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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Welt? Ich habe heute noch keine Zeitung gelesen.«
    »Nichts Besonderes!« entgegnete Denis. »Mr. Buchanan will sich nicht wieder zur Wahl aufstellen lassen; aus der Kabelverbindung über den Atlantischen Ozean scheint nichts zu werden, und South Carolina möchte wieder einmal aus den Vereinigten Staaten ausscheiden.«
    »Schon wieder?« brummte Jerry und verzog sein äffisches Gesicht. »Solange ich denken kann, scheidet South Carolina aus der Union aus. Ob es diesmal ernst gemeint ist?«
    »Wenn es Ernst ist, weiß es niemand außer ihnen«, sagte Denis. »Im Norden wird South Carolina nicht mehr ernst genommen.«
    Corrie May ahnte nicht, was ›ausscheiden‹ wohl bedeuten mochte. Aber Ann Sheramy machte ihr einiges deutlicher, als sie sich vorsichtig auf der obersten Treppenstufe niederließ, sich an eine Säule lehnte und gemächlich meinte:
    »Ich verstehe nicht, wie South Carolina ein Land ganz für sich allein sein könnte.«
    »Ach, das wollen sie nicht, die Leute aus South Carolina«, erklärte Denis. »Sie haben die Idee, der ganze Süden würde ihnen nachfolgen, wenn sie nur den Anfang machten und aus der Union austräten.«
    »Louisiana auch?« Ann rümpfte die Nase. »Dann müßten wir Zoll für alle die Dinge bezahlen, die wir aus New York bestellen. Mir kommt das nicht sehr gescheit vor.«
    »Ach, es ist nicht ganz so dumm, wie es aussieht«, meinte Denis lächelnd.
    »Glaubst du wirklich?« fragte Jerry.
    »Offen gestanden, ja! Wir bilden eigentlich zwei Nationen!«
    Jerry lehnte sich zurück und reckte sich. »Vater ist aufs schärfste gegen die Trennung vom Norden. Kein Wunder schließlich, nachdem er sein Leben lang der Unionsarmee gedient hat. Er weiß auch eine Reihe vorzüglicher Gründe anzuführen. Er sagt, der Norden würde zu den Waffen greifen, ehe er zuläßt, daß die Union auseinanderbricht.«
    »Daran glaube ich nicht. Der Norden wird schwerlich dafür kämpfen, uns unter Zwang an die Union zu fesseln. Man schätzt uns im Norden ohnehin nicht besonders«, erwiderte Denis.
    Jerry lachte: »Sie schätzen uns nicht; trotzdem wollen sie mit uns im gleichen Staate leben. Darin hat der Oberst recht.«
    Denis lehnte an einer Säule, Ann Sheramy gegenüber; er zog seine Augen von ihr ab, um Jerry einen Blick belustigten Mißfallens zuzuwerfen. »O Jerry, werde nicht sentimental! Wegen ein paar prächtigen Brandreden gegen die Union wird es nicht gleich Krieg geben!«
    Jerry erwiderte trocken: »Sicherlich nicht! Aber wegen ihres Geldbeutels werden sie zur Flinte greifen; das war von jeher der beste Grund, sich gegenseitig umzubringen. Der Norden kann es sich nicht leisten, die Mündung des Mississippi einer fremden Nation zu überlassen; und die Textilfabriken im Norden machen bankrott, wenn sie für die Einfuhren von Rohbaumwolle Zoll bezahlen müssen. So liegen die Tatsachen, und sie bedeuten viel für eine Reihe von einflußreichen Leuten, denen es nicht schwerfallen sollte, die vaterländische Begeisterung zu solcher Siedehitze anzublasen, daß der Krieg einfach nicht mehr aufzuhalten ist.«
    Denis gab nur ein Schulterzucken zur Antwort.
    »Die Männer geraten so leicht in Harnisch!« sagte Ann. Ein weißer schottischer Schäferhund trottete die Säulengalerie entlang und blieb vor Ann schweifwedelnd stehen; sie legte ihm den Arm um den Hals und streichelte seinen schönen Kopf. »Wir wollen uns über etwas Netteres unterhalten. Die Politik langweilt mich schrecklich. Liberale, Demokraten, Konservative, Fortschrittler, Wollköpfe, Silbergraue, Weichmuscheln, Hartmuscheln, Feuerfresser, Abolitionisten und Filibusteros – ich weißt nicht einmal, was auch nur die Hälfte von ihnen eigentlich will. Und ich möchte wetten, daß die Männer nicht viel mehr davon begriffen haben; aber in den Haaren liegen sie sich fortwährend –!«
    Das Gelächter der Herren klang gut gelaunt. Corrie May verstand im einzelnen nicht, worüber geredet wurde, aber sie hörte mit Vergnügen zu! Das Gespräch war von ganz anderer als der ihr sonst gewohnten Art. Ihr Vater benutzte manchmal die gleichen Worte, aber nicht auf die gleiche Weise. Diesen Leuten bereiteten die Ereignisse offenbar nichts weiter als Vergnügen. Wenn nur alle Welt sich höflich und nett benehmen wollte – dann käme alles von selbst ins Gleichgewicht – so klang ihr Gespräch.
    Von oben her vernahm Corrie May das Rauschen von Röcken; eine grauhaarige Dame stieg die Wendeltreppe herab, hoch und würdevoll von Gestalt; in ein weißes

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