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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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gesprochen. Als Valentina von Nicola seinen Namen
erfuhr, war sie sich nicht mehr so sicher, ob eine Mordspekulation da nicht
eher stören würde. Abgesehen davon, dass ein Mord immer mehr Arbeit als ein
Freitod machte, hatte Parizek derzeit gewiss andere Prioritäten. Und eine davon
war es, Valentina zu schnappen.
    »Ich muss dann wieder«, sagte Mani. »Wenn Sie gehen, ziehen Sie
einfach hinter sich zu.« Es schien ihm unwohl zu sein, in der Wohnung eines
kürzlich Verstorbenen zu stehen.
    Valentina nickte ihm zu, sagte: »Danke«, und war froh, als er
verschwunden war. Sie musste sich konzentrieren. Stefan war ein Chaot gewesen,
so viel war sicher. Und er stand auf Sex mit Gummipuppen. Aber vermutlich nur,
weil er für Nutten keine Kohle hatte und an seine Traumfrauen nicht herankam.
Ihr Blick fiel auf ein rotes Herz, das Nicolas Namen umrahmte. Der Grund, warum
Parizek bei ihr angerufen hatte. Sprang schließlich groß genug ins Auge und
kostete wenig Ermittlungsaufwand.
    Valentina begann, einzelne Gegenstände näher zu untersuchen. Vor
allem die zwei Laptops interessierten sie. Sie ließ beide hochfahren.
    Das kleinere Notebook war wohl eher für unterwegs gedacht, während
das andere einen Siebzehn-Zoll-Bildschirm besaß und mit einer bemerkenswerten
Bildauflösung bestach.
    Im kleineren Rechner waren nur Daten und Arbeiten fürs Studium
abgelegt. Valentina begann, den großen Laptop zu durchforsten. Einen Großteil
der Festplatte belegten Spiele aller Art; von Billard über Bogenschießen bis zu
Avatar. Aber es gab auch ein professionelles Office, in dem der Posteingang
zwar leer gähnte, dafür aber unter den gelöschten Nachrichten allerhand zu
finden war. Valentina suchte nach Mails an Nicola und wurde fündig.
    Stefan hatte ihr fast täglich geschrieben, manchmal sogar zweimal.
Die Mails strotzten vor sexuellen Phantasien, aber Valentina entdeckte keine
außergewöhnlichen Perversionen darin. Nichts, was auf mörderische Gewalt
schließen ließ. Stefan hatte offenbar nicht gewagt, sich Nicola auf andere
Weise zu nähern. Es musste ein Medium dazwischenstehen, aus Selbstschutz. Die
Angst vor der Zurückweisung von Angesicht zu Angesicht war wohl zu groß.
    Stefans E-Mail-Adresse lautete [email protected].
    Valentina verband sofort Wilhelm Reich und dessen Orgasmustheorie
damit. Jeder Psychologiestudent würde das Gleiche tun. Nicola tat es bestimmt.
    Valentina suchte in den gelöschten Dateien nach einer möglichen
Antwort von Nicola auf die erotischen Schmachtbriefe Stefans und wurde auch
hier fündig. Zweimal hatte er Post von ihr bekommen. Das erste Mal hatte sie
ihn freundlich gebeten, den Blödsinn zu unterlassen. Das war vor fünf Wochen
gewesen. Die zweite Mail war auf vorgestern datiert. Hierin beschimpfte sie ihn
rüde und endete mit den Worten: »Friss, bis du platzt, du Dreckschwein!«
    Valentina erschrak. Der Computer lachte wie Woody Woodpecker. Eine
Mail kam gerade ins Postfach geflattert. Der Betreff lautete: »Valentina!«
    Valentina öffnete die eingegangene Nachricht umgehend und begann zu
lesen:
    Cara Valentina,
    es freut mich, dass du schon so weit
gekommen bist. Du bist gut, und du wirst das Rätsel lösen. Es ist nämlich dein
Rätsel, nur du kannst es lösen. Ich könnte dir jetzt verraten, was deine
Belohnung sein wird, aber das wäre verfrüht. Du würdest sie ablehnen. Noch
wärst du nicht bereit, den Sieg zu akzeptieren. Aber irgendwann wirst du tief
in dir drin spüren, dass du ihn mehr willst als alles andere auf der Welt; weil
jeder Mensch ein Zuhause braucht. Auch du brauchst ein Zuhause, aber vor allem
braucht das Zuhause dich.
    Ich bin das Gehirn eines großen
Organismus. Aber ohne Herz ist ein Organismus nichts wert, er wird seelenlos.
Du kannst ihm das Herz geben, sei du unser »Il Cuore«,
    ti saluto, a presto, Il Cervello
    Valentina saß wie erschlagen vor dem Rechner. Wieder und wieder
las sie die an sie gerichtete Nachricht. Natürlich kannte sie Il Cervello.
Zumindest vom Namen und von den Taten her, die ihm zugeschrieben wurden. Er
galt als das Hirn der international operierenden Mafia. Man hatte bereits
einige Leute festgenommen, von denen man glaubte, sie steckten hinter dem
Namen. Aber immer wenn man meinte, ihn gefasst zu haben, hatte die Mafia einen
großen Schlag verübt, der zeigen sollte, dass das »Hirn« noch einwandfrei funktionierte.
    Und jetzt sprach es zu Valentina. Oder jemand, der sich dafür
ausgab, sprach zu ihr. Sie konnte sich nicht sicher

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