Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
war ein rücksichtsloser Mann, der wie ein Tyrann über seine Ländereien und seine Familie herrschte. Clarice wollte auf keinen Fall in seinem Haus logieren, und sie wollte schon gar nicht in der Nähe dieses Mannes sein, der vermutlich der Verwalter des Lords war oder sein Butler... auf jeden Fall ein Mann, der viel zu attraktiv aussah, als gut für ihn war. Oder für sie.
Also versuchte sie, ihre Hand zu befreien und lächelte den Mann dabei hochfahrend an, was normalerweise niemals seine Wirkung verfehlte. »Ihr geht sehr freizügig mit der Gastfreundschaft Eures Herrn um.«
Aber er ließ sie nicht los, und er sah auch kein bisschen eingeschüchtert aus.
Dafür jedoch brandete Gelächter unter den Umstehenden auf.
»Nein!« Miss Rosabel zwickte sie schmerzhaft in den Ellbogen.
Clarice zuckte zusammen. Sie hatte einen Fehler gemacht, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was für einer das gewesen sein sollte.
Der Mann antwortete leise mit einer sanften Stimme, die nur eine winzige Spur des schottischen Akzents aufwies. »Ich gehe aus gutem Grund so freizügig mit Einladungen nach MacKenzie Manor um.«
Nein! Das darf nicht wahr sein!
Aber es war doch wahr. »Denn ich bin zufällig Lord Robert MacKenzie, Earl von Hepburn. Zudem bin ich der Laird
von Freya Crags und der Herr des Hauses.« Er küsste ihr die Hand. Sein Atem wärmte ihre Haut, und einen Moment hatte sie das Gefühl, als hätten seine Lippen sogar ihre Finger berührt. »Ich bin zwar kein Prinz, aber ich bestehe darauf: Ihr logiert bei mir im Herrenhaus!«
3
Setz dir nicht nur hohe Ziele, sondern greif kühn danach und schnapp dir unterwegs noch ein bisschen Fröhlichkeit.
DIE ALTEN VON FREYA CRAGS
C larice riss ihre Hand los. Nein! Der attraktivste Mann in der Stadt konnte nicht auch noch gleichzeitig der Mächtigste sein. Das war einfach unfair!
Aber als sie in Lord Hepburns Augen schaute, erkannte sie, dass er genau das war. Autorität schien ihm aus allen Poren zu strömen. Ihr Glück hatte sich zum Schlimmsten gewendet, aber sie hatte sich bereits aus noch aussichtloseren Situationen herausgeredet. »Ich würde mir nicht im Traum einfallen lassen, mich Eurer Gastfreundschaft aufzudrängen.«
»Eine entzückende Lady in meinem einsamen Heim zu beherbergen, das ist alles andere als eine Aufdringlichkeit.« Lord Hepburns Stimme war sanft, tief und unerbittlich. Und er sah genauso aus, wie er klang.
Clarice hoffte inständig, dass sie nicht so aussah, wie sie klang, denn ihre Stimme wirkte selbst in ihren Ohren bestürzt und atemlos. »Es wäre nicht... schicklich.« Die Stelle an ihren Fingern, wo er sie mit seinen Lippen berührt hatte, war feucht, und der Wind kühlte ihre Haut. Sie krümmte die Finger, um das Gefühl abzuschütteln.
»Ich habe Schwestern und Dutzende von Bediensteten, die als Anstandsdamen fungieren können und uns nicht aus den Augen lassen werden.« Seine blauen Augen waren von langen Wimpern umrahmt, die so schwarz waren wie sein Haar, und ihr Blick musterte sie unablässig, als hätten sie einen wertvollen Schatz ausgespäht.
Aber sie wollte nicht sein Schatz sein. Sie konnte keines Mannes Schatz sein. »Meine Geschäfte würden den Frieden Eures Hauses nachhaltig stören.«
»Ich heiße immer Besucher aus der Stadt willkommen, vor allem Ladys, und Ihr... Ihr seid etwas ganz Besonderes.« Er sah in die Runde und lächelte die Frauen an, die sich herangedrängt hatten, damit sie auch ja jede Silbe dieses Wortwechsels mitbekamen.
Diese Frauen waren sehr empfänglich für seinen Charme und zwitscherten wie eine ganze Schar Zaunkönige, die sich an Beeren berauscht hatte.
Clarice konnte zwar nicht eine Spur Sarkasmus in seinen Worten entdecken, aber sie wusste trotzdem, dass irgendwo tief unten, vergraben unter dieser wohlklingenden, respektvollen Stimme, Zynismus lauerte. Er glaubte keine Sekunde, dass sie eine Prinzessin war. Aber aus einem nur ihm bekannten, unerklärlichen Grund lud er sie dennoch in sein Heim ein. »Ich kann nicht...«
Miss Rosabel zwickte sie erneut, diesmal so fest, dass es gewiss einen blauen Fleck hinterlassen würde.
Clarice konnte das Zeichen schwerlich ignorieren. Sie musste kapitulieren. Er hatte diese Runde gewonnen. Doch es war ihr in ihrem ganzen Leben noch nichts so schwer gefallen, wie die beiden nächsten Worte auszusprechen. »Danke sehr.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, ihr schönstes, königlichstes, vornehmstes Lächeln. »Zu freundlich
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