Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
Vom Netzwerk:
Valentinas Schulter. Sie schreckte
hoch und versuchte sich dem schmerzhaften Griff zu entwinden. Aber anstatt
freizukommen, spürte sie eine knöcherne Hand um ihren Hals, die kräftig
zuzudrücken begann.
    Valentina strauchelte und ließ sich nach hinten auf den Rücken
fallen. Sie hoffte, dadurch ihre Position zu verbessern. Aber die dürren Finger
krampften sich weiter um ihren Kehlkopf, bekamen Unterstützung von der zweiten
Hand der Angreiferin. Valentina erkannte das erwachte Mädchen.
    Sie versuchte die Arme mit Wucht auseinanderzuhebeln. Aber die Hände
des Mädchens hatten geradezu Wurzeln geschlagen. Alles an dem Körper, der auf
ihr hockte, war starr und endgültig, lediglich eine Axt hätte diesen
vertrockneten, aber zähen Knochen spalten können.
    Valentina strampelte mit den Beinen, schlug mit den Knien in den
Rücken der Angreiferin. Diese blieb davon unbeeindruckt und grub ihre Hände
weiter um Valentinas Hals. Valentina spürte, dass ihr nicht mehr viel Zeit
blieb, sich zu retten, rang nach Luft und schlug ihre Fingernägel in das
Gesicht ihrer Gegnerin.
    Das Mädchen über ihr lachte irr und sog dabei den Atem ein, sodass
es sich anhörte, als würde sie rückwärts lachen. Sie hatte offenbar Atem im
Überfluss, während Valentina um die letzten Reserven kämpfte. Schon begann ihr
Blick zu verschwimmen, der Bauch sich zu verkrampfen, die Lungen
zusammenzufallen, da sprangen die Krallen von Valentinas Hals wie die Riegel
eines Schlosses, dessen Zahlenkombination geknackt worden war. Das Gesicht über
Valentina zuckte und rutschte aus dem Bild. Dafür schob sich ein anderes in ihr
Sichtfeld: Ein Mann mit einem schwarzen, elegant getrimmten Schnäuzer, der eine
Rohrzange in Händen hielt, stand über ihr. Vom Kopf der Zange tropfte Blut.
    * * *
    Nicola hatte es wehrlos hingenommen, dass die Polizisten sie
aufs Revier gebracht hatten. Es war folgerichtig, dass man sie vernehmen
wollte. Und sie hatte alles erzählt. Von Stefan angefangen bis zu ihrer
Entführung und der Rettung durch Valentina.
    Der Polizist, der jetzt vor ihr saß und ihr aufmerksam zuhörte, sah
sie an und schwieg. Er war breitschultrig, pflegte einen blonden Dreitagebart,
durch den die ersten grauen Streifen schimmerten, und trug Zivil. Und zwar
verdammt schickes Zivil; das imponierte Nicola. Sie war eben anfällig für
Äußerlichkeiten. Die grünen Augen des Kommissars, der sich mit Parizek
vorgestellt hatte, fixierten sie auf eine Weise, die sie mochte. Sie war sich
sicher, dass Parizek sie attraktiv fand. Und unter anderen Umständen hätte sie
sich bestimmt auf einen Flirt mit ihm eingelassen. Aber die Umstände ließen
keinen Flirt zu. Sie waren viel mehr dazu gemacht, dass sie ihren Verstand
verlor.
    »Was geht da eigentlich vor?«, fragte Nicola. »Können Sie mir das
vielleicht sagen? Sie sind doch Polizist.«
    Parizek antwortete nicht. Er wusste es selbst nicht mehr. Die
Geschichte passte ihm ganz und gar nicht. Was hatte der Tod von Stefan Gruber
mit Valentina zu tun?
    Spielte Alberto etwa ein doppeltes Spiel? Parizek verfluchte jetzt
seine Geldgier, seinen Drang nach Geltung und Status. Aber er war diesen
Lastern ausgeliefert wie andere dem Alkohol. Die Mafia spielte nie sauber. Man
war immer nur Teil eines Randgeschäfts; die tatsächlichen Operationen waren so
verschachtelt, dass einem der Kopf rauchte, wenn man darüber brütete. Auch er
selbst konnte ein Steinchen in dem Brettspiel sein, das irgendwann geopfert
werden würde. So wie dieser fette Stefan Gruber. Und genau das passte Parizek
überhaupt nicht. Er musste auf der Hut sein. Hier wurde ein Spektakel
abgefackelt, das seinen Erfahrungsschatz weit überstieg. Wozu? Was war der
Zweck des Ganzen? Und wann würde man ihn in dem Gesamtkunstwerk über den Jordan
schicken?
    »Sie können gehen«, sagte er, und es machte ihm Freude zu sehen, wie
die Angst in ihren Augen aufstieg, wieder allein nach draußen zu müssen. So war
er nicht der Einzige, der kalte Füße hatte.
    * * *
    Alberto zitterte. Das kam selten vor. Aber er wusste, dass
Valentina ihn wiedererkannt hatte. Aber hätte er der verfluchten Nutte nicht
die Rohrzange über den Schädel gezogen, wäre Valentina jetzt tot. Und das hätte
auch sein Ende bedeutet.
    Alberto kauerte zwischen zwei Eiben und beobachtete den Eingang des
alten Arsenalgebäudes, in der Hoffnung, Valentina würde bald erscheinen. Sie
hatte noch gelebt, als er sie aus dem Klammergriff der Wahnsinnigen befreit
hatte. Sie würde zwar

Weitere Kostenlose Bücher