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Lost Land

Lost Land

Titel: Lost Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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wie Morgie es getan hatte: ungezwungen, als wäre es sein gutes Recht aufgrund einer langjährigen Freundschaft.
    Benny wappnete sich und als sich die Finger des Kopfgeldjägers um eine Ecke der Karte schlossen, riss Benny sie weg. Charlies Hand griff ins Leere. »Nein!«, stieß Benny hervor und trat instinktiv einen Schritt zurück, wobei er die Karte mit seinem Körper abschirmte.
    In diesem Moment schien die Welt plötzlich einzufrieren – jedes Geräusch, jedes zitternde Blatt in den Bäumen neben dem Haus, sogar der Wind. Charlies Augen weiteten sich. Der Hammer und der Künstler starrten ihn ebenfalls vollkommen verblüfft an. Und Benny spürte, wie ihm das Blut in den Adern gefror.
    Â»Junge«, sagte Charlie mit leiser Stimme, in der nun weder vorgetäuschter Humor noch Höflichkeit mitschwang. »Ichglaube, du hast da gerade einen Fehler begangen. Ich gebe dir noch eine Sekunde, um ihn wiedergutzumachen, dann sind wir wieder Freunde. Gib mir diese Karte, lächele mich dabei an und entschuldige dich bei mir.« Obwohl er nicht erneut nach der Karte griff, hing die Drohung in seinen Worten zentnerschwer in der Luft.
    Benny rührte sich nicht. Er hielt die Karte auf Höhe seiner Hüfte und außer Sichtweite. Rasch warf er Sacchetto einen Blick zu, doch der Hammer starrte dem Künstler direkt ins Gesicht und ließ dabei seine Hand auf dem Knauf des schwarzen Rohres ruhen, das er als Knüppel benutzte. Von Sacchetto war keine Hilfe zu erwarten.
    Â»Sofort«, befahl Charlie. Er streckte seine riesige, schwielige Pranke aus, um die Karte in Empfang zu nehmen. Plötzlich fegte eine starke Windbö aus dem Westen heran und brachte eine Hitzewoge und Sand mit sich. Die Karte flatterte zwischen Bennys Fingern.
    Â»Gib ihm die Karte, Benny«, drängte Sacchetto.
    Â»Hör auf den Mann«, pflichtete der Hammer ihm bei, während er dem Künstler eine Hand auf die Schulter legte. Seine Finger gruben sich tief in den Stoff von Sacchettos Hemd.
    Charlie streckte die Hand aus, bis seine Finger wenige Zentimeter vor Bennys Gesicht verharrten. Die Haut des Kopfgeldjägers roch nach Schießpulver, Urin und Tabak.
    Â»Junge«, flüsterte Charlie.
    Benny hob die Karte … langsam, zwischen Daumen und Zeigefinger, und alle Augen ruhten auf dem Stück Karton und sahen es flattern, wie die Flügel eines gefangenen und erschreckten Schmetterlings.
    Â»Gib mir die Karte«, sagte Charlie mit einer Stimme, so leise wie der wehende Wind.
    Â»Nein«, entgegnete Benny und öffnete die Finger. Sofort fegte die heiße Brise die Karte fort.
    Der Künstler schnappte nach Luft. Der Hammer stieß einen Fluch aus und Rotaugen-Charlie ließ seine Hand nach vorne schnellen, doch die im Wind schwebende Karte entzog sich seinen grapschenden Fingern. Während das kleine Rechteck aus steifem Karton und Druckerschwärze sich überschlug und wie ein Lebewesen im Wind davontanzte, hätte Benny fast aufgeschrien. Die Karte klatschte gegen das Schild an der Ecke von Sacchettos Grundstück, fiel auf die Straße und jagte zehn, zwölf Meter weiter, ehe ein schwerer Stiefel ihren Flug beendete und sie auf den festgestampften Boden drückte.
    Benny, der Künstler und die beiden Kopfgeldjäger hatten die wilde Flucht der Karte mit ihren Blicken verfolgt und hoben nun gleichzeitig die Augen zu dem Mann, der auf der Straße stand. Der Mann bückte sich, zog die Karte unter seinem Fuß hervor, musterte sie kurz und blies dann Staub und Sand von ihrer Oberfläche. Dann wanderte sein Blick zu den vier Menschen, die sich vor der Haustür des Künstlers versammelt hatten. Er lächelte und schob sich den Karton in die Brusttasche.
    Es war das erste Mal, dass Benny sich freute, ihn zu sehen.
    Â»Tom«, sagte er.

Tom Imura trug eine verblichene Jeans und ein grünes, von vielen Reisen gezeichnetes Safarihemd mit einer Menge Taschen – dazu schwere Stiefel, eine uralte Baseballkappe der Pittsburgh Pirates und ein Lächeln, das so freundlich und einladend war wie das einer Königskobra. Während er langsam auf das Haus zuschlenderte, bewegten Charlie und der Hammer sich mit kleinen Schritten zur Seite, um sich nicht gegenseitig zu behindern. Beide Männer trugen Messer an ihren Gürteln, außerdem besaß der Hammer sein schwarzes Eisenrohr und Benny wusste definitiv, dass in Charlies Stiefelschaft ein

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