Lost Land
genähert und ihm die Kniekehle des einen Beins und den Knöchel des anderen Beins zerschlitzt. Primitive Schnitte, aberwirkungsvoll. Sie hatten dem Zombie die Sehnen durchtrennt und ihn so zu Fall gebracht und als er am Boden lag, wurde ihm das Messer in den Hinterkopf getrieben. Wie gesagt, nicht besonders elegant, aber clever. Eine Stunde später stieà ich auf einen weiteren Zombie, dann auf noch einen. Am Ende dieses Tages hatte ich 18 Zombies gezählt, die auf die gleiche Art und Weise getötet worden waren. Einige schon vor Wochen, andere noch ganz frisch, doch die Methode war immer die gleiche â die Sehnen von hinten zerschnitten und dann ein Messer in den Hinterkopf gerammt. Nachdem ich die fünfte oder sechste Leiche entdeckt hatte, war ich mir ziemlich sicher, etwas über diesen besonderen Zombiejäger gelernt zu haben. Jeder, der drauÃen im Leichenland arbeitet, jeder, der regelmäÃig tötet, entwickelt seinen eigenen Stil. Er sucht sich eine Methode, die zu ihm passt und ihm dabei hilft, seinen Auftrag schnell und einfach und mit dem geringstmöglichen Risiko zu erledigen â und dann bleibt er dieser Methode treu. SchlieÃlich ist es ja nicht so, als wären sich die Zombies bewusst, nach welcher Methode Jäger vorgehen, und würden dementsprechend ihre Taktik verändern.«
»Also ⦠wer hat das getan?«
»Tja«, sagte Tom. »Du hast gerade eine naheliegende Frage nicht gestellt.«
»Welche?«
»Denk nach.«
Benny zermarterte sich das Hirn und dann kam er darauf. »Warte mal ⦠du hast gesagt, im Hochland wären nicht viele Zombies, bist dort aber auf einen ganzen Haufen toter Zombies gestoÃen. Also warum befanden sich so viele dort oben?«
»Genau. Das beunruhigte mich schon den ganzen Tag.Zunächst nahm ich an, es hätte dort oben einen Ort gegeben, der überrannt worden war. Falls dem so war, konnte ich möglicherweise in echte Schwierigkeiten geraten. Aber dann fiel mir etwas ein. Als ich mir noch einmal jeden einzelnen der Zombies vor Augen führte, die dieser Jäger getötet hatte, erkannte ich, dass sie alle etwas gemein hatten: Es waren ausnahmslos Männer. Erwachsene Männer, alle über 30, alle ziemlich kräftig â jedenfalls so kräftig, wie ein vertrockneter Zombie sein kann.«
»Stammten sie aus einem Arbeitstrupp oder so was? Oder kamen sie aus einem Militärlager?«
»Guter Ansatz, Kleiner, aber das war nicht der Grund. Ich kehrte zu den letzten Leichen zurück und folgte ihren Spuren, verfolgte sie zurück bis hinunter ins Flachland. Einer kam von einer Farm, der andere von einer Tankstelle. AnschlieÃend stieg ich die Anhöhe wieder hinauf und stieà auf eine weitere Leiche. Eine ziemlich frische ⦠das Blut war überall.«
»Blut?«, stutzte Benny. »Zombies bluten doch nicht.«
»Nein, das tun sie nicht«, pflichtete Tom ihm bei. »Was hältst du davon?«
»Der Mann war ermordet worden?«
»Es handelte sich um einen Leichnam. âºMordâ¹ ist ein relativer Begriff.«
»Dann begreife ich es nicht. Ich weià zwar, worauf du hinauswillst: Diese Leichen gehen auf das Konto des Verlorenen Mädchens, stimmtâs? Ich meine, das ist jetzt die überraschende Wendung in deiner Erzählung, oder?«
»Es ist keine Wendung. Du hast mich gebeten, dir von ihr zu erzählen, also ist es keine Ãberraschung. Ich schildere dir hier so gut wie möglich, wie ich darauf gekommen bin, kleiner Bruder.Ich breite das Beweismaterial vor dir aus.« Tom grinste. »Denk daran, vor der Ersten Nacht war ich auf der Polizeiakademie. Ich wollte Bulle werden. Zugegeben, im Streifendienst bin ich nie gewesen, aber ich habe die Grundlagen der Ermittlungstechnik und etwas über psychologisches Profiling gelernt. Als ich an jenem Abend mein Lager aufschlug, führte ich mir das Beweismaterial noch einmal vor Augen und zog ein paar grundlegende Schlüsse. Keine MutmaÃungen, wohlgemerkt. Kennst du den Unterschied?«
»Das eine basiert auf Beweisen, das andere auf Spekulation«, sagte Benny.»âºWenn man von etwas ausgeht, geht einem bald die Wahrheit ausâ¹Â â das haben wir in der Schule durchgenommen.«
»Okay, dann zieh jetzt deine Schlussfolgerungen.«
»Abgesehen von der Tatsache, dass es das Verlorene Mädchen war?«
»Das ist Spekulation, denn
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