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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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nach links. Die Streife fuhr neben ihm
her, und eine Kelle forderte ihn auf, anzuhalten.
    Im Geist spielte er schnell die möglichen Varianten durch. Er konnte
nach rechts abhauen, aber dort landete er in einer Friedhofsgärtnerei,
womöglich eine Sackgasse. Er konnte umdrehen. Bis der Polizeiwagen gewendet
hätte, hätte er sich einen Vorsprung herausgefahren. Aber er wusste um seine
schwache Kondition. Valentina würde er so oder so aus den Augen verlieren. Es
war besser, sich zu stellen.
    Alberto bremste und gab den Unterwürfigen. So würde er seine Schuld
den Polizisten gestehen und mit einem kleinen Bußgeld davonkommen. Als er
zahlte, überlegte er kurz, wann er das letzte Mal einen Polizisten getötet
hatte. Zirner fiel ihm ein. Aber war der ein richtiger Polizist gewesen? So wie
er ein richtiger Killer war?
    * * *
    Parizek schmeckte das Ganze überhaupt nicht. Weder das Cordon
bleu, das man ihm in der Kantine vorsetzte, noch Albertos Nachricht von
Valentinas Besuch bei Stefan Gruber. Was hatte sie mit dem Selbstmörder zu
schaffen? Verheimlichte man ihm etwas?
    Es war ihm klar, dass er nicht den gesamten Plan seiner Auftraggeber
kannte. Sie zahlten dafür, dass er Valentina unter Druck setzte und sie
beschatten ließ. Dass sie ihm dafür Alberto geschickt hatten und er seine
eigenen Leute nur bedingt einsetzen durfte, stieß ihm auf. Das Cordon bleu
auch.
    Am liebsten wäre er jetzt in einen Puff gegangen und hätte es sich
auf Staatskosten ordentlich besorgen lassen. Aber Bauer machte ihm Druck. Er
wollte Valentina als Mörderin von Zirner gefasst wissen.
    Bauer war ein Idiot. Er wusste noch weniger als Parizek. Bauer
dachte tatsächlich, dass Valentina mit der Pressekonferenz in ein politisches
Wespennest gestochen hatte. Um Politik ging es dabei schon. Aber nicht um eine,
die Bauer nachvollziehen konnte. Dafür dachte der zu kommunal und kleinkariert.
Es ging nicht um die nächste Bürgermeisterwahl, es ging um große Märkte:
Waffen, Drogen, Menschenhandel, Restmüllentsorgung. Und es ging augenscheinlich
darum, Valentina Fleischhacker ordentlich einzuheizen. Was man damit bezweckte,
verstand Parizek nicht. Was war an ihr so einzigartig, dass sie einen solchen
Aufwand betrieben? Hatten sie nicht bereits mit ihm eine Schlüsselposition bei
der Wiener Kripo? Und was würde aus ihm werden, wenn sie Valentina plötzlich
für sich gewonnen hätten?
    Parizek wurde heiß. Er öffnete den Krawattenknopf und schob das
angegessene Cordon bleu zur Tischmitte. Jemand schob es wieder zurück und
setzte sein eigenes Tablett mit dem Kantinenfraß an dessen Stelle.
    Parizek blickte zu dem Störenfried auf. Es war Bauer.
    »Wie steht es? Eine Spur von Fleischhacker?«, fragte Bauer und
säbelte sich mit dem stumpfen Messer durch die panierte Kruste seines
Mittagessens.
    »Wir sind dran. Weit kann sie nicht gekommen sein«, erwiderte
Parizek und gab sich Mühe, ruhig zu wirken.
    Bauer schob sich ein zu großes Stück Cordon bleu in den Mund,
merkte, dass der eingebackene Käse noch heiß war, und mahlte mit dem
Unterkiefer, um sich nicht den Mund zu verbrennen.
    »Schon Nachrichten gehört? Während Sie sich um Selbstmörder kümmern,
hat man am Naschmarkt einen weiteren Mord zu vermelden. Der Kerl heißt Amre
Moussa, der Wirt vom ›Goldenen Spiegel‹ will Inspektorin Valentina
Fleischhacker kurz vor dessen Tod mit ihm zusammen in seiner Bar gesehen
haben.«
    Bauer schluckte den gekauten Happen herunter. »Weißt du, wie ein
glühendes Telefon aussieht?«, fragte er. »Nein? Dann komm mal zu mir ins Büro.
Dort liegt ein Handy, das bereits so geschmolzen ist wie dieser verfickte Käse
hier.«
    Parizek suchte nach frischer Luft, aber alles, was er einatmete,
stank nach altem Frittieröl.
    »Ich … bieg das hin«, stammelte er.
    »Du biegst das hin? Da gibt es nichts hinzubiegen. Valentina
Fleischhacker hat nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen ehemaligen
Häftling und Stricher, der für uns als Spitzel gearbeitet hat, umgebracht. Eine
Inspektorin der Bundespolizei Wien, einer Sondereinheit für Gewaltverbrechen.
Und sie läuft da draußen frei herum. Und du willst es hinbiegen ?«
    Parizek kämpfte mit einem Rülpser, der ihn von der Übelkeit befreien
konnte, die ihn aus der Magengegend anfiel. Aber er drückte die Luft hinunter.
    »Heute Abend will ich sie in Handschellen im Verhörraum haben. Und
dann wird sie nicht nur die zwei Morde gestehen, von denen wir bereits wissen,
sondern auch die an drei

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