Lost Land
Türknauf zu drehen. Was hatte Tom noch mal gesagt?
Nur die wenigsten Zombies sind in der Lage, einen Türknauf zu drehen, und die meisten von ihnen besitzen nicht die Koordinationsfähigkeit, um aus einem Fenster zu klettern. Nur die wenigsten.Aber nicht »keiner«. Möglicherweise besaÃen die erst kürzlich Verstorbenen ja noch die ein oder andere Fähigkeit.
Diese Erkenntnis schenkte Benny Klarheit, aber keinen Funken Trost. Es bedeutete nur, dass Sacchetto noch gefährlicher war â stärker, schneller und vielleicht cleverer als das Bild des herkömmlichen Zombies, das Benny im Kopf hatte.
Erneut wankte der Zombie auf ihn zu und begann, über die Couch zu klettern.
Benny sprang auf, wich zurück und packte dabei das Heft des Holzschwerts fast unbewusst auf die richtige Art und Weise mit einem beidhändigen Griff: die Fäuste auseinander, für eine gröÃere Hebelwirkung, und die Ellbogen leicht angewinkelt beim Heben der Klinge.
Der Zombie streckte die Finger nach ihm aus, versuchte, ihn am Handgelenk zu packen.
»Es tut mir leid«, stieà Benny hervor. Und lieà das Schwert auf den Kopf des Künstlers herabfahren.
Das Wesen hielt nicht inne.
Benny schlug erneut zu, dann noch einmal.
Und noch einmal.
Seine Arme hoben und senkten sich, wieder und wieder, während er das Hartholz auf den Schädel des Zombies krachen lieÃ. Dabei hörte Benny Schreie â aber sie stammten nicht von dem Zombie. Sie kamen aus seinem eigenen Mund.
»Stopp!« Toms Stimme peitschte durch die Luft und Benny erstarrte, das Holzschwert hoch erhoben, die Hände glitschig und feucht von Blut und Hirnmasse.
Langsam drehte Benny sich zu seinem Bruder um, der in derTür zur Diele stand. Tom war von Kopf bis Fuà mit Blut, Schlamm und Regen bespritzt; in der einen Hand hielt er sein stählernes Katana, in der anderen ein Bajonett mit breiter Klinge.
»Es ist vorbei, Benny. Du hast gewonnen«, sagte er beruhigend, legte das Bajonett auf einen Tisch und kam näher, um das BokutŠan sich zu nehmen. »Du hast es geschafft, Kleiner. Du hast das Monster besiegt.«
»Monster?«, fragte Benny mit leiser, abwesender Stimme. Sein Blick fiel auf die übel zugerichtete, klumpige Masse vor ihm â mehr war von Sacchetto nicht übrig geblieben. Er sah nicht mehr wie ein Mensch aus. Er sah auch nicht mehr wie ein Zombie aus. Vor Benny lag nur noch totes Fleisch, zersplitterte Knochen und eine glänzende, tropfende Masse. Benny lieà sich von Tom das Schwert aus den Händen nehmen. Tatsächlich spürte er seine Hände kaum noch. Sie waren eiskalt, wie Fremdkörper, die nicht zu ihm gehörten. Diese Hände hatten gerade Dinge getan, die er niemals hätte tun können. Benommen betrachtete Benny seine Finger â die blutigen Hände eines Killers.
Plötzlich wandte Benny sich ab und übergab sich in eine Zimmerpflanze. Tee, Muffins und Burger. Er wünschte, er könnte auch diese letzten Momente seines Lebens erbrechen, könnte diese Erinnerungen und Erfahrungen herauswürgen.
Tom stand schnaufend neben ihm, ein Schwert in jeder Hand. »Bist du verletzt, Benny?«, fragte er. »Hat er dich �«
»Mich gebissen?« Benny wischte sich den Mund ab und schüttelte den Kopf. »Nein. Hat er nicht.«
Tom nickte langsam, musterte Benny jedoch prüfend von Kopf bis FuÃ, auf der Suche nach eventuellen Wunden. Die einzigen Verletzungen, die Benny davongetragen hatte, waren einKratzer an der Wange und ein eingerissener Fingernagel. Doch Benny hatte Verständnis für Toms VorsichtsmaÃnahme und er fragte sich, was Tom wohl unternommen hätte, wenn er tatsächlich gebissen worden wäre.
SchlieÃlich stellte Tom das Holzschwert ab und wischte mit einem Tuch das Blut von seinem Katana.
»Was ist passiert?«, fragte Benny mit belegter Stimme. »War es das Gewitter? Ein umgestürzter Baum?«
»Ein Blitz ist in den nördlichen Wachturm eingeschlagen, woraufhin dieser einstürzte und Ramón Olivera über den Zaun katapultierte. Etwa zwei Dutzend Zombies sind direkt auf ihn losgegangen. Die beiden anderen Wachleute muss das Gewitter in Angst und Schrecken versetzt haben â jedenfalls sind sie in Panik geraten, haben das Tor geöffnet, um Ramón zu retten, und daraufhin sind die Zombies auch über sie hergefallen. Sally Parker â du
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