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Lost Vampire - Das Ende der Welt

Lost Vampire - Das Ende der Welt

Titel: Lost Vampire - Das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth St. John
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wollte Ever wissen.
    Der Wächter atmete tief durch, so als sei Evers Frage äußerst naiv. Dann machte er einige Schritte nach hinten in Richtung Wand.
    „ Sam ist das Gleichgewicht“, sagte er, als sei seine Antwort eine offensichtliche Tatsache. „Und jetzt fangen wir endlich an zu trainieren, Ever. Konzentriere dich auf Gefieder.“
    James ließ keine weiteren Fragen zu und war auch offensichtlich nicht bereit, Antworten zu geben, die Ever verstanden hätte. Resigniert fügte sich die Gestaltwandlerin und dachte an einen wunderschönen Weißkopfadler.

Kapitel 10
    22. Juni. George Tramentes Haus. Abend.
     

    Während das tägliche Training ihr Halt gab, verwendete Ever die Stunden nach Einbruch der Dämmerung, um sich voll und ganz fallen zu lassen. Obwohl sich vieles veränderte, blieb George durch und durch George. Er war eine Insel, die Ebbe und Flut nie ganz erreichten. In seiner Nähe gab es für Ever keinen Grund, auf sich selbst achtzugeben, denn er übernahm diese Aufgabe für sie. Stattdessen tat sie, was ihr in den Sinn kam, um sich wohl zu fühlen und wartete darauf, dass er sie aufhielt, wenn es eine schlechte Idee war.
    Ever mochte es, in Georges Haus zu sein, obgleich das Gebäude eine dramatische Vergangenheit hatte. Viel mehr noch, sie mochte, wie es sich anfühlte, bei ihm zu Hause zu sein. Sie ging nach dem Training im Supermarkt vorbei und kaufte für das Essen ein, nach dem ihr gerade der Sinn stand. Danach lief sie in den letzten Sonnenstrahlen des Tages den Weg zum Haus des Vampirs und ließ sich selbst mit dem Schlüssel hinein, den er ihr gegeben hatte.
    Wenn er noch schlief, lag sie oft für eine Weile bei ihm und lauschte mit einem Ohr der Leere in seiner Brust. Manchmal schweiften ihre Gedanken in dieser Stunde vor dem Sonnenuntergang ab. George erschreckte sich nicht mehr, wenn er statt Ever eine Katze oder einen farbenprächtigen Quilt an seiner Seite vorfand. Hin und wieder wandelte sich einfach nur ihre Haarfarbe oder Größe und er wies sie beim Aufwachen überrascht auf diese Details hin, die ihr selbst manchmal entgingen.
    Später kochte sie, während George am Computer saß und sich mit seiner Arbeit beschäftigte. Sie saßen noch eine Weile zusammen, während Ever aß und erzählten. Gelegentlich ließ sie das Essen stehen, um eng umschlungen mit ihm auf der Couch zu liegen, ihn zu küssen und seine sanften Berührungen auf der Haut zu spüren. George war zärtlich und leidenschaftlich zugleich und in manchen Nächten konnte sie nicht genug von ihm bekommen.
    „ Du kannst mich beißen, wenn du willst“, flüsterte sie an diesem Abend in sein Ohr, als seine Lippen auf ihrem Hals ruhten.
    „ Ich will nicht“, antwortete der Vampir und wirkte irritiert von ihrem Vorschlag.
    „ Vielleicht will ich es“, murmelte sie verführerisch in seine Schulter hinein und leckte frech über seinen Nacken. „Es kann doch nichts passieren? Keine Verwandlung, keine fiese Mutation, oder?“
    „ Nein, das wäre deutlich komplizierter. Du müsstest mein Blut trinken und sterben.“ George schob sich ein Stück von ihr weg und betrachtete sie nachdenklich. „Ich bin froh, nicht mehr von Menschen zu trinken, Ever.“
    „ Ich bin kein Mensch“, erinnerte sie ihn und zog sich näher zu ihm. „Du hast nur Angst, dass irgendwas nicht nach Plan laufen könnte.“
    „ Das habe ich“, gab er ohne ein Zögern zu.
    „ Wieso?“, fragte sie ernst.
    Der Vampir rückte wieder ein Stück von ihr weg und setzte sich aufrecht hin. Dann entschied er, Ever seine Geschichte zu erzählen, damit sie verstand, weshalb er anders war als andere Vampire.
    „ Als ich ein Mensch war, lebte ich in der Republik Venedig. Ich war Schmied – ein sehr guter übrigens – und sämtliche Kaufleute waren verrückt nach meinen verzierten Dolchen. Eines Abends im Jahr 1744 besuchte mich ein offensichtlich sehr reicher Mann auf der Durchreise, der mir ein Bündel Goldmünzen zuwarf – ein Vermögen! Er wollte, dass ich ihm einen speziellen Dolch anfertige, mit eine versilberten Klinge. Solche Sonderanfertigungen waren für mich nicht ungewöhnlich und so zog ich am nächsten Tag los, um das Silber für den Dolch zu kaufen. Beim Überqueren einer Brücke fand ich einen glänzenden Siegelring im Staub liegen. Ich nahm den Ring an mich, um ihn beim Stadtvorsteher abzugeben – nicht wissend, dass am Fundort in der Nacht zuvor ein Mord passiert war. In der Stadt fiel der prächtige Ring in meiner Hand sofort auf und er

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