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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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wieder an den Hals zu werfen.
    Â»Ich hol meine Schlüssel, dann treffen wir uns unten.« Nathaniel stand auf. Auf seiner Jogginghose prangte am Knie ein dunkler Blutfleck.
    Dick drängte sich an mir vorbei, als wäre ich Luft, und warf einen Blick ins Badezimmer. »Ich werde deine Mom bitten, hochzukommen und sauber zu machen.«
    Â»Das kann ich doch selbst machen«, murmelte ich. »Nicole, du brauchst nicht mitzukommen, aber vielleicht könntest du die anderen nach Hause fahren?«
    Â»Das wäre großartig«, pflichtete Dick mir bei und klopfte Nicole auf den Rücken.
    Die kniff den Mund zusammen. Sie hatte offensichtlich keine Lust, den Chauffeur zu spielen, doch ihr fehlte eine gute Ausrede.
    Ich zog mir meinen labbrigen, grauen Sweater über und kramte in der Schublade nach einem Paar dicker Socken, während die Mädels ihre Sachen zusammensuchten. Ich schaffte es, die Socken anzuziehen, doch sofort erschien ein roter Fleck an der Stelle, wo ich mir den Fuß aufgeschnitten hatte. Daher stopfte ich eine Handvoll Taschentücher in die Socke, um die Blutung zu stoppen. Schweigend verließen wir eine nach der anderen das Zimmer und Dick folgte uns die Treppe hinunter.
    Â»Wollt ihr denn alle schon nach Hause?«, erkundigte sich Mom, die soeben aus der Küche kam. Sie sah verwirrt aus.
    Â»Sie haben ein bisschen zu wild rumgetobt und dabei ist ein Spiegel zu Bruch gegangen«, erklärte Dick, während er meiner Mom das Glas Wein aus der Hand nahm. »Ein paar der Mädchen sind deshalb ein wenig aus der Fassung.«
    Mom blickte nach unten und bemerkte den Blutfleck auf meiner Socke. »Isobel?«
    Â»Ist nicht weiter schlimm«, sagte Dick. »Nathaniel bringt sie ins Krankenhaus, damit die sich das ansehen.«
    Â»Ich hol nur meine Handtasche.«
    Dick packte sie am Arm und zog sie an sich. »Ist doch kein Grund, dass alle mich hier allein lassen. Die Schnittwunde ist nicht weiter schlimm. Nathaniel regelt das schon. Wenn es ein Problem gibt, ruft er uns an.«
    Â»Willst du, dass ich mitkomme?« Mom legte mir ihre kalte Hand auf den Arm.
    Â»Jetzt komm schon. Das Mädchen ist siebzehn, keine sieben mehr. Kein Grund, sie wie ein Baby zu behandeln«, sagte Dick. Er wuschelte mir durchs Haar, als wäre ich ein strubbeliges Hündchen. »Sie ist doch schon erwachsen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich wollte, dass meine Mutter mitkam. Aber ganz sicher hatte ich was dagegen, dass Dick diese Entscheidung für uns traf.
    Nathaniels Wagen hielt vor dem Haus an. Nicole und der Rest der Truppe schoben sich an mir vorbei und verabschiedeten sich leise.
    Erst da wurde mir klar, dass ich immer noch die Spiegelscherbe in der Hand hielt, die in meinem Fuß gesteckt hatte. Die Spitze war ziemlich scharf, doch an den Seiten schien sie eher stumpf. Ich drehte sie in der Hand herum, sodass das Licht der Wandleuchten von ihr reflektiert wurde. In der Mitte war ein perfekter runder Blutstropfen zu sehen. Ich rieb mit dem Daumen darüber und blinzelte. Es sah ganz so aus, als wäre die Fähigkeit des Glases, Dinge zu spiegeln, beim Zerbrechen irgendwie beeinträchtigt worden; denn an manchen Stellen sah die Oberfläche fast aschgrau aus. Ich führte die Scherbe näher ans Auge, und mir blieb die Luft weg. Da war ein schwarz-weißes Abbild im Glas, nur ein Bruchstück, doch ich war überzeugt, dass es ein Teil von Evelyns Gesicht war, das ich gesehen hatte. Es sah so aus, als hätte sich ihr Abbild wie eine Fotografie in das Glas gebrannt.
    Doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, ließ ich die Spiegelscherbe in meiner Tasche verschwinden und huschte hinaus in die Nacht, um zu Nathaniel in den Wagen zu steigen.

20
    J etzt hatte ich die Bestätigung. Es bestand kein Zweifel mehr. Ich war verrückt. Der Beweis dafür starrte mir aus dem Spiegel entgegen. Ich zerrte am Saum meines Cheerleader-Sweaters, in der Hoffnung, er würde dadurch etwas länger werden. Doch sobald ich losließ, schnellte er wieder hoch und entblößte fünf Zentimeter nackte Haut oberhalb des Rocksaums. Vorausgesetzt, man wollte das überhaupt als Rock bezeichnen. Denn eigentlich sah er eher aus wie ein plissierter Schal, den ich mir um die Hüften geschlungen hatte. Außerdem, um ganz ehrlich zu sein, war da nicht einfach nur nackte Haut zwischen Sweater und Rock zu sehen: Vielmehr lugte eine unübersehbare Speckrolle

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