Lost Land
könnte, das in den Bergen umherirrt.« Seine Stimme klang ruhig, sein Tonfall sanft, als würden Charlie und er über Belanglosigkeiten oder die Getreidepreise reden.
Aber Benny sah, wie sich ein Schatten über Charlies Gesicht legte und seine Miene sich verdüsterte. Sein blaues Auge blitzte gefährlich und in seinem rosafarbenen Auge schien ein loderndes Feuer zu brennen. Charlie trat einen Schritt auf Tom zu. »Wenn du weiter solche Anschuldigungen machst, Tom, werden wir uns mal unterhalten müssen.«
Tom lächelte. »Wir unterhalten uns gerade, Charlie. Und ich habe keine einzige Anschuldigung geäuÃert. Ich frage mich lediglich laut, warum ein viel beschäftigter Mann wie du Angst vor einem Porträt auf einer Pappkarte haben sollte.«
Charlie trat einen weiteren Schritt vor, sodass seine massige Gestalt die Sonne verdeckte und einen langen Schatten auf Tom warf. »Leg dich nicht mit mir an, Tom. Einmal hast du Glück gehabt. Aber heutzutage ist das Glück nicht von langer Dauer.«
Unbeirrt lächelte Tom weiter, ging dann einen Schritt zur Seite und schaute an Charlie Matthias vorbei. »Benny, Zeit nach Hause zu kommen. Wir müssen noch trainieren.«
»Trainieren?«, fragte der Hammer. »Du willst diesem Grünschnabel das Jagen beibringen?«
Tom wandte sich ihm lächelnd zu, schwieg jedoch.
Benny bemerkte, wie der Hammer und Charlie einen schnellen, scharfen Blick wechselten.
Erneut schob Charlie sich einen weiteren halben Schritt auf Tom zu. Er überragte ihn fast um Haupteslänge, doch Bennys Bruder wich weder zurück noch nahm er die Hände aus den GesäÃtaschen. »Einen Grünschnabel ins Geschäft aufzunehmen, ist ein riskantes Unterfangen«, bemerkte Charlie.
»Er ist volljährig«, erklärte Tom. »Er muss sich seine Rationen verdienen wie alle anderen auch.«
»Ja ⦠aber auf mich wirkt er noch ein wenig zu weich. Das Leichenland ist ein gefährlicher Ort.«
»Benny war bereits im Leichenland, Charlie. Und er hat sich ganz gut geschlagen.«
Charlie musterte nun Benny und sein falsches Lächeln kehrte zurück. »Du warst drauÃen im groÃen Zombiewunderland, Junge?«
Als Benny schwieg, überraschte Tom ihn mit der Aufforderung: »Antworte dem Mann, Benny.«
»Ja.«
»Sei höflich, Benny«, mahnte Tom.
»Ja ⦠Sir.«
Charlie nickte zustimmend. »ânen hübschen, kleinen Jagdhund hast du dir da abgerichtet.«
Doch Benny lieà sich nicht einschüchtern. »Er bildet mich zum Jäger aus«, knurrte er, »und wir werden das Verlorene Mädchen finden und in die Stadt zurückbringen. Und es gibt nichts, was ihr dagegen tun könntet.« Er wusste selbst nicht, warum er das gesagt hatte, und natürlich war ihm klar, dass es nicht stimmte, doch er wollte Charlie das dreckige Grinsen vom Gesicht wischen.
Seine Worte erzielten die erhoffte Wirkung: Charlies Augen blickten eiskalt und er machte Anstalten, etwas zu erwidern.
Aber Tom legte Benny die Hand auf die Schulter und meinte: »Wir gehen dann mal nach Hause, Leute.« Er drehte sich um und zog Benny sanft mit sich, doch noch bevor sie drei Schritte gegangen waren, flüsterte Charlie dem Hammer etwas zu, worauf die beiden lachten â ein düsteres, hässliches Lachen, das Schreckliches zu versprechen schien. Benny versteifte sich, wollte sich umdrehen, doch Toms Hand lag wie ein eiserner Schraubstock auf seiner Schulter.
»Hey, Tom!«, rief Charlie, woraufhin Tom seine Schritte verlangsamte und sich halb umdrehte. »Sag dem Kleinen, er soll sich im Leichenland besser vorsehen. Da drauÃen sind eine ganze Menge Dinge total heià auf Frischfleisch wie ihn. Alles und jedes will deinen Tod.«
Tom hielt inne. Dann drehte er sich langsam ganz um und musterte Charlie eine Weile stumm, noch immer ein Lächeln um die Lippen. »Das stimmt, Charlie. Alles und jedes will deinenTod.« Damit wandte er sich ab, klopfte Benny auf die Schulter und setzte sich in Bewegung.
Bevor Benny ihm folgte, konnte er noch einen flüchtigen Blick auf Charlies Gesicht werfen. Verblasste das Lächeln des Riesen? Zeigten seine Augen eine andere Gefühlsregung als die Zuversicht des Jägers? Benny war sich nicht sicher.
Auf dem gesamten Heimweg wechselten Tom und er kein Wort.
Als sie das Gartentor erreichten, legte Benny die Hand auf den Riegel,
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