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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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beim
Patienten.«
    »Bitte. Keinen Vortrag jetzt. Ruf den Notarzt.«
    »Ja. Ja, natürlich. Entschuldige.«
    Während Adler telefonierte, griff sich Valentina die Schminksachen,
Färbemittel und eine Haarschere und plünderte Nicolas Kleiderschrank. Sie
stopfte alles in den Rucksack und schnürte ihn zu. Als sie ihn schulterte,
bemerkte sie auf dem Tisch im Salon zwei Theaterkarten. Sie nahm sie und las:
»Dantons Tod«.
    Adler kam hinzu.
    »Daraus wird wohl nichts werden«, sagte er.
    Valentina blickte zu ihm auf.
    »Sie wollte sich das Stück heute Abend mit mir ansehen. Im
Burgtheater.«
    »Seit wann besteht die Einladung?«
    »Sie hat heute Morgen ganz früh angerufen, sagte, sie habe zwei
Karten für das Stück erhalten, und es sei ihr wichtig, dass ich es mit ihr
anschaue. Deswegen bin ich auch bei ihr vorbeigekommen. Ich wollte eine der
Karten abholen, weil ich es heute Abend nicht zeitig zum Vorstellungsbeginn
schaffen würde. Nachdem sie mir eins verpasst hatte, dachte ich, die Einladung
sei nur ein Vorwand gewesen, um mich hierherzulocken.«
    Valentina starrte auf die Theaterkarten und dachte nach.
    »Ich glaube nicht, dass es ein Vorwand war. Sie wollte nur mich
kaltstellen; und vielleicht wollte sie das noch nicht einmal. Aber als sie mich
sah, ging es wohl mit ihr durch. Kann man ihr auch nicht übel nehmen: Wenn man
bedenkt, was ihr alles widerfahren ist, seit ich in ihrem Leben aufgekreuzt
bin. Ich glaube, ich hätte mir auch eins mit der Bratpfanne übergezogen,
mindestens.«
    Sie reichte Adler eine der Theaterkarten und verließ dann, den
Rucksack schulternd, die Wohnung. »Wir treffen uns heute Abend im Theater«,
rief sie. »Zieh dich fein an.«
    * * *
    Auf der Porzellangasse fuhr ein Notarztwagen vor. Die Sanitäter
stürmten an Valentina vorbei, die mit hochgestelltem Kragen dicht an den
Häuserwänden entlangging.
    Alberto war froh, dass der Notarzt nicht ihr galt. Einen Moment lang
hatte er sich um sie gesorgt.
    Er sah, wie die Blonde auf einer Bahre in den Krankenwagen getragen
wurde. Neben ihr lief dieser Adler. Alberto mochte ihn nicht. Nicht nur weil er
anscheinend Valentinas Nähe suchte, sondern weil ihm der Steckbrief, den ihm Il Cervello
aufs Handy zugesandt hatte, überhaupt nicht schmeckte. Irgendwann würde er sich
um ihn kümmern müssen. Aber zunächst galt es, an Valentina dranzubleiben.
    Sie war nicht wieder aus dem Kaffeehaus gegenüber herausgekommen, in
dem sie vor zehn Minuten verschwunden war. Alberto wusste, dass es keinen
Hinterausgang besaß; er hatte die anliegenden Etablissements längst daraufhin
inspiziert. Auch wenn er gerade etwas trotzte, schludern kam nicht in Frage.
    * * *
    Parizek war direkt ins Krankenhaus gefahren. Er hoffte,
dass Nicola Simon bereits vernehmungsfähig war. Aber er musste warten. Er
hockte in dem kahlen Flur auf einer nackten, abgesessenen Plastikschale und
wollte rauchen. Doch die Zeiten waren vorbei, in denen man im Flur eines
Krankenhauses rauchen durfte. Also kaute er am Fingernagel seines linken
Zeigefingers, der an der Ecke leicht im Nagelbett eingerissen war und seither
nicht mehr sauber auswuchs. Seit über zehn Jahren hatte sein Zeigefinger nun
schon diese kleine Delle. Er biss die Nagelecke endlich ab, um sie mit den
Schneidezähnen zu Hornbrei zu mahlen.
    »Wollen Sie einen Kaugummi?«, fragte ein gesund aussehender Mann mit
grau meliertem Haar in feinem Zwirn, der zwei Hartschalen weiter saß.
    Parizek nahm das Päckchen und zog sich einen Spearmint heraus.
    »Danke.« Er spuckte die Reste des Fingernagels aus und schälte den
Kaugummi aus dem Papier. Die Alufolie strich er glatt.
    »Wissen Sie, dass diese Art Kaugummi bei Junkies ganz groß in Mode
ist? Liegt richtig im Trend. Und wissen Sie, warum?«, fragte Parizek den Mann,
der ihm den Kaugummi spendiert hatte.
    Der Mann zuckte mit den Schultern.
    »Weil Sie darauf das Heroin zum Dampfen bringen können, um es dann
zu inhalieren.«
    »Ich dachte, Heroin wird gespritzt.«
    »Nur wer es ganz schnell braucht, der spritzt. Die anderen
inhalieren es. Sie glauben, es sei dadurch weniger gefährlich. Blödsinn. Aber
warum sollten Junkies anders ticken als wir? Wir verharmlosen das Leben ja auch
mit allen möglichen Tricks und müssen am Ende doch einsehen, dass es irgendwann
mal zu Ende sein wird. Hab ich recht?«
    »Sie sehen Lebensentwürfe als Droge?«, fragte der Mann.
    »Nein. Ich sehe das ganze Leben als einen einzigen kalten Entzug.«
Parizek lachte hohl und zerhackte den

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