Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
Vom Netzwerk:
hoher Schlagzahl öffneten und ein Rätsel nach dem anderen feilboten, wurden ihr
zu viel.
    »Gibt es hier einen Platz, an dem ich allein sein kann?«, fragte sie
Hubertus.
    »Schätzchen, du bist hier überall allein.
Du glaubst doch wohl nicht, dass dich hier einer anspricht? Nein, nein, so viel
Weib bist du dann schon, auch wenn du gerne auf harten Burschen machst.«
    »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte Valentina und klimperte
gekünstelt mit den Wimpern.
    »Wenn du dir einen Dildo anziehst, wäre vielleicht was drin.«
Hubertus lachte dreckig. »Dahinten ist ein Separee. Wenn du Glück hast, ist es
gerade frei.« Er deutete auf eine rotplüschige Ecke im hinteren Teil des
Lokals. »Vielleicht bringt dich der Prinz ja hin?«
    »Zu Diensten, mein Herr und Gebieter«, sagte Amre, spielte
unterwürfig den Dschinn und geleitete Valentina in die Schmuddelecke, die
Hubertus mit »Separee« gemeint hatte.
    Ein Pärchen mit deutlichem Altersunterschied ging sich gerade an die
Wäsche und schien sich nicht daran zu stören, dass Besuch hinzukam.
    »Könntet ihr euer Liebesspiel bitte anderswo fortführen?«, fragte
Amre in feinster Manier.
    Ein russischer Fluch zischte aus den verschlungenen Leibern. Kaum
war er verstummt, hatte Amre den älteren der beiden Männer bei den Eiern
gefasst und drückte gezielt zu. Ein Aufschrei erklang. Der jüngere raffte die
abgeworfenen Klamotten zusammen, packte den Gespielen am Arm und zog ihn
schleunigst mit sich fort.
    Amre lächelte Valentina freundlich an und deutete mit seinen zarten
Fingern, die so grob zupacken konnten, auf den Plüsch. »Hier hast du deine
Ruhe. Und falls du einen besonderen Wunsch haben solltest, reibe einfach an der
Öllampe.« Er verbeugte sich mit gefalteten Händen vor der Brust, ehe er sich
ins Treiben des Lokals zurückzog.
    Valentina sah ihm nach, wie er im Getümmel verschwand, und staunte
darüber, wie viele Facetten er in sich trug und wie schnell er es verstand, von
der einen zur anderen zu wechseln. Nur so hatte er wohl als Spitzel überleben
konnte. Man glaubte ihm jederzeit die eine oder andere Haut, in die er glitt
wie Flüssigbeton in seine Schalung. Sie würde hier Ruhe haben vor Parizek. Es
sei denn, Amre stand auch auf seiner Gehaltsliste. Aber das musste sie
riskieren.
    Sie kramte das Überraschungsei, das aus der Gitarre gefallen war,
aus der Jackentasche und öffnete es. Eine kitschige Madonnenfigur und ein
sorgsam gefalteter Zettel kamen zum Vorschein. Valentina stellte die Madonna
auf den kniehohen Tisch und sah sie sich an. In Neapel und Palermo wimmelte es
von diesen Figuren. In jedem Haushalt waren sie zu finden, nebst Rosenkranz und
Hochzeitsbonbonniere. Wieder Italien, wieder Valentinas Wurzeln. Der Verdacht,
dass die Mafia an ihren Fersen klebte, drängte sich auf. Aber vielleicht war es
auch nur jemand, der mit diesem Klischee spielte und sie damit weichkochen
wollte?
    Sie entfaltete den Zettel und las.
    Inspiriert durch Fats Domino, E-Dur
    Intro: 1. Takt, G-Saite
    1. Vers: 1. Takt, A-Saite
    1. Vers: 4. Takt, A-Saite
    1. Vers: 1. Takt, A-Saite
    Chorus: 3. Takt, E-Saite
    2. Vers: 1. Takt, G-Saite
    2. Vers: 2. Takt, Gitarre 2,
A-Saite
    Intro, 1. Vers und Chorus
    Chorus, 6. Takt, A-Saite
    Zwischenspiel, letzter Takt, A-Saite.
    Es musste sich um Noten oder Akkorde eines Liedes handeln, aber
welches? Und wie waren die Noten in Koordinaten umzuwandeln? Denn es handelte
sich eindeutig um die nächste Station. Vielleicht war es die letzte, sicherlich
aber ein weiterer Baustein zur Lösung des Rätsels – welches auch immer das war.
    Valentina trank einen großen Schluck und leerte damit das Bierglas.
Dann nahm sie die Madonna, um sie in das Überraschungsei zurückzulegen; dabei
löste sich der Torso und fiel auf den zerschrammten Mahagonitisch. Valentina
erschrak. Sie hielt nur noch den Kopf der Madonna zwischen den Fingern und
starrte ihn an.
    Sie erinnerte sich, dass Paul McCartney einmal gesagt hatte, er habe
einen Boogie-Woogie im Stil von Fats Domino schreiben wollen und dabei sei
»Lady Madonna« herausgekommen. Und es gab eine Coverversion des Songs, die Fats
Domino aufgenommen hatte.
    Valentina sah wieder auf den Zettel und glaubte den Schlüssel zu
begreifen. »Lady Madonna« war in E-Dur geschrieben.
    »Intro: 1. Takt, G-Saite«, las sie halblaut. Sie hatte das
Intro des Songs im Kopf, auch Verse und Bridge konnte sie summen. Der Text war
ihr nicht mehr geläufig, aber auf ihn kam es wohl nicht an. Es sei denn,

Weitere Kostenlose Bücher