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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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zuzuhören, wie sie über ihre Gefühle reden und dass ihr Leben ja ach so schwer ist, weil nämlich ihre Mamis so unglaublich gemein zu ihnen waren, aber bei dir ist das was anderes. Deine Geschichte übertrifft ja alles, was man in den Nachmittagstalkshows so hört. Durchgeknallter Dad, ein instabiles Verhältnis zur Realität … Du bist ja verkorkster als alle auf dieser Insel zusammen.« Nicole stieß ein kurzes Lachen aus. »Tja, andererseits bist du wohl wiederum nicht verkorkster als der Typ, mit dem du rummachst.«
    Nate trat einen Schritt vor, sodass er mit dem Gesicht fast gegen das von Nicole stieß. »Halt die Klappe.«
    Sie presste die Lippen aufeinander. Dann schleuderte sie ihre Mähne über die Schulter zurück.
    Â»Du brauchst mir gar nicht erst zu sagen, dass ich die Klappe halten soll. Hab euch eh nichts mehr zu sagen. Mit euch beiden bin ich fertig!« Dann musterte sie uns von oben bis unten, so als wären wir irgendwas Ekliges, das an ihrer Schuhsohle klebte. Dann wirbelte sie herum und betrat die Schule.
    Â»Wir sind ja so was von erledigt«, sagte ich leise, während ich ihr hinterherblickte.
    Â»Nein, sind wir nicht. Wir haben nichts Falsches getan.«
    Â»Das wird aber ganz anders klingen, wenn es erst mal die Runde macht.«
    Mir entging nicht, dass Nate mir in diesem Punkt nicht widersprach. Selbst ihm war klar, dass nichts Nicole davon abhalten würde, die gesamte Schülerschaft über die Sache in Kenntnis zu setzen – ach, was red ich, die ganze Insel, vielleicht sogar den gesamten Nordwesten der USA , wenn möglich. Sie würde jedem erzählen, dass Nate und ich ein Paar waren und dass ich nachweislich verrückt war.
    Â»Ist doch egal.« Nate nahm meine Hand und setzte sich in Richtung Eingang in Bewegung.
    Ich atmete einmal tief durch und sagte mir, dass er ja recht hatte. Wir waren nicht verwandt, und auch wenn es nicht unbedingt das Normalste war, mit dem eigenen Stiefbruder was am Laufen zu haben, so war es auch nicht kriminell. Und dann waren wir ja noch nicht einmal zusammen aufgewachsen. Außerdem, was für ein Mensch belauschte eigentlich den eigenen Dad in seinem Büro? Das klang mir ganz so, als wäre Nicole diejenige, die nicht ganz sauber war. Im Übrigen war es mir egal, was die Leute von mir dachten, für mich zählte nur Nate.

36
    W ie man erkennt, dass man sozial auf der Abschusslinie steht:
    (a) Wenn man einen Raum betritt, hören sämtliche Klassenkameraden auf zu reden und starren einen an, als wäre man ein Aussätziger. Niemand lächelt oder begrüßt einen mit »Hallo«. Wenn man geht, fangen sie wieder an zu tuscheln.
    (b) Wenn man im Sportunterricht versehentlich stolpert und dann auf dem Basketballplatz auf die Fresse fällt, kichern alle bloß blöde, statt einem zu helfen. Manchmal sagt auch noch einer so was wie »gut gemacht«.
    (c) Wenn man durch die Flure zieht, gehen die anderen mindestens einen Meter auf Abstand, als wäre der eigene Loserstatus ungefähr so ansteckend wie Ebola.
    (d) Selbst die Dame an der Essensausgabe in der Cafeteria schüttelt angewidert den Kopf, wenn sie einen sieht. Dabei trägt sie selbst schon seit Beginn des Schuljahres immer dieselbe Hose mit dem eingetrockneten Tomatensoßenfleck.
    Eins musste man Nicole lassen. Sie war zuverlässiger im Verbreiten von Informationen als eine Eilmeldung im Fernsehen. Soweit ich das beurteilen konnte, kannte bis zur dritten Stunde bereits jeder in der Schule Nicoles Version der Ereignisse. Ich nahm mein Essenstablett von der Dame an der Ausgabe entgegen (die im Übrigen kein Recht hatte, sich ein Urteil über mich zu bilden) und stand dann da und blickte mich suchend in der Cafeteria um. Jeder einzelne, der meinem Blick begegnete, schaute weg.
    Â»Komm schon. Wir setzen uns da rüber.«
    Eine riesige Welle der Erleichterung erfasste mich, als ich bemerkte, dass Nate gleich hinter mir war. Er deutete auf einen Tisch am Fenster und folgte mir dorthin. Zwei Juniors saßen bereits an dem Tisch, doch als sie sahen, dass Nate und ich zu ihnen kamen, sprangen sie von ihren Stühlen hoch.
    Â»Es macht euch doch nichts aus, wenn wir uns zu euch setzen, oder?« Damit ließ Nate sein Lunchpaket auf den Tisch fallen und setzte sich einfach auf den Stuhl, ohne eine Antwort abzuwarten. Wortlos eilten sie davon und blickten sich über die Schultern um, als

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