Lost Vampire - Das Ende der Welt
umarmte ihn. „Schön, dass du so spontan Zeit hattest.“
„ Gerne doch.“ Sie sahen sich für einen Sekundenbruchteil in die Augen und er bemerkte eine gewisse Unruhe in ihrem Blick.
„ Das sind jedenfalls meine Freundinnen Issy und Charlotte. Ich glaube, ich hab' dir schon von ihnen erzählt“, stellte sie die Runde vor. Das Mädchen mit den naturblonden Haaren, Charlotte, beugte sich ein Stück nach vorne und blickte ihn interessiert an. Sie wirkte wie ein perfekt inszeniertes Gemälde und ihr dezentes Make-up war farblich exakt auf ihr violettes Kleid abgestimmt.
Issy dagegen stützte unverändert den Kopf auf die Hände und sah ihn eher vorsichtig an. Im Gegensatz zu Charlotte war sie keineswegs so herausgeputzt. Sie sah ein wenig burschikos aus mit ihren kurzen, schwarzen Haaren und dem karierten Hemd, das sie trug.
Dann nickte Ever in Richtung eines schwarzhaarigen Jungen, der Issy erstaunlich ähnlich sah. „Und das ist Issys Bruder Peter, der uns 'verkraftet', weil er wieder kein Geld hat und was trinken will.“
„ Hey, Mann.“ Peter erhob sich halb, um George die Hand zu reichen. Eine Sekunde später sah er Ever böse an. „Du bist ganz schön fies heute.“
„ Freut mich euch kennenzulernen.“ George warf einen Blick auf die Sitzverteilung. Issy und Charlotte hatten sich auf der einen Seite des Tischs ausgebreitet, während Peter neben Ever am Fenster saß. Er hatte schon einen halben Schritt gemacht, um sich einen Stuhl fürs Kopfende zu holen, als Ever ihn zurückhielt.
„ Peter kann wechseln“, waren die Worte, auf welche der Junge erst etwas verwirrt reagierte, sich aber dann kommentarlos erhob und sich neben seine Schwester auf den Stuhl am Kopfende setzte. Ever nahm nun den Fensterplatz in Beschlag und George setzte sich endlich dicht neben sie auf die gepolsterte Bank.
„ Freut uns auch, dass Ever dich nicht mehr vor uns versteckt“, griff Charlotte das Gespräch wieder auf, als sei die kleine Unterbrechung und das Wirrwarr um die Sitzplätze nicht passiert. „Bist du gut in Torch Creek angekommen?“
„ Ich gewöhne mich so langsam an die Umstellung“, antwortete George und versuchte halbwegs elegant seine Arme und Beine mit dem Tisch in Einklang zu bringen. Wie bei praktisch jeder Sitzgelegenheit war die Lehne zu kurz, um sich bequem zurückzulehnen und die Tischplatte zu niedrig, um sich sinnvoll abzustützen. Ein Fluch seiner Existenz, an dem die Jahrhunderte nicht viel geändert hatten. „Es ist sehr viel ruhiger als die Großstadt.“
„ Ich finde es unvorstellbar aus einer Stadt wie Los Angeles hierher zu kommen“, erwiderte Charlotte ohne Pause und verdrehte ein wenig die Augen. „Ich kann es kaum erwarten den Abschluss zu haben und aus dieser Geisterstadt zu flüchten.“
„ Charlotte war gerade noch dabei, eine Aufgabe für die nächste Prüfung zu erklären, bevor du kamst“, warf Ever ein und deutete auf die Blöcke und Bücher, die zwischen vier farbenfrohen Drinks mit zu vielen Strohhalmen und glitzernden Schirmchen sowie einer bereits halb leeren Schale Curly Fries ausgebreitet lagen. Sie rückte beim Erklären näher an George heran, sodass ihre Schultern sich berührten.
„ Oh, damit bin ich fertig, seit es spannendere Themen gibt“, sagte die Blondine grinsend, ohne die Augen von George zu nehmen.
„ Gott sei Dank“, stöhnte Peter. „Ihr seid noch langweiliger, seit ihr eure Prüfungen sogar mit in die Bar nehmt.“
„ Ich erinnere mich entfernt an eine interessante Unterhaltung, bis du wieder mit Autos und Schrottplätzen angefangen hast“, erwähnte Ever beiläufig und nippte unschuldig an ihrem Glas. Die Farbe des Getränks schwamm irgendwo zwischen Dunkelrot und Hellorange.
„ Interessante Kombination“, meinte George fasziniert und deutete auf das Glas.
„ Die ganze Farbpalette der alkoholfreien Karte. Wir versuchen immer, Ben dazu breitzuschlagen, bei einer Runde Bier ein Auge zuzudrücken, wenn seine Eltern nicht da sind, aber er nimmt die Verantwortung ziemlich ernst“, erklärte Charlotte und nickte in Richtung des muskulös gebauten Barkeepers. Ben Jackson sah zufällig auf und grinste Ever an. Er war eine Sandkastenliebe der Gestaltwandlerin und ein Jahr älter als sie. Eine leichte Spannung zwischen den beiden ließ sich nicht übersehen. Doch völlig unbeschwert wirkte der attraktive Surfer-Typ nicht, was sich damit erklärte, dass er im Laden seiner Eltern, Tom und Denise Jackson, arbeitete, anstatt sich einen Job
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