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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich eine Stunde später mit Budge auf den Heimweg machte, hielt sie mit ihrer Meinung von der Sache nicht länger hinterm Berge:
    »Paß mal auf, Budge! Ich verstehe schon, wie du über deine Felder und deine Arbeit denkst. Du hast viel geschafft und wirst eine gute Ernte einbringen, und deine Sachen hast du wunderbar in Ordnung. Du kannst stolz darauf sein. Aber wenn Krieg ausbricht, dann muß ein richtiger Mann an die Front und kämpfen!«
    »Corrie May, meine ganze Arbeit wäre vergeblich!« beharrte er. »Selbst wenn ich die Pacht von meiner Löhnung bezahlte, wer soll auf den Feldern das Unkraut jäten, wenn ich nicht mehr zu Hause bin?«
    »Das ist deine Sache!« erwiderte sie verstockt. »Du mußt nicht denken, daß ich dich nicht gern habe, Budge. Ich hab' überhaupt erst heute gemerkt, wie gern ich dich habe. Aber ich möchte mich für meinen Ehemann bei keinem Menschen entschuldigen müssen.«
    Budge stieß einen tiefen Seufzer aus. Dann schwiegen sie beide. Als sie aber am Rattletrap ankamen, als Corrie May sich aufraffte, vom Wagen zu steigen, zog Budge sie nochmals in seine Arme und küßte sie so inbrünstig, daß Corrie May schon drauf und dran war nachzugeben.
    Budge murmelte bedrückt: »Ich versteh' kein Wort von dem, was du sagst. Aber lieben tu' ich dich doch; ich komm' nicht dagegen an, Corrie May!«
    »Ich – ach – ich will's nicht vergessen!« versprach sie. Ihre Stimme klang nicht sehr fest. Sie riß sich aus seinen Armen los und lief ins Haus.

Siebentes Kapitel
I
    I n den Monaten, die folgten, dachte Corrie May viel über die Worte nach, die sie von Budge gehört hatte. Es war zu verstehen, daß er sein eben erst errungenes Anwesen nicht im Stich lassen mochte. Aber schließlich herrschte Krieg im Lande; er warf fast jedermanns Pläne über den Haufen, denn als erstes mußte das Land gerettet werden! Sie liebte die Larnes wahrlich nicht; aber daß Denis Larne schon gleich dem ersten Ruf zu den Waffen gefolgt war, das ließ sich nicht leugnen. Allerdings vermochte sie eine ganze Anzahl reicher Herren aufzuzählen, die nicht bei der Armee standen – Jerry Sheramy zum Beispiel –; das änderte nichts an der Tatsache, daß auch die längst hätten zum Heer stoßen müssen. Denn obgleich alle Welt strahlend die großen Siege bejubelte, welche das Heer der Südstaaten an seine Fahnen heftete, machte der Krieg merkwürdigerweise keine Miene, schon zur Ernte des Zuckerrohrs das Zeitliche zu segnen. Er dauerte und dauerte fort: die Yankees nahmen New Orleans ein und schickten Kanonenboote den Fluß herauf; mehrere Tage lang saß den Negern Angst und Schrecken derart heftig im Gebein, daß selbst die härtesten Aufseher sie nicht bewegen konnten, in der Nähe der Deiche zu arbeiten. Aber die fremden Truppen taten nichts weiter, als den Fluß stromauf zu schleichen, durch Baton Rouge zu marschieren und das Fort der Konföderierten zu Vicksburg schwächlich anzugreifen. Dann zogen sie sich still und eingeschüchtert wieder nach New Orleans zurück. Allem Anschein nach bedeutete dort hocken zu bleiben das einzige, wozu sie sich fähig fühlten.
    Und der Krieg zog sich weiter hin. Nun dauerte er schon so lange; die Yankees bedrohten das Land von allen Seiten. Wer jetzt noch zu Hause blieb und nicht Soldat wurde, der war keinen roten Heller wert – das war Corrie Mays Meinung.
    Bis sie dann eines Tages auf Ardeith ein Gespräch belauschte, durch das ihre Ansicht vom Kriege ins Gegenteil verkehrt wurde.
    Jerry und einige andere Herren waren zum Mittagessen erschienen, saßen im großen Wohnzimmer, da das Essen noch nicht angerichtet war, und unterhielten sich über die Kriegslage wie jedermann sonst und überall. Corrie May war gebeten worden, der alten Mrs. Larne einen bestimmten Schal zu holen; als sie mit dem Tuch ins Zimmer trat, vernahm sie, wie Jerry gerade ausrief:
    »Ich möchte wissen, wie die Yankees sich das vorstellen: vier Millionen Neger in Freiheit setzen? Diesen Haufen Schwarzer auf uns loszulassen – welch ein Wahnsinn wäre das! Die Neger sind unklug wie kleine Kinder!«
    »Das ist es ja!« erwiderte Bertram St. Clair. »Die Leute aus dem Norden vermögen sich nicht vorzustellen, wie ahnungslos und dumm die Neger in Wahrheit sind. Sie glauben …«
    Corrie May hatte Mrs. Larne den Schal um die Schultern gelegt und zog die Tür wieder hinter sich ins Schloß. Sie wußte, daß es den Larnes nicht angenehm war, wenn sie länger als nötig herumstand und die Unterhaltung

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