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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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Bedeutung sie nicht kannte. Eine Blindenschrift, die sich nicht ertasten
ließ. Die toten Frauen sollten auch damit gezeichnet worden sein. Jedenfalls
hatte Zirner das behauptet. Und warum sollte er lügen? Er konnte nicht ahnen,
dass sie ebenfalls mit diesen drei Punkten gezeichnet war. Oder doch?
    Die Leichenhalle war zu. Jetzt würde sie sich nicht mehr selbst
davon überzeugen können, ob die toten Frauen die Tätowierung trugen. Und wenn
dem so war, was hatte es zu bedeuten?
    Valentinas Mutter wüsste es. Und sie selbst ahnte es. Aber sie
fürchtete sich vor der Bestätigung ihrer Ahnung. Sie wollte Ruhe. Sie gehörte
nicht mehr dazu. Sie hatte das Recht auf eine eigene, selbst gewählte Existenz.
Was konnte sie dafür, dass sie das Blut ihres Großvaters in sich trug?
    Sie klappte die Spiegel wieder zur flachen Wand und ging aus dem
Badezimmer. Dann griff sie nach dem Telefon und tippte die Vorwahl Italiens.
Weiter kam sie nicht. Sie hatte Angst vor der Wahrheit. So wollte sie sie nicht
erfahren. Sie musste es auf ihrem Weg tun. Sie wählte erneut Burak an. Warum
meldete er sich nicht? Arbeitete er überhaupt an der Sache? Wenn ihm jemand
dazwischengekommen war, der besser zahlte? Zirner wusste, dass sie Burak
angesetzt hatte. Wenn Zirner bereits ein angefaulter Apfel war, hätte er Burak
einschüchtern können.
    Valentina fand keine Ruhe. Sie konnte jetzt nicht einfach schlafen
gehen. Und warten würde sie ebenfalls nicht. Sie zog die Jacke an, verließ die
Wohnung und stieg auf ihr Brodie. Von hier bis zum Karl-Wrba-Hof war es keine
Viertelstunde.
    Bei Nacht wirkte der Karl-Wrba-Hof sogar auf Valentina einschüchternd.
Hasenfüße konnten hier schon das Fürchten lernen. Nicht alle Laternen
funktionierten. Einige Lampen flackerten, kleine Hunde wuchsen sich als
Schatten zu riesigen Monstern an den Betonwänden aus.
    Bei Burak schien bläuliches Licht aus dem Fenster, ansonsten war es
in seiner Wohnung dunkel. Valentina stieg vom Rad und lehnte es an den Zaun,
der den kleinen Gemüsegarten umgab. Dann ging sie über den Waschbeton zur
Haustür und klingelte. Nichts rührte sich. Valentina ließ nicht locker und
drückte die Klingel mehrere Male hintereinander. Endlich raschelte etwas in der
Wohnung. Die Tür wurde geöffnet, und Burak, ein Handtuch um die Hüfte
gewickelt, stand verschlafen vor ihr. Er kratzte sein blauschwarzes Brusthaar.
Valentina huschte ungefragt an ihm vorbei und knipste das Licht in der Wohnung
an.
    Eine dralle Blondine blinzelte ihr geblendet von Buraks Sofa
entgegen. Sie raffte ein paar Kleidungsstücke zusammen und presste sie sich an
ihren nackten Körper. »Ich will keinen Stress. Bin schon weg«, sagte sie und
schlüpfte in ihre Klamotten.
    »Hey, kein Problem. Du kannst hierbleiben, das ist geschäftlich«,
sagte Burak. »Geh rüber ins Bett und wart dort auf mich. Ich komme gleich.«
    »Sicher?« Die Blondine sah unsicher zwischen Burak und Valentina hin
und her. Zuletzt landete ihr Blick auf Valentina. Ihr Urteil war wohl
ausschlaggebend.
    »Kann länger dauern«, sagte sie. »Je nachdem, wie weit unser Freund
ist.«
    »Du bist nicht eifersüchtig?«, fragte das Mädchen vorsichtig. Die
Hellste schien sie nicht zu sein. Vielleicht hatte sie sich aber auch
irgendetwas eingeworfen, was sie so dümmlich wirken ließ.
    »Du hörst doch, kein Problem. Also geh rüber und mach’s dir
gemütlich. Die Show geht gleich weiter«, sagte Burak und lächelte wie ein
Haifisch vor dem Zähneputzen. Die Dralle kicherte und torkelte aus dem Vorraum.
    Burak wollte noch einen Spruch reißen, aber Valentina kam ihm zuvor.
    »Was hast du für mich?«
    »Nichts. Sonst hätte ich mich schon längst bei dir gemeldet. Ich
sagte doch, es kann länger dauern.«
    »Und warum puderst du die Blonde, wenn du noch nichts gefunden
hast?«
    »Ich hab auch ein Privatleben.«
    »So kenne ich dich nicht, Burak. Ich dachte, du bist ein Jäger.
Einer, der Ehre hat.« Sie sah ihn lauernd an. »Du willst mir doch nicht etwa
ernsthaft weismachen, dass du noch nichts gefunden hast? Ein Kerl wie du, ein
Profi. Ein Champ. Wenn das die Runde macht, bist du deinen Ruf los.«
    Burak atmete schwer durch. Die Geschütze schlugen mächtig ein. Aber
er nahm die Treffer hin.
    »Was steckt dahinter? War Zirner bei dir? Ich hatte mich nämlich
verplappert.«
    Burak schüttelte den Kopf. Er ging an den Kühlschrank und griff sich
ein Ottakringer. »Willst du auch eins?«
    »Wenn du mir sagst, was hier abgelaufen ist.«
    Burak warf

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