Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
getroffen, als ich geahnt habe.«
Robert war stolz über ihren Mut, und gleichzeitig fürchtete er noch im Nachhinein um ihre Gesundheit. Er konnte sie zwar beschützen, aber... Er schaute zu dem Prinzen hinüber, der weit genug weg stand, dass sie sich ungestört unterhalten konnten. Er war ein Prinz, der keineswegs, wie Waldemar gehöhnt hatte, einen hübschen blonden Lockenkopf und ein vornehmes Lispeln vorzuweisen hatte. Dieser Prinz hier war hart und entschlossen und appellierte an die einzige Sache, gegen die Robert keine Waffe hatte: an Clarice’ Pflichtbewusstsein.
Zu spät.
Robert wühlte in der Satteltasche herum und zog dann die kleine, hölzerne Schachtel heraus. »Clarice, hör mir zu.«
»Nein.«
»Ich habe dir einen Ring gekauft.« Er mühte sich mit zitternden Fingern mit dem Deckel ab, bis er den Ring schließlich
aus dem Kästchen nehmen konnte. »In Edinburgh. Ich möchte, dass du mich heiratest.«
Sie schloss die Augen und drehte den Kopf weg. »Nein. Tu das nicht!«
»Ich flehe dich an, heirate mich!« Er konnte nicht fassen, dass sie ihm nicht zuhören wollte. Er war der Earl von Hepburn. Er war der wahre Held der Iberischen Halbinsel, und sie wusste es.
Er gehörte ihr.
Wolken zogen an der Scheibe des Mondes vorbei. Die Blätter filterten das Licht und zeigten ihm ihre Qual, ihre Trauer.
Er gehörte ihr, mit Haut und Haaren. Gemeinsam hatten sie Colonel Ogley besiegt, Waldemar befreit und waren zusammen mehr gewesen, als sie allein je hätten sein können. Wusste sie das denn nicht? Wie konnte sie das einfach ignorieren?
»Sieh doch.« Er hielt den Ring hoch. »Der Bernstein hat die Farbe deiner Augen. Die Saphire die Farbe von meinen Augen. Das Gold hält uns zusammen. Sieh doch!« Er hielt ihr den Ring hin, aber er stellte es offenbar falsch an, denn sie blickte den Ring nicht einmal an.
Stattdessen schaute sie ihm in die Augen. »Weißt du, wer ich bin?«
»Meine Geliebte. Meine Frau.«
Sie legte ihm die Finger auf die Lippen. »Sag das nicht.«
Er küsste ihre Finger und schob sie zur Seite. »Meine größte und einzige Liebe«, fügte er leise hinzu.
Sie holte zitternd Luft. »Ich bin eine Prinzessin. Ich habe nicht darum gebeten, diesen Titel zu erben, sondern ich wurde hineingeboren. Ich habe die letzten Jahre meines Lebens damit verbracht, nach Beaumontagne zurückkehren und als
Prinzessin leben zu können. Nichts konnte diesen Traum jemals gefährden... bis du gekommen bist.«
»Dann ist es das Richtige, wenn du mit mir lebst.«
»Nein. Nein, das ist es nicht. Amy… Meine Schwester Amy, Miss Amy Rosabel, ist weggelaufen. Sie will keine Prinzessin mehr sein, und ich habe sie zu gern und will sie beschützen. Ich möchte, dass sie das sein kann, was sie will, nicht das, was der Zufall der Geburt aus ihr gemacht hat.« Clarice schluckte und schlug die Hände vor die Augen. »Verstehst du denn nicht? Jetzt muss ich meine Pflicht erfüllen.«
»Sprich nicht immer von Pflichten!«, befahl er verzweifelt.
»Ich muss ehrenvoll handeln«, verbesserte sie sich.
»Hör auf, von Ehre zu reden.«
Sie schaute ihm in die Augen. »Ich höre damit auf, wenn du es tust.«
Sie verstand es wirklich, ihn zum Schweigen zu bringen.
»Du und ich haben viel gemeinsam«, fuhr sie sanfter fort. »Wir haben gemeinsame Werte. Deshalb konnten wir so gut miteinander auskommen. Und deshalb...« Sie rang um die nächsten Worte, legte ihre Hand auf seine Wange, und eine einzelne Träne lief ihr über das Gesicht. »Deshalb liebe ich dich.« Sie legte ihre Hand auf den Ring und auf seine Hand. »Ich liebe dich.«
Robert konnte nicht antworten. Sein Herz, dasselbe Herz, das er für versteinert gehalten hatte, brach.
Das leise Wiehern eines Pferdes drang zu ihnen. Clarice riss den Kopf herum. »Blaize!« Ohne zu wissen, wo er war, ging sie zu der Stelle, an der Robert ihn angebunden hatte.
»Oh, mein hübscher Bursche.« Sie vergrub ihre Finger in der dichten Mähne des Hengstes, legte ihren Kopf an seinen Hals. »Blaize, mein wunderschöner Junge. Du bist hier.«
Als Robert sah, wie sie das Pferd umarmte, das sie so liebte,
verschlug es ihm fast den Atem. Sie sagte Lebewohl. Zu Blaize. Und zu ihm.
Und er konnte nicht gegen sie kämpfen. Sie glaubte, dass sie das Richtige tat, und er vermutete, nein, fürchtete, dass sie Recht hatte. Vorsichtig steckte er den Ring in die Schachtel zurück und schloss den Deckel. Über dem Ring und über seinen Träumen.
»Du hast ihn mitgebracht«,
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