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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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das alles nur ein?«
    Â»Nein, aber es ist auch nicht richtig real. Vielleicht gibt es tatsächlich einen Geist, vielleicht siehst du aber auch nur Dinge, weil dein Verstand bestimmte Informationen falsch interpretiert, um ihnen einen Sinn zu geben.«
    Ich spürte, wie Ärger in mir aufwallte. »Ich interpretiere also was falsch? Klingt ja fast so, als würdest du denken, ich bilde mir das alles nur ein.«
    Â»Ich will damit doch nur sagen, dass unser Verstand die Dinge manchmal ein bisschen durcheinanderbringt.« Nate hielt eine Hand hoch, damit ich ihn nicht unterbrach. »Genauso ist es möglich – scheiße, eigentlich ist es sogar sehr wahrscheinlich –, dass mein Dad hinter einem Großteil dieser Vorkommnisse steckt, weil er dafür sorgen wollte, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit deiner Mutter bekommt.«
    Â»Aber das ist doch genau der Punkt. Ich darf mich nicht zurücklehnen und abwarten, was wohl als Nächstes geschieht. Ich will die Kontrolle zurück, will wissen, was hier vor sich geht. Wenn dein Dad dahintersteckt, dann muss ich mich doch dagegen wehren, und wenn deine Schwester versucht, uns eine Botschaft zu übermitteln, sollten wir dann nicht zuhören?«
    Nate drehte sich um und sah mich an. »Es gibt nun mal Dinge, von denen man besser die Finger lässt.«

30
    S chließlich hatte Nate sich widerstrebend bereit erklärt, mir zu helfen. Ich konnte ja verstehen, weshalb er zögerte. War auch nicht so, als wäre ich scharf darauf gewesen, mich mit eventuellen Geistern einzulassen. Grundsätzlich zog ich es vor, dass zwischen Lebenden und Toten eine starke Trennlinie gezogen war. Allerdings befand ich mich nun in der Situation, dass ich entweder verrückt war und all diese Dinge unbewusst tat, dass mein neuer Stiefvater alles nur inszenierte, um mich als verrückt dastehen zu lassen, oder es gab wirklich einen Geist. Natürlich gehörte es zum Verrücktsein dazu, dass die Krankheit dem Betroffenen meistens nicht bewusst war, dennoch konnte ich einfach nicht glauben, dass ich innerhalb nur weniger Wochen komplett dem Wahnsinn verfallen sein sollte. Meine Mom beschwerte sich ständig darüber, dass ich in allem immer so unheimlich langsam war, warum sollte ich es ausgerechnet mit dem Verrücktsein eilig haben? Ganz sicher würde ich mich jetzt nicht einfach nur zurücklehnen und abwarten, bis Dick oder Evelyn den nächsten Schritt machten. Ich würde Dr. Mikes Rat beherzigen und die Kontrolle übernehmen.
    Nate bot mir an, mich in seinem Wagen zu fahren, doch ich merkte, dass er alles andere als begeistert davon war, in der Öffentlichkeit die Art von Fragen zu stellen, die mir unter den Nägeln brannten. Daher sagte ich ihm, er solle zu Hause warten, ich würde mit dem Fahrrad fahren. Eigentlich fühlte ich mich recht sicher. Bibliothekare sind im Grunde genommen wie Priester. Man erklärt ihnen einfach, dass man bestimmte Informationen benötigt, und zwar egal zu welchem Thema, ohne dass sie einen schief ansehen. Das ist so was wie eine unumstößliche Regel oder so. Und ich ging davon aus, dass selbst in einer kleinen Stadt wie dieser meine Frage gewiss nicht die seltsamste sein würde, die der Bibliothekarin je zu Ohren gekommen war. Ich hatte keinen Schimmer, ob Bibliothekare offiziell einer Verschwiegenheitspflicht unterlagen, doch zumindest baute ich darauf, dass sie die Sache vertraulich behandelte. Meistens sind sie ja sowieso nicht die gesprächigsten Menschen. Das kommt wohl daher, dass sie die meiste Zeit dazu gezwungen sind, leise zu sein. Außerdem fasste ich allmählich Vertrauen zu Mandy. Ich würde jetzt nicht so weit gehen zu behaupten, dass wir Freundinnen waren, aber auf dieser Insel gab es nicht sonderlich viele Menschen, in deren Gegenwart ich mich wohl fühlte.
    Ich zog die Tür zur Bibliothek auf. Die ältere Bibliothekarin bediente soeben eine junge Mutter, die wirkte, als würde sie jeden Moment durchdrehen. Sie hielt ein Baby auf dem Arm, schob einen Kinderwagen mit Zwillingsmädchen vor sich her, die aussahen, als wären sie so um die drei, und dann war da noch ein fünfjähriger Junge, der mit dem Finger in der Nase zwischen den Regalen herumlief. Ich überlegte schon, ob ich ihn warnen sollte, dass er sich womöglich den Finger ins Gehirn stieß, wenn er jetzt hinfiel, doch dann kam mir der Gedanke, dass es ihm vermutlich egal wäre,

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