Lost Land
schlieÃlich habe ich ihre Geschichte erzählt.«
»Okay. Tja, dann beschreibe mal den Mann, den sie getötet hat. Den Menschen, meine ich.«
»Nicht so groà wie die toten Zombies, aber doch kräftig.«
»War er Landwirt oder so?«
»Nein. Seinen Waffen und seiner Ausrüstung nach zu urteilen, dürfte er Kopfgeldjäger gewesen sein.«
Benny lehnte sich zurück und dachte darüber nach. Tom lieà ihm Zeit. Je länger Benny darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm der Gedanke. »Sie muss damals wie alt gewesen sein ⦠elf, zwölf?«
»Ungefähr.«
»Und sie hat nur Männer getötet?«
»Ja.« Tom lächelte nicht länger.
»Männer, die einer Art âºTypusâ¹ entsprechen?«
»Ja.«
Benny starrte Tom an, dessen Augen hart und finster schauten. Ein weiterer Donnerhall schlug heftig gegen die Wände. »Oh mein Gott«, ächzte Benny schlieÃlich. »Was haben sie ihr dort drauÃen angetan?«
Doch er kannte die Antwort bereits und die Vorstellung traf ihn tief. Er dachte an Toms Worte, an diese Kampfgruben in Gameland, und versuchte, sich ein junges Mädchen da unten im Dunkeln vorzustellen, nur mit einem Messer oder einem Stock bewaffnet, während tote graue Hände nach ihr griffen. Selbst wenn sie es überlebt hatte, musste sie tiefe Narben auf ihrer Seele davongetragen haben.
Benny und Tom saÃen schweigend da und lauschten auf das Gewitter, das die Stadt überrollte.
»Die Geschichte geht noch weiter«, sagte Tom schlieÃlich. »Noch viel weiter.« Aber er kam nicht dazu, sie zu erzählen â jedenfalls nicht in dieser Nacht. Im nächsten Augenblick zuckte ein Blitz auf, so blendend und gleiÃend, dass er sogar durch die Läden hindurch die Küche in ein grelles Licht tauchte, und unmittelbar darauf krachte ein Donnerschlag, der lauter war als alles, was Benny jemals gehört hatte.
Und dann begannen die Schreie.
Tom war aufgesprungen und hatte die Hintertür geöffnet, bevor Benny sich überhaupt von seinem Stuhl erhoben hatte.
»Was war das?«, fragte Benny.
Tom schwieg. Der Wind drückte die Tür nach innen und zwang ihn, einen Schritt zurückzutreten. Selbst über das Wüten des Sturms hinweg konnten sie Rufe hören. Dann drangen weitere Schreie zu ihnen, gefolgt von einem Schuss. Unmittelbar darauf fielen weitere Schüsse.
»Bleib hier«, befahl Tom. »Mach die Tür zu und leg den Riegel vor!«
»Ich will mit dir gehen!«
»Nein!«, knurrte Tom. Dann packte er seinen Regenmantel und warf ihn sich über, schwang sich den Gurt seines Schwerts über die Schulter und rannte barfuà in die Dunkelheit und den Platzregen hinaus.
Benny folgte ihm auf die hintere Veranda, doch Tom war bereits weg, zur Gänze verschluckt vom Wind und dem peitschenden Regen. Innerhalb weniger Sekunden war Benny bis auf die Haut durchnässt. Erneut blitzte es, dann noch einmal, jederBlitzschlag begleitet von einem gewaltigen Knall, und Benny fragte sich, ob es in der Ersten Nacht wohl ähnlich gewesen war: Dunkelheit, Schreie und das Knallen und Blitzen von Geschützen. SchlieÃlich kehrte er ins Haus zurück und drückte die Tür fest zu. Die Schlösser waren stark, doch er bemerkte, dass Tom keinen Schlüssel mitgenommen hatte. Sein Bruder trug unter seinem Regenmantel lediglich ein T  -  Shirt und eine Pyjamahose. Nicht einmal eine Schusswaffe hatte er dabei.
Benny betrachtete das schwere Kantholz, das neben der Tür stand. Auf beiden Seiten des Rahmens waren eiserne Halterungen an der Wand befestigt. Wenn man das Kantholz durch diese Halterungen schob, war damit der Eingang verbarrikadiert. Benny hatte vor Jahren zugeschaut, wie Tom diesen Riegel montiert hatte: Die Bolzen verliefen durch die gesamte Wand und endeten in Stahlplatten auf der AuÃenmauer.
»Um hier reinzukommen, müsste man die ganze Wand einreiÃen«, hatte Tom gesagt.
Benny hob den Riegel auf und hievte ihn hoch. Er war schwer und wuchtig. Nicht einmal 20 Zombies hätten ihn zerbrechen können. Benny legte ein Ende in die Halterung, die ihm am nächsten war, und machte sich daran, den Riegel vor die Tür zu schieben.
Tom lief da drauÃen herum mit nichts als einem Schwert. Keine Schuhe, keine Schusswaffe, kein Licht. Falls ein Baum umgestürzt war und eine Bresche in den Zaun gerissen hatte, konnten
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