Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Clarice.
»Es geht ihr sehr gut. Sie ist die Schönheit von Edinburgh und gleichzeitig die Anführerin der Blaustrümpfe. Sie lässt dir ihre Liebe ausrichten und dies hier...« Er küsste sie zärtlich auf die Wange.
»Sie ist lieb.« Clarice schlang ihm die Arme um den Hals. »Und Prudence?«
»Sie und der junge Aiden hatten ihren ersten Streit.«
»Worüber?«
»Weiß ich nicht.«
»Ist es ernst?«
»Das weiß ich auch nicht. Ich bin so schnell wie möglich verschwunden.«
Clarice seufzte. Männer achteten nie auf die wichtigen Dinge. »Genau darüber haben sie sich wahrscheinlich gestritten«, erklärte sie finster.
Robert warf ihr einen verwirrten Blick zu. Dann zog er aus seiner Satteltasche einen Brief mit dem königlichen Siegel von Beaumontagne. »Hier ist eine Nachricht von deiner Großmutter.«
Ach, Großmutter. Damals vor zwei Jahren hatte Clarice am Dock in London gestanden und auf das Schiff geblickt, das sie über den Kanal bringen sollte. Sie hatte an Großmutter gedacht. Und an Amy, die ihren eigenen Weg in der Welt fand, und an Sorcha, die spurlos verschwunden war. Sie hatte sich umgedreht, Prinz Rainger angesehen und festgestellt, dass er sie ebenfalls merkwürdig musterte.
»Ich muss sagen«, hatte er in diesem Moment erklärt, »dass ich nicht sonderlich viel Wert darauf lege, eine Frau zu ehelichen, die bereits einen anderen Mann liebt.«
Sie war zusammengezuckt. »War ich mürrisch?« Sie hatte gedacht, sie hätte ihr Elend hervorragend verheimlicht.
»Ihr wart beinahe tragisch tapfer.« Er hob die Hand, als Clarice widersprechen wollte. »Vielleicht sollte ich besser sagen, tragisch fröhlich. Ihr habt Euch genauso verhalten wie eine Prinzessin, die in der Liebe enttäuscht wurde, es tun sollte.«
»Danke.« Während ihrer Reise hatte sie festgestellt, dass sie Rainger mochte. Er war ein zuverlässiger Mann geworden, und ebenso geistreich wie schlagkräftig, und sie sagte sich ständig, dass eine Ehe mit ihm nicht so schrecklich werden würde.
Doch dann dachte sie an Robert und tat jede Nacht das, was sie befürchtet hatte: Sie weinte sich in den Schlaf.
Rainger hatte weitergesprochen. »Wisst Ihr, Ihr habt zwei Schwestern, die ich finden muss, und Eure Großmutter, eine furchteinflößende Frau, ist einfach zu halsstarrig, um zu sterben. Ich gehe davon aus, dass sie ewig leben wird. Und sie wird mir keine ihrer Enkelinnen zur Frau geben, wenn ich nicht alle gefunden habe. Also würdet Ihr, Clarice, im Palast herumsitzen, während ich Amy und Sorcha aufspüre.«
Sie ahnte, worauf er hinauswollte, und Hoffnung keimte in ihr auf. »Verstehe.«
»Wenn Ihr also nach Schottland zurückgeht und Euren Earl von Hepburn heiratet, wird Beaumontagne davon sicher nicht untergehen.«
Sie schluckte. Sie wollte das Richtige tun, aber was war das Richtige? »Und wenn Ihr meine Schwestern nicht findet?«
Er sah sie mit seinen dunklen Augen ernst an. »Ich werde sie finden.«
Das würde er. Deshalb hatte Clarice ihm gesagt, dass Amy nach Nordschottland geflüchtet war, obwohl Amy die Kälte hasste und gewiss nach Süden gehen würde. Aber Rainger musste sich auf seine Suche nach Sorcha konzentrieren.
Als Clarice jetzt auf Roberts Schoß saß, wog sie den Brief ihrer Großmutter in der Hand und seufzte. »Jeden Monat. Jeden einzelnen Monat. Glaubst du, dass sie jemals aufhören wird, meine Rückkehr zu fordern?«
»Wenn die Nachricht von deiner bevorstehenden Niederkunft sie nicht abhalten kann, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.« Er rieb ihr den Rücken und linderte ihr Unbehagen, während sie wohlig seufzte. »Wir fahren nach Beaumontagne, sobald das Baby alt genug ist. Schreib ihr das in deinem nächsten Brief an sie.« Er umarmte Clarice und drückte sie fest an sich.
Wie immer, wenn er sie umarmte, wusste sie, dass sie ihre Heimat gefunden hatte. Er küsste sie so, dass sie spürte, wie sehr er sie vermisst hatte und mit einer Leidenschaft, die sie daran erinnerte, warum sie ein Liebespaar waren. Als wären sie eine Ewigkeit getrennt gewesen.
In gewisser Weise waren sie das auch. Sie hatten einander aufgegeben. Sie hatten geglaubt, dass sie sich nie wiedersehen würden.
Jetzt lebte sie auf MacKenzie Manor, und trotz ihrer Sorge um Amy und Sorcha und Großmutters ständigen Forderungen war Clarice noch nie so glücklich gewesen.
Aber als sie sich zurücklehnte, sah sie an seiner Miene, dass er ernste Nachrichten hatte. »Kein Grund zur Besorgnis.« Er zog eine Zeitung aus
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