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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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kümmerte sich um seine Leute! Jeden Sonnabend, den Gott werden ließ, erschien ein Bote aus dem Lager der Holzfäller und machte die Runde bei den Frauen und Eltern der Arbeiter; er zahlte den halben Wochenlohn an die Familien aus; die andere Hälfte wurde den Holzfällern gutgeschrieben; sie wurde erst abgerechnet, wenn die Arbeit getan war. Corrie May gedachte dankbar des Mr. Larne, während sie sich mit dem Mittagsmahl beschäftigte. Heute war Donnerstag und Samstag abend wieder der Geldbote fällig: eine feine Sache, wenn regelmäßig Geld anlangte.
    Sie buk ein süßes Maisbrot und kochte einen Topf Blattkohl mit Reis. Ihr Vater mochte Blattkohl gern; Corrie May lehnte ihn ab. Nach ihrer Meinung schmeckte er wie Löschpapier in Schmalz gesotten; aber sie war daran gewöhnt. Und die Mutter mahnte gleich, ob die Tochter etwa glaube, eines reichen Mannes Kind zu sein, der sich grüne Erbsen und Spargel leisten könne. Zum Lachen ist es doch, dachte Corrie May, während sie den brutzelnden Topf bewachte: die reichen Leute auf den Plantagen, die lassen den Blattkohl wachsen, aber essen tun sie ihn nicht! – Sie pflanzten ihn an in gewaltigen Feldern, große Stauden mit groben rauhen Blättern, so dunkelgrün, daß sie beinahe schwarz aussahen, und fütterten ihre Nigger damit und schickten den Überschuß auf den Markt, ihn billig an arme weiße Leute zu verhökern. Aber wozu soll man sich darüber den Kopf zerbrechen, meinte schließlich Corrie May; sie hob die dampfenden, blattreichen Büschel aus dem Kochtopf, sie zu zerschneiden. Man brauchte sich keine Sorgen zu machen; das Dasein lief munter und glatt dahin bei den Upjohns wie schon seit langem nicht. Und was sagte die Mutter immer: es ist genug, daß ein jeder Tag seine eigene Plage habe!
    Als die Kohlblätter aufgetischt waren, ging sie nach vorn, die Eltern zum Essen zu rufen. Der alte Upjohn saß auf einer Kiste und rauchte seine Pfeife; er redete feierlich daher wie meistens, obgleich ihm niemand weiter zuhörte als seine Frau – und die kannte seine Reden schon und horchte kaum noch hin. »Laßt ihn nur reden«, sagte sie, »mich stört das gar nicht, und man kann so gut stopfen und nähen dabei.«
    »Das Essen steht auf dem Tisch!« verkündete Corrie May.
    »Schon!« sagte die Mutter. »Der Faden ist gleich zu Ende.«
    »Du hilfst deiner Mutter ganz ordentlich!« meinte gnädig der alte Upjohn, erhob sich und klopfte sich die Hosen ab.
    Corrie May zuckte heimlich die Schultern. Solche Redensarten führte er immer im Munde. Dabei konnte er selbst mehr Wehleidigkeiten erfinden als irgendwer sonst – es brauchte nur die kleinste Arbeit zu verrichten sein!
    Die Gasse herauf drang ein scharfer dünner Weheschrei. Corrie May fuhr auf:
    »Wer ist das: Mrs. Gambrell? Was hat sie denn?«
    »Herr im Himmel, ich weiß nicht!« erwiderte Mrs. Upjohn und blickte besorgt die Straße entlang.
    Sie sahen Mrs. Gambrell auf den Stufen vor ihrer Hütte stehen. Ein Mann redete auf sie ein; aber es wollte ihm nicht gelingen, sie zu beruhigen. Mrs. Gambrell hielt sich die Schürze vors Gesicht, wiegte sich auf den Hacken hin und her, hin und her – und weinte und schrie laut dabei:
    »Oh, mein Gott! Ach, Herr im Himmel, erbarme dich! Ach, erbarme dich! Oh, oh, oh!« Immer lauter und gellender.
    Corrie May lief die Straße hinunter. Drei, vier andere Frauen schlossen sich an. Jede wollte wissen, was passiert war. Corrie May langte als erste bei der Weinenden an.
    Sie packte Mrs. Gambrell bei den Schultern und schüttelte sie sanft: »Was ist denn? Was ist denn bloß los? Ist etwas Schlimmes passiert?«
    Mrs. Gambrell schwankte hin und her und klagte laut. Die Stimmen der Nachbarn fielen ein; sie jammerten allesamt aufs tiefste betroffen.
    »Himmel, hilf uns, hilf uns allen!« Mrs. Gambrell ließ die Schürze sinken; sie flatterte zu Boden. »Sie haben ihn mir umgebracht. Meinen Mann! Im Sumpf da unten – mit Fieber! Herr, Herr, erbarme dich meiner kleinen Kinder! Ich hab's ihm ja gesagt! Ich hab's ihm ja gesagt! Er hätte nicht hinzugehen brauchen! Ach, Herr Gott im Himmel! Ach, lieber Gott im Himmel!«
    Corrie May schreckte zurück. Auch die anderen Frauen, die sich um die Klagende drängten, fuhren zurück – die Augen weit aufgerissen in den versorgten Gesichtern. Einen Augenblick schwiegen sie alle still vor Entsetzen. Jetzt erkannten sie auch den Mann, der Mrs. Gambrell die Schreckensbotschaft überbracht hatte; es war derselbe, der samstags pünktlich die

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