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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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die sie machte. Am anderen Ende des langen Tischs blieb sie stehen und bedachte den Marquess mit einem tadelnd erhobenen Zeigefinger. »Lord Northcliff, was sind Sie doch für ein böser Neffe, dass es Ihrem Onkel gleich ist, ob Sie leben oder tot sind.«
    Northcliff schaute auf. Sie wusste nicht, was in seinem Kopf vorgehen mochte. Er wirkte unnatürlich ruhig, seine Miene war beinahe ausdruckslos. »Jermyn«, sagte er nur.
    »Was?« Worüber redete er nun schon wieder?
    »Ich heiße Jermyn.« Er legte das Buch auf die Tischkante. »Es würde mich freuen, wenn Sie mich bei meinem Vornamen anredeten.«
    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet, und sie war so überrascht, dass sie ein wenig unsicher wurde. Er Wusste, dass sie an diesem Tag eine Antwort von Mr. Edmondson erwarteten. Eigentlich müsste er sich sofort erkundigen, wie es um seine Freilassung stand. Stattdessen wollte er sich mit ihr unterhalten?
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu, betrachtete ihn und fragte sich, ob die lange Zeit des erzwungenen Nichtstuns seinen Verstand beeinträchtigt hatte. »Mylord, Ihr Vorname interessiert mich nicht.«
    »Ach wirklich? Das ist eigenartig, denn Ihr Name interessiert mich sehr.« Er lehnte sich in den Kissen zurück, und sein mahagonibraunes Haar hob sich prächtig von dem hellen Bezug ab. »Würden Sie ihn mir verraten?«
    »Sie kennen meinen Namen längst.« Wieso lag ihm so viel daran, mehr von ihr zu erfahren?
    War er etwa doch auf ein Geheimnis ihrer Vergangenheit gestoßen?
    Nein, unmöglich. Er war seit nunmehr sechs Tagen in diesem Keller. Wie sollte er da etwas herausgefunden haben?
    Sie warf einen skeptischen Blick auf die Treppe.
    Es sei denn, Miss Victorine hatte geplaudert. Aber die Dame des Hauses hatte gelobt, sich bedeckt zu halten, und Amy vertraute ihr.
    »Bitte nennen Sie mir Ihren richtigen Nachnamen.« Es klang nicht wie eine Bitte, sondern eher wie eine Aufforderung. Der Marquess schien es gewohnt zu sein, dass man ihm aufs Wort gehorchte.
    »Nein.« Gütiger Himmel, nein.
    »Wovor haben Sie Angst?«
    Ja, wovor hatte sie Angst? Sie fürchtete, bei ihrer Rückkehr nach Beaumontagne von einem Leben voller Regeln und Erwartungen erdrückt und in eine unglückliche Ehe gedrängt zu werden. Sie hatte Angst vor der Kugel eines Attentäters. Ihr graute vor dem Tag, die gute Miss Victorine verlassen zu müssen.
    Eigenartigerweise fürchtete sie sich vor dem Einfluss, den Jermyn auf sie ausübte, denn er weckte in ihr Bedürfnisse, die sie nie zuvor verspürt hatte. »Mylord, ich fürchte mich vor nichts und niemandem.« Sie versuchte, die Lüge mit einem Lächeln zu überspielen. »Es gibt Neuigkeiten bezüglich Ihrer Freilassung. Darf ich fortfahren?«
    »Aber sicher«, sagte er und unterstrich die Aufforderung mit einer lässigen Geste. »Ich bitte darum.« Er war auf der Insel Summerwind in einem Cottage mit einer Kette an die Mauer gefesselt. Seine Kleidung war in Unordnung geraten. Sein markantes Kinn wies inzwischen einen stoppeligen Bart auf. Und dennoch gelang es ihm, eine herrschaftliche Aura auszustrahlen, die den tristen Kellerraum und die eines Marquess unwürdige Situation ausblendete. Wie machte er das nur?
    »Ihr Onkel hat sich erneut geweigert, das Lösegeld zu zahlen.«
    »Hatten Sie ernstlich geglaubt, ein törichtes Mädchen wie Sie könne den Marquess von Edmondson oder dessen Vermögensverwalter erfolgreich erpressen?«
    Bei seinem herablassenden Ton erwachte ihre alte Feindseligkeit zu neuem Leben. »Mein Vorhaben ist wohldurchdacht. Sie und Ihr Onkel, Sie denken an der Wirklichkeit vorbei. Und was erdreisten Sie sich, mich ein törichtes Mädchen zu nennen?«
    »Sie sind ein törichtes Mädchen. Sie sind nicht in der Lage, die Kräfte einzuschätzen, die Sie entfesselt haben.« Er lächelte so selbstbewusst, dass sie ihm am liebsten eine schallende Ohrfeige versetzt hätte. »Wenn Sie ein bisschen näher kommen, zeige ich es Ihnen.«
    Kein Zweifel, er würde versuchen, den Wortwechsel in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. »Was sind Sie doch für ein Schuft. Sie misstrauen Frauen.«
    »Warum sollte ich Frauen misstrauen?« Die Frage klang wieder höhnisch, als habe er sein ganzes Leben lang höhnisch gesprochen. »Vielleicht weil Frauen mich gekidnappt und gefangen genommen haben?«
    Sie tat seine Worte mit einer abfälligen Geste ab. »Ich habe das getan. Und ich bin keine typische wohlerzogene englische Frau, und wenn Sie mich als Beispiel heranziehen gehen Sie nur

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