Lost Vampire - Das Ende der Welt
nach seinem Geschmack zu suchen.
„ Ihr wisst ja nur nicht, wie spannend es ist, ein altes Auto wieder fit zu machen“, murmelte Peter halb in sein Glas hinein. Nachdem niemand etwas darauf erwiderte, setzte er hinterher: „George weiß sicher, was ich meine.“
„ Ich verstehe mich nicht sonderlich darauf“, gab der Vampir zu. „Ein Freund in Los Angeles ist allerdings ein richtiger Sammler. War gerade dabei einen GT500 in seiner Garage zusammenzupuzzeln.“
„ Welches Baujahr?“, fragte Peter mit einem Leuchten in den Augen nach und schien zum ersten Mal ganz anwesend. Doch im gleichen Moment hatte er eine andere Idee und wandte sich an Ever: „Hey, dein neuer Freund könnte uns Bier kaufen, Ever!“
„ Oder er könnte es sein lassen“, ging Charlotte dazwischen. „George, stör' dich nicht an ihm. Er hat nur Bremsscheiben, Autolack und Pot im Kopf. Was hast du denn in L.A. gemacht, bevor du hier herkamst?“
Die blonde Freundin arbeitete sich die nächste Stunde mit heller Stimme durch einen regelrechten Fragenkatalog und war sehr bestimmt darin, sich weder von Evers noch von Peters gelegentlichen Einwürfen, unterbrechen zu lassen. George blieb geduldig und erzählte der Runde jene Geschichte, welche er seit seiner Ankunft in Amerika mit geringen Veränderungen stets bereithielt:
Er war sechsundzwanzig, stammte aus einem kleinen Städtchen an der Ostküste und hatte aufgrund seiner italienischen Vorfahren in Rom europäische Kulturgeschichte mit Schwerpunkt altertümliche Waffen und deren Restauration studiert. Nach dem Studium war er in die Staaten zurückgekehrt und hatte sich in Los Angeles als Gutachter und Restaurator für solche Sammlerstücke selbstständig gemacht. Der letzte Teil war nicht einmal gelogen und sein Alter um nicht einmal zweihundertsiebzig Jahre beschönigt.
Während Charlottes Fragen ihn nur am Rande beschäftigten, schenkte der Vampir der schwarzhaarigen Issy deutlich mehr Aufmerksamkeit. Sie sprach wenig, doch sie beobachtete George genau, wann immer sie glaubte, dass er es nicht bemerkte. Ever hatte ihn früh darauf vorbereitet, dass es keine Geheimnisse zwischen ihr und ihrer besten Freundin gab. Was sich auf Issys kindlichem Gesicht abspielte, bewegte sich irgendwo zwischen besorgter Skepsis und ehrlicher Neugier.
Sie grinste zu Ever herüber, als diese angestrengt versuchte, Charlotte hin zum Thema Kleider für den Abschlussball und weg von Georges erster Begegnung mit ihr zu lenken. Ihr Blick wanderte ein Stück und blieb dann gepaart mit einem Lächeln an ihm hängen.
„ Du siehst durstig aus, George“, sagte Issy und schaffte es trotz ihrer ruhigen Stimme die Unterhaltung zu durchschneiden. Sie strich sich durch das kurze Haar und war mit spielerischer Leichtigkeit auf den Beinen und nickte George zu, mitzukommen. „Sollen wir euch was mitbringen?“
„ Danke für die Rettung“, flüsterte George mit einem Schmunzeln. Sie warteten an den Tresen gelehnt auf Ben, um ihre Bestellung aufzugeben. Ihm fiel auf, dass Issy eine Ecke der Bar außer Hörreichweite gewählt hatte und vermutete Absicht dahinter.
„ Nichts zu danken“, entgegnete sie und lächelte zaghaft zurück. „Wenn es dich irgendwie beruhigt: du schlägst dich nicht schlecht.“
„ Ist eure Inquisition ansonsten erbarmungsloser?“, rutschte es ihm heraus, bevor er darüber nachdachte.
„ Charlotte ist manchmal nichts für schwache Nerven, aber sie meint es nur gut.“ Issy kicherte kurz. „Was sich vermutlich auch über die Inquisition sagen ließe.“
„ Ein wenig vor meiner Zeit.“ Es war beruhigend, dass er die Anspielung nicht erklären musste.
„ Schade eigentlich. Ein Zeitzeuge hätte sich gut in meiner Geschichtsprüfung gemacht“, überlegte sie und zupfte an einer Franse ihrer kurzen Haare herum.
Als Ben endlich vor ihnen stand, stellte Issy ihm George vor.
„ Freut mich, dich kennenzulernen! Und was kann ich euch bringen?“, antwortete Ben kurz und nickte George zu.
Als er mit der Bestellung wieder in den Tiefen des Saftregals verschwand, sagte Issy plötzlich: „Ich glaube, du tust Ever gut.“
„ Wie kommst du darauf?“, fragte George überrascht vom Themenwechsel.
„ Ich hab' mitbekommen, wie es ihr in den letzten Jahren ging oder kann es zumindest erahnen“, erklärte Issy, nachdem sie sich noch einige Male verstohlen umgesehen hatte. „Sie ist zwar weiterhin der liebenswerte, freche Tollpatsch, der sie schon im Sandkasten war, aber ich sehe,
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