Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
Vom Netzwerk:
entschieden und zündete
sich eine Zigarette an.
    »Zwei«, korrigierte Toby. Der Kellner trottete ab.
    Tom drehte die Playmobil-Figur, die sie als Schatz gefunden hatten,
zwischen den Fingern.
    »Warum ein Cowboy?«, fragte er.
    »Weil der Schatzleger ein Mann ist. Er identifiziert sich mit der
Machowelt der Cowboys«, sagte Nicola.
    »Warum steckt keine Kanone in seinem Gürtel?«
    »Kastrationsangst?«, fragte Toby und lachte.
    »Wenn der Colt schon weg ist, würde das ja bedeuten, dass er bereits
kastriert ist. Oder sich zumindest so fühlt«, sagte Nicola.
    »Vielleicht ist es auch eine Frau, die dem Mann die Macht des
Schwanzes nicht zugesteht?«, sagte Tom ernsthaft.
    »Eine Pazifistin.«
    »Ich weiß nicht. Glaubt ihr wirklich, dass wir von diesem
Playmobil-Sheriff auf den Menschen dahinter kommen? Das ist doch alles nur
Spekulation.«
    »Die gesamte Psychologie ist Spekulation. Das macht es ja so
spannend. Gäbe es die goldenen zehn Psychoregeln für den Hausgebrauch, wozu
dann ein Studium?«
    »Ich glaube an die Psychologie«, sagte Nicola.
    »Betest du auch zu ihr?« Tom lachte und hielt Toby prostend den bis
an den Rand gefüllten weißen Spritzer entgegen. Der nahm ebenfalls sein Glas
und stieß lachend an. Dann schluckten sie gemeinsam und waren sich einig.
    Nicola nervte dieses Gockelgehabe. Sie hatte es bereits geahnt, als
sie von Adler verdonnert worden war, zusammen mit den beiden Testosteronbolzen
auf Schatzsuche zu gehen. Noch nicht einmal sicher hatte sie sich gefühlt, dort
im Dunkel des Lost Place. Keiner der beiden hatte sich um sie gekümmert. Ihr
Machotrieb war nur auf Beutezug ausgerichtet, ohne jeden Beschützerinstinkt. Da
sie aber nun mal mit ihnen zusammen ein Team bildete und das Rätsel lösen
wollte – nicht zuletzt um Adler zu imponieren –, verdrängte sie ihre Abneigung
gegen die beiden Wirtshausstudenten und nahm den Faden wieder auf.
    »Du hast recht, Tom, es ist ein Sheriff, kein Cowboy. Ein Sheriff
steht für Recht und Ordnung. Wenn ihm die Waffe fehlt, so bedeutet das
Ohnmacht. Er kann nicht für sein Gesetz einstehen, es mangelt ihm an
Überzeugungskraft.«
    Tom und Toby horchten auf. Es klang interessant, wenn auch
spekulativ; aber es barg in sich eine Logik.
    »Könnte auf Stefan passen«, nickte Tom.
    »Wieso gerade auf ihn?«, fragte Toby.
    »Stefan hatte vor einer Woche eine Schatzsuche in Baden
vorgeschlagen. Seine Argumente waren nicht einmal so übel. Wir hätten eine
Woche lang auf Exkursion gehen, uns dabei näher kennenlernen und gleichzeitig
intensiver an der Thematik arbeiten können. Aber der Vorschlag wurde abgelehnt.
Für einen wie Stefan, der sich sowieso selten rauswagt, war das bestimmt ein
harter Dämpfer. Kann mir vorstellen, dass das für ihn war, wie wenn er nackt
vor einer Braut steht und die ihn dann auslacht, weil sein Schwanz zu klein ist.
Und das ist er ja auch wirklich.« Tom lachte und suchte bei Toby Verbrüderung.
Nicolas strenger Blick zwang Toby aber, Toms Kalauer zu überhören.
    »Und zu Anfang war die Mehrheit sogar dafür«, sagte er. »Aber
plötzlich waren alle dagegen, warum? Was waren die Gegenargumente?«
    Nicola zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht mehr. Ich erinnere
mich nur, dass Adler etwas dazu sagte. Aber es war nicht direkt gegen Stefans
Vorschlag gerichtet. Nur danach wollten alle lieber weiter in Wien das Projekt
umsetzen.«
    »Also ist Stefan unser Schatzleger?«, fragte Toby und seufzte.
»Glaubt ihr wirklich, dass man über den Ort und die Art des Schatzes auf den
Menschen schließen kann? Könnte es nicht jeder sein, der hier den Cowboy
versteckt hat?«
    »Ich würde mich niemals alleine hierhertrauen. Und einen Cowboy ohne
Colt würde ich auch nicht als Schatz verstecken«, sagte Nicola.
    »Wo würdest du einen Schatz verstecken?«
    »Weiß nicht. Fällt mir jetzt nichts ein.«
    »Komm, mach schon. Spontan. Ohne Überlegung, direkt aus dem Unterbewusstsein.«
    »Im Schrank«, sagte Nicola und errötete. Die Jungs lachten.
    »Aber einen echten, nackten Cowboy mit fetter Kanone, was?« Tom riss
die Hand nach oben, Toby klatschte ihn ab.
    »Blödmänner.«
    »Entschuldige«, sagte Toby »Kommt nicht wieder vor. Jetzt mal
ernsthaft. Gibt es noch jemanden aus unserem Kurs, der in Frage käme? Was ist
mit Holger?«
    »Der führt uns eher in einen verlassenen Bunker. So wie der auf der
Xbox Soldaten umnietet.«
    »Und Sandra?«
    »Der würde ich zwar zutrauen, dass sie sich so einen Ort aussucht,
aber die würde

Weitere Kostenlose Bücher