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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Gewand gekleidet, das mit schwarzen Rüschen besetzt war. Ein Witwenhäubchen aus schwarzer Seide krönte ihr Haar. Sie führte ein kleines Mädchen an der Hand. Die jungen Leute unter den Säulen erhoben sich sofort in deutlich betonter Ehrerbietung: »Guten Abend, Mrs. Larne!«
    »Guten Abend!« grüßte sie. Die jungen Herren verbeugten sich; Ann sank zu einem tiefen Knicks zusammen. Mrs. Larne küßte sie auf die Wange: »Wie schön, dich zu sehen, mein liebes Kind!«
    Aber es kam ein wenig steif heraus, als wäre es nur eine höfliche Redensart, die wenig bedeutete. Ann antwortete ebenso höflich wie förmlich: »Vielen Dank, Mrs. Larne! Es war sehr liebenswürdig, uns einzuladen!« Sie schien erleichtert, als sie das herausgebracht hatte, beugte sich zu Denis' kleiner Schwester hinab und umfaßte sie: »Und Cynthia, Liebes, wie geht es dir? Du bist ja schon ein großes Mädchen!«
    »Ich bin zehn!« sagte Cynthia stolz.
    »Paß nur auf: du wirst zu einer erwachsenen Dame, ehe du es ahnst. Was hast du für ein reizendes Kleidchen an!« Cynthia blickte hingegeben und dankbar zu ihr auf:
    »Gefällt es Ihnen wirklich, Miß Ann?«
    »Wirklich! Die dunkelroten Bänder stehen wunderhübsch zu deinen schwarzen Haaren. Ich könnte niemals rote Farben tragen.«
    Cynthia schmiegte sich scheu ein wenig enger an die junge Dame: »Darf ich nicht einmal nach Silberwald kommen; ich möchte so gern deine Kleider aus Paris bewundern.«
    »Aber natürlich! Für dich bin ich jeden Tag zu Haus!«
    »Morgen vielleicht? Ich habe ein neues Pony geschenkt bekommen. Ich könnte hinüberreiten.«
    »Schön! Das ist mir recht!«
    »Liebe, liebe Mutter, darf ich morgen Miß Ann besuchen?«
    Mrs. Larne lächelte zärtlich. »Hoffentlich macht sie Ihnen keine Umstände, Ann!«
    »Durchaus nicht, ich habe gern Kinder um mich!«
    Miß Ann Sheramy benimmt sich wirklich wundervoll, fuhr es Corrie May durch den Kopf, wenn auch Mrs. Larne ihr nicht besonders wohl gewogen zu sein scheint. Wie gewählt sie alle redeten, selbst das kleine Mädchen! Sie sprachen die Worte ganz anders aus als die Leute vom Rattletrap Square. Mrs. Larne stellte die Frage: »Denis, wer ist das weiße Mädchen, das da in der Halle wartet?«
    »Um alles in der Welt!« Denis sprang auf. »Das habe ich vollkommen vergessen. Entschuldige mich einen Augenblick, bitte!« Er betrat die Halle und blickte sich um. Corrie May hatte sich hastig in den Schatten der Treppe geflüchtet; vielleicht war es ihnen unangenehm, wenn man sie belauschte.
    Nun kam sie zum Vorschein:
    »Hier bin ich, Mr. Larne!«
    »So, ja! Du bist also die Schwester der beiden jungen Upjohns?«
    »Ja, Herr!« Sie zupfte an ihrem Ärmel herum. »Mr. Larne, ich wäre heut nicht hergekommen, wenn ich gewußt hätte, daß Sie eine Gesellschaft geben.«
    »Oh, keine Gesellschaft! Ein paar Bekannte zum Abendbrot, nichts weiter!«
    Er lächelte sie freundlich und ermunternd an. Ein schwarzer Bedienter ging vorbei; er trug eine Karaffe auf einem Tablett und schöne langstielige Gläser. »Der kurze Brief meines Kontoristen erklärt mir alles, was ich wissen muß, glaube ich«, sagte Denis zu Corrie May.
    »Dann darf er mir also das Geld ausbezahlen?« rief sie dankerfüllt.
    »Ja, ich habe keine Bedenken. Hast du das Zertifikat bei dir, das deiner Brüder Tod beglaubigt?«
    »Was für ein Ding?«
    »Ich meine die Bescheinigung, daß deine Brüder im Lager am Fieber gestorben sind.«
    »O ja, Herr! Hier ist sie!«
    »Danke!« Er zog einen Stuhl von der Wand herbei. »Setz dich ein wenig – der weite Weg muß dich ermüdet haben. Ich schreibe inzwischen die Anweisung aus!«
    Er verschwand in einem der Zimmer neben der Halle. Corrie May setzte sich, strich den Rock glatt und versteckte ihre Füße unter dem Stuhl. Wie wohlerzogen er sie behandelte! Gar nicht hochmütig wie Miß Ann Sheramy! Keine Spur davon! Wahrscheinlich war ihr Vater wirklich im Unrecht, wenn er die reichen Leute verlästerte. Cynthia Larne kam in die Halle; sie zog Ann hinter sich her. Offenbar wollte sie ihr nach der Weise kleiner Mädchen, wenn sie sich einer angebeteten älteren Freundin bemächtigt haben, irgend etwas Kostbares zeigen. Sie rannte so schnell die Halle entlang, daß sie Corrie May gar nicht wahrnahm und beinahe über sie gestürzt wäre.
    »Oh!« rief Ann und bat lachend um Entschuldigung. Cynthia betrachtete Corrie May mit offener Neugier. Offensichtlich war sie den Anblick weißer Mädchen mit Sonnenhüten und nackten Füßen

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