Lost Land
gerade mit meinen Freunden die neuen Karten durchgeschaut und dann sah ich sie hier. Da war irgendetwas Besonderes, irgendetwas an ihr. Ich â¦Â« Er hielt inne und suchte nach den passenden Worten, fand sie aber nicht. Erneut zuckte er die Achseln.
Doch Sacchetto überraschte ihn, indem er nickte. »Ich versteh schon, Junge. Sie hat so eine Wirkung auf Menschen.« Als der Künstler die Tür öffnete, fiel ein heller Streifen herbstlicher Sonnenstrahlen herein. Das Licht war klar und hell und schienzu einer vollkommen anderen Welt zu gehören als der, von der Sacchetto erzählt hatte.
Benny und er blieben noch einen Moment stehen und schwiegen unbehaglich, da keiner von beiden sicher war, ob dies nun das Ende ihrer Beziehung darstellte oder das erste Kapitel einer Freundschaft, die Jahre andauern konnte.
»Tut mir leid, dass es mit dem Job nicht geklappt hat«, sagte Sacchetto mit einem schiefen Lächeln.
»Na ja, es ist nicht so, als wäre ich darauf versessen, Zombies zu töten. Wenn Sie jemanden einstellen, stünde ich noch immer zur Verfüâ¦Â«
»Nein«, unterbrach Sacchetto ihn. »Ich meinte, tut mir leid, dass deine künstlerische Ader irgendwie nicht viel hergibt. Du bist ein netter Junge. Mit dir kann man gut reden. Leichter als mit deinem Bruder.«
»Meine künstlerische Ader gibt nicht viel her?«
»Du kannst zwar malen«, räumte der Künstler ein.
»Ich â¦Â«
»Nur nicht besonders gut.«
»Ãh ⦠danke.«
»Wäre es dir lieber, wenn ich dich anlüge, Junge?«
»Vermutlich.«
»Na schön, du bist Rembrandt und in deiner Nähe würde ich mich minderwertig fühlen.«
»Schon besser.«
Sie grinsten einander an. Sacchetto streckte ihm seine mit Farbklecksen überzogene Hand entgegen und Benny schüttelte sie. »Ich hoffe, du wirst sie finden.«
»Das werde ich«, sagte Benny.
Die Bemerkung handelte ihm einen seltsamen Blick des Künstlers ein, doch bevor Benny etwas erwidern konnte, sagte eine Stimme hinter ihnen: »Na sieh mal einer an ⦠wen haben wir denn da?«
Benny kannte diese Stimme und während der halben Sekunde, bevor er sich umdrehte, sah er die Furcht in Sacchettos Augen aufsteigen. Als Benny herumwirbelte, entdeckte er Rotaugen-Charlie, der direkt vor ihm auf der StraÃe stand. Neben ihm wartete der Motor City Hammer, mit einem feisten, schmierigen Grinsen im Gesicht.
»Was hast du denn da, mein Junge?«, fragte Charlie in jenem aalglatt-höflichen Tonfall, den er immer dann anschlug, wenn er einen schlechten Scherz vorbereitete â oder Schlimmeres.
Plötzlich wurde Benny sich der Karte in seinen Fingern bewusst. Sie war klein, schien in diesem Moment aber so groà wie ein Poster. Seine Hand zitterte, als fühlte sich die Karte selbst entblöÃt und nervös.
Der wuchtig gebaute Kopfgeldjäger kam näher und seine massige Gestalt verdunkelte die Sonne. Es war merkwürdig. Benny mochte Charlie und den Hammer. Sie waren für ihn Helden. Oder ⦠waren es gewesen. Seit seinem Ausflug ins Leichenland war irgendwie alles verdreht, so als wäre das Mobiliar zwar noch dasselbe, aber der Raum vollkommen verändert. Die Art und Weise, wie diese Männer ihn angrinsten, wie sich in ihren Augen dunkle Schatten zu bewegen schienen ⦠Benny hätte würgen können. Er konnte nirgendwohin, konnte der Situation nicht entfliehen, es sei denn, er hätte wahrhaftig die Flucht ergriffen â aber das stand nicht zur Debatte.
Charlie streckte die Hand nach der Karte aus, doch BennysFinger umklammerten sie. Sein Zögern war kein bewusster Akt der Auflehnung, das war ihm sogar in diesem Augenblick klar. Es handelte sich eher um einen Akt der â¦
Der �
Der Verteidigung?
Vielleicht. Er wusste nur eines: Er wollte nicht, dass Rotaugen-Charlie diese Karte in die Finger bekam.
»Das ist nur eine Sammelkarte«, sagte Sacchetto. »Wie die beiden, die ich für dich und für den Hammer gemacht habe. Ich hab ein paar neue angefertigt. Ihr wisst schon, für Sonderrationen. Es ist nichts Besonderes.«
»Nichts Besonderes?«, wiederholte Charlie mit einem so beständigen und falschen Lächeln, dass es an das aufgemalte Grinsen im Gesicht einer Puppe erinnerte. »Dann schauen wir uns das mal an, okay?« Charlie griff auf dieselbe Weise nach der Karte,
Weitere Kostenlose Bücher