Lost on Nairne Island
überzeugt sind und vergessen haben, wie es ist, ein Teenager zu sein. Oder aber sie wissen genau, wie beschissen es sein kann, und lügen uns bloà gerne an.
Als Teenager muss man sich vielleicht nicht den Kopf wegen eines Vollzeitjobs oder den Raten für eine Hypothek zerbrechen, dafür muss man irgendwie damit klarkommen, dass man vollkommen von seinen Eltern abhängig ist. Die Eltern entscheiden darüber, wo man lebt oder auf welche Schule man geht (ohne dass man dabei selbst ein Wörtchen mitzureden hätte). Sie bestimmen darüber, was man anziehen darf und was nicht. Sie sagen einem, wann man zu Hause zu sein hat, und sie versuchen sogar darüber zu bestimmen, mit welchen Leuten man sich abgibt. Sie wachen streng darüber, was im Fernsehen läuft beziehungsweise ob überhaupt ein Fernseher ins Haus kommt. Sie entscheiden, wann das Abendessen auf den Tisch kommt und was gegessen wird. Wenn sie meinen, sie müssten jetzt Vegetarier werden, dann bleibt einem nur noch übrig, heimlich Hot Dogs zu essen.
Aber jetzt kommt der Knaller: Bis man achtzehn ist, ist diese Form der Versklavung sogar völlig rechtens! Ich kannte mal ein Mädchen an meiner früheren Highschool, dessen Eltern auf einmal die Religion für sich entdeckten und dann der Ansicht waren, sie würde sich viel zu schlampenmäÃig anziehen. Sie zerschnitten alles, was sie besaÃ. Unter anderem auch eine echt schweineteure Jeans, für die sie ihr ganzes Geld gespart hatte, das sie sich mit ihrem Aushilfsjob nach der Schule verdiente. Haben die überhaupt irgendeine Vorstellung davon, wie viele Happy Meals dieses Mädchen eintüten musste, um sich diese Designerjeans leisten zu können? Eine ganze Latte. Dann kauften sie ihr einen Haufen Klamotten, die aussahen, als gehörten sie einer achtzigjährigen Oma. Dieses Mädchen ging daraufhin zur Polizei, da sie dachte, es müsse doch ein Gesetz dagegen geben, dass die eigenen Eltern einem das Leben versauten. Doch leider musste sie feststellen, dass sie rein gar nichts gegen sie ausrichten konnte. Solange sie einen nicht verprügeln oder sexuell missbrauchen, halten die Behörden sich da raus. Es ist sogar so, dass man, wenn man sich zu lautstark beschwert, gleich als Unruhestifter abgestempelt wird. Eltern können einen zwingen, in eins von diesen Teenie-Bootcamps zu fahren, wo man drauÃen schlafen muss und Kakerlaken isst, um daraus eine wertvolle Lektion zu lernen.
Die beste Zeit meines Lebens? Pustekuchen.
Ich saà zusammengekauert auf der Fensterbank in meinem Zimmer und hatte Mr Stripes, das Plüschzebra, auf meinem SchoÃ. Ich hatte mich gar nicht erst zum Abendessen unten blicken lassen. In meinen Augen hatte es keinen Sinn, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, während Dick sich alle Mühe gab, meine Mom davon zu überzeugen, dass sie mich fortschicken sollte. Ich wartete immer noch darauf, dass Nate endlich nach Hause kam, doch allmählich wurde es dunkel, und immer noch keine Spur von ihm. Nach allem, was Dick gesagt hatte, konnte ich ihn schlecht fragen, wo Nate steckte, daher blieb mir nichts anderes übrig, als mich weiter zu gedulden. Er nahm nie sein Handy mit, daher konnte ich ihn auch nicht anrufen. Vielleicht war er ja ausgezogen, was weià ich denn. Während ich also so wartete, dachte ich über das nach, was Dr. Mike gesagt hatte, von wegen, ich müsse mir die Kontrolle über einige Aspekte meines Lebens zurückerobern. Dick konnte ich schlecht unter Kontrolle bringen, so gern ich ihn auch gezwungen hätte, sich meinem Willen zu beugen. Ich würde meine Mom kaum überzeugen können, dass Dick mir alles, was ich sagte, im Mund umdrehte und alles, was ich tat, falsch interpretierte. Ich hatte keine Kontrolle darüber, wann Nate nach Hause kam, denn wenn Telepathie funktionieren würde, wäre er schon vor Stunden hier aufgekreuzt. Wenn ich die Kontrolle darüber hätte, wo ich wohnen will, dann wäre ich schon längst unterwegs zur Fähre, und zwar in einem solchen Tempo, dass die Leute nur noch ein verwischtes Etwas wahrnehmen würden, während ich auf die Anlegestelle zuraste. Klar, ich könnte die Kontrolle über meine Gesundheit übernehmen, indem ich mehr Sport trieb, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nicht die Lösung meiner Probleme war. Ich sah mich in meinem Zimmer um. Mein Blick blieb an dem Haufen Muscheln haften, die
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