangbegriffe. Das Problem an der Geschichte ist ja die Tatsache, dass die Zombies nicht wirklich von den Toten ›wiederkehren‹ – sie sind die Toten. Obwohl das Ganze nun 14 Jahre zurückliegt, kann ich mich noch immer nicht an diese Vorstellung gewöhnen.« Er schloss einen Moment die Augen und blickte in sich hinein – oder zurück – auf Bilder, die selbst sein Vorstellungsvermögen als Künstler nicht fassen konnte.
    Â»Das Verlorene Mädchen«, drängte Benny vorsichtig.
    Â»Richtig. Das war später. Lass mich die Geschichte der Reihe nach erzählen, denn eins führt zum anderen und wenn ich es nicht in der richtigen Reihenfolge erzähle, verstehst du das Ganze vielleicht nicht.« Er nahm noch einen Schluck Kaffee. »Der Kerl in der Zelle fing also an, die anderen Betrunkenen zu beißen. Alle schrien und brüllten durcheinander. Die Bullen glaubten, sie hätten einen Irren vor sich und taten das, was man ihnen beigebracht hatte. Sie schlossen die Zelle auf und versuchten, den Streit zu beenden. Aber mindestens einer oder zwei der anderen Betrunkenen waren inzwischen an Bissen in die Kehle oder Schlagader gestorben. Es herrschte das reinste Chaos – überall klebte Blut, an den Wänden und auf dem Boden, erwachsene Männer schrien wie am Spieß und die Bullen brüllten herum. Ich stand nur da und starrte. Die ganzen Farben, verstehst du? Das leuchtende Rot. Das blasse Weiß blutleerer Haut. Die grauen Lippen und schwarzenAugen. Das Blau der Polizeiuniformen. Die blauweißen Lichtbögen der Elektroschockpistolen – auf eine seltsame, kranke Weise wunderschön. Ja klar, ich seh den Ausdruck in deinen Augen und ich weiß, wie

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