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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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überlegte er, ob er es Parizek oder besser Il Cervello
durchfunken sollte. Er entschied sich für Letzteren.
    Es vergingen keine fünfzehn Sekunden, dann blinkte Albertos Handy.
In seinem Postfach lag ein Dossier mit dem Titel »Martin Adler«.
    * * *
    Adler wollte erneut klingeln, da öffnete jemand von innen die
Tür. Es war der Postbote, der die Briefkästen eben mit der täglichen Ration
gefüttert hatte.
    Adler nutzte die Gelegenheit, schlüpfte in den Hausflur und stieg
die Treppen hinauf. Vor der angelehnten Tür von Nicolas Wohnung stutzte er,
klopfte dann zurückhaltend an.
    »Hallo? Nicola? Kann ich reinkommen?«
    Keine Antwort.
    Er drückte die Tür auf und trat in den Flur.
    »Ist jemand zu Hause?«, rief er.
    Im Augenwinkel nahm er für Sekundenbruchteile einen Schatten wahr.
Er war schwarz und rund und schoss wie ein Raubvogel auf ihn hinab. Instinktiv
drehte Adler sich zur Seite und spürte einen brennenden Schmerz an der linken
Schulter.
    Der schwarze Raubvogel stieg wieder in die Lüfte. Jetzt erkannte
Adler, dass es eine Bratpfanne war, die ihn erneut zu attackieren gedachte. Er
duckte sich und stieß sich dann unter der drohenden Pfanne in Richtung Nicola
ab, um ihren Arm zu blocken. Es gelang, die Pfanne stürzte zu Boden, reglos lag
der geschossene Vogel auf dem Parkett.
    Adler hatte mittlerweile auch Nicolas anderen Arm gepackt und zog
sie an sich heran. »Ruhig, ganz ruhig. Nicola, ich bin’s, Martin Adler.«
    Nicola verstummte und starrte ihn an. Allmählich schien sie ihn zu
erkennen.
    »Professor Adler«, seufzte sie und schmiegte ihren Kopf an seine
Brust, als befände sie sich in der Schlusseinstellung eines Pilcher-Films. Sie
schien auf den Abspann zu warten, denn sie dachte überhaupt nicht daran, die
Umklammerung zu lösen.
    Adler kostete es alle Mühe, die Spangen, die sich um seinen Leib
gelegt hatten, zu entfernen und Nicola ins Wohnzimmer in Richtung Sofa zu
bugsieren. Dort setzte er sie ab und ging in die Küche, um ein Glas Wasser für
sie zu holen.
    Sein Blick fiel auf den Kachelboden, und er stutzte, als er kleine
rote Flecken darauf sah. Er kniete sich auf den Boden und untersuchte die
Spritzer. Es war Blut.
    Diesmal entdeckte er den Raubvogel zu spät. Er stieß gnadenlos auf
ihn nieder und traf ihn am Hinterkopf. Dann wurde es so dunkel um ihn herum,
als ob ein Rabe seine schwarzen Flügel um ihn gehüllt hätte.
    * * *
    Valentina tat, als ob sie noch immer bewusstlos wäre, als sich
die Tür des begehbaren Schrankes öffnete, wagte es aber, die Augen wenigstens
so weit zu öffnen, dass sie Umrisse erkennen konnte. Jemand zerrte einen
menschlichen Körper in den Schrank und ließ ihn dann zu Boden sinken.
    Valentina dachte daran, den Schleppenden am Bein zu packen und ihn
aus dem Gleichgewicht zu hebeln. Aber ihr brummte der Schädel, als hätte sie
ihn direkt in die Konzertlautsprecher von Metallica gesteckt und zwei Flaschen
Wodka hinterhergegossen.
    Die Gestalt verschwand, die Tür des Schrankes wurde geschlossen, und
Valentina hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Es war wieder
stockfinster in dem Kabuff.
    Sie lauschte. Neben ihr atmete der unbekannte Körper. Valentina
raffte sich auf und robbte zu dem Neuankömmling hinüber. Sie ertastete den
Stoff des Anzuges, glitt mit den Händen in Richtung Kopf. Die kurzen Stoppeln
eines Dreitagebartes verrieten ihr, dass es ein Mann war. Das Eau de Toilette,
das er aufgetragen hatte, kam ihr bekannt vor. Es roch gut und zeugte von
Geschmack. Auch der Stoff der Kleidung ließ auf einen distinguierten Charakter
schließen.
    In letzter Zeit war Valentina nur ein Mann begegnet, dem sie diese
Attribute zuweisen konnte: Martin Adler.
    Sie fuhr mit beiden Händen über sein Gesicht, modellierte Nase, Mund
und Wangenknochen nach, als würde sie eine Maske von ihm erstellen, und war
sich schnell sicher, dass er es war.
    Das Gesicht unter ihren Händen begann sich zu bewegen. Erschrocken
zog sie ihre Finger zurück.
    »Martin?«, flüsterte sie. »Bist du es?«
    »Ja«, kam es leise aus dem Dunkel.
    »Ich bin es, Valentina«, gab sie sich zu erkennen, wohl wissend,
dass flüsternde Stimmen sich ähnelten.
    »Was machst du hier drin?«, fragte er und meinte damit wohl eher
sich selbst.
    »Ich warte darauf, dass du mich hier rausholst. Hast du eine Idee?«
    Valentina spürte, wie ein harter Gegenstand gegen ihre Rippe
gedrückt wurde. Sie griff danach und berührte Adlers Hand. Sie war warm und
kräftig, aber dennoch

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