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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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posierten
unverfänglich für Freier. Die meisten waren solargebräunt und vom Fitnessstudio
in Form gebracht, das ein oder andere Tattoo kroch ihnen aus dem Pullover über
den Hals oder die Handrücken. Sie verzichteten auf warme Kleidung, nahmen den
fiesen Nebel in Kauf, um ihren Eros zu Markte zu tragen.
    Ein schlanker Jüngling mit gezupften Augenbrauen sprach Valentina
an: »Frau Inspektor, so spät noch im Dienst?« Er bleckte diebisch seine
ebenmäßigen Zähne.
    »Amre, seit wann bist du wieder draußen?«, fragte Valentina
überrascht und schloss ihr Fahrrad an ein Geländer.
    »Knapp drei Wochen.«
    »Und schon wieder in der Gefahrenzone?«
    »Sind wir das nicht ständig?« Er zuckte mit den Achseln und lächelte
wieder, diesmal wie ein Prinz aus Tausendundeiner Nacht. »Wollen Sie etwa rein?
Hubertus wird sich freuen. Der lässt es heute schneien. Wird fünfzig, der Alte.
Sie werden ihm die Party doch nicht vermiesen wollen?«
    »Keine Sorge, bin privat hier. Muss mich sammeln. Bringst du mich
rein? Dann muss ich nicht so viel reden.«
    Der bengalische Prinz lächelte ein drittes Mal, dann klopfte er an
die verwitterte Tür der Bar. Ein kleines Fensterchen öffnete sich, zwei dunkle
Augen spähten hindurch und trafen auf Amres schneeweiße Zahnreihen. Kurz darauf
wurde die Tür geöffnet, und Valentina folgte Amre in das Lokal.
    Auch Hubertus war brauner, als es die Jahreszeit erlaubte. Die Stirn
schien sogar etwas verbrannt, vielleicht war er unter der Höhensonne
eingenickt. Das Haar war aalglatt nach hinten gekämmt und glänzte rabenschwarz,
nur seinen daumenbreiten Koteletten erlaubte er ein silbernes Grau, das ihm
eine gewisse Reife und Autorität verlieh. Er trug ein schwarzes Muskelshirt,
der rasierte Oberkörper strotzte vor Fleischaufbaupräparaten. Am
verhältnismäßig zarten Handgelenk rutschte lässig eine goldene Omega vor und
zurück, wenn er die vollen Biergläser verteilte.
    »Na, du traust dich was«, sagte er, als Valentina vor ihm am Tresen
stand. »Weißt du, wie schlecht das Geschäft gelaufen ist, nachdem du Amre vor
der Tür hast abführen lassen?«
    »Krieg ich ein Bier?« Sie hatte keine Lust auf eine Diskussion mit
Hubertus. Er würde es sowieso nicht verstehen. Amre hatte aus der Gefahrenzone
entfernt werden müssen. Er war ein guter Spitzel, hatte aber bei der
Hehlergeschichte im vergangenen Winter zu viel riskiert und musste deshalb mit
der Bande hochgenommen werden. Er war satte neun Monate dafür gesessen. Dafür
hatte man bei der einen oder anderen Geschichte, in der er die Hand aufgehalten
hatte, ein Auge zugedrückt. Man , das war Zirner
gewesen. Valentina mochte solche Spielchen nicht. Für sie begann dort schon die
Korruption. Ein Ganove war ein Ganove. Andererseits hätten sie die Bande ohne
Mithilfe Amres nie geschnappt. Er war also ein guter Ganove. Warum auch nicht.
Schließlich war Parizek auch ein schlechter Bulle. Also konnte es auch gute
Ganoven geben. Hatte ihr Burak nicht auch weitergeholfen? »Für Amre auch eins.«
    »Du wirst doch nicht etwa mit dieser Schlange anstoßen, mein
Prinz?«, fragte Hubertus.
    Amre zuckte mit den Schultern. »Wieso nicht? Schließlich bin ich
eine Hure.«
    »Hure ist nicht gleich Hure. Seinen Schwanz zu verkaufen ist etwas
anderes, als seine Seele zu verwetten.« Hubertus lachte laut und zapfte.
»Übrigens, die Sache mit Zizi tut mir leid. Habt ihr schon eine Spur?«
    Valentina schüttelte den Kopf.
    »Bist du deswegen hier?«, fragte Hubertus. »Meine Jungs haben damit
bestimmt nichts zu tun. Wenn, war es einer aus dem Ostblock. Zizi mochte die
Slawen nicht. Der fuhr mehr auf so Orientalenpack wie den Prinzen hier ab.«
    »Er hatte eben Geschmack.« Amre zeigte wieder seine hübschen Zähne.
    Hubertus schob ihm abschätzig das Bier über den Tresen.
    »War er oft hier?«, fragte Valentina. Erst jetzt wurde ihr klar,
dass Zirner schwul gewesen war. Die Geschichte mit der Frau und dem Kind in
Australien, vielleicht hatte er die nur erfunden, um keine Gerüchte aufkommen
zu lassen. Schwule Bullen waren immer noch so unpopulär wie schwule Fußballer.
    Valentina wusste, dass Zirner gerne noch auf einen Absacker in den
»Goldenen Spiegel« gegangen war, aber dass er sich hier auch Jungs aufgegabelt
hatte, daran hatte sie nie gedacht. Warum eigentlich nicht? Es war doch so
offensichtlich. Auch die guten Kontakte zu Amre und den Arabern waren hier
geknüpft worden. Valentina schüttelte den Kopf. Die Türen, die sich gerade in
so

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